Jahresrückblick Wirtschaft 2023 ‒ Verarbeitendes Gewerbe in Niedersachsen

Roboterarm in Fabrik
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Die niedersächsischen Unternehmen wurden in den letzten Jahren durch diverse externe Faktoren belastet. In der Reihe Jahresrückblick Wirtschaft 2023 wird der Frage „Wie entwickelte sich die Wirtschaft in Niedersachsen?“ anhand wichtiger Aspekte und Teilbereiche nachgegangen. Das Verarbeitende Gewerbe steht in diesem Teil im Mittelpunkt.

Für die konjunkturelle Entwicklung sowie das Bruttoinlandsprodukt in Niedersachsen hat das Verarbeitende Gewerbe eine hohe Bedeutung. Wie sich der Industriestandort im Jahr 2023 entwickelt hat, beleuchtet dieser Artikel.

Rückgang beim Auftragseingang in Niedersachsen um nominal 4,3%

Das Verarbeitende Gewerbe in Niedersachsen verzeichnete im Jahr 2023 durchschnittlich ein Minus von nominal 4,3% bei den Auftragseingängen. In lediglich vier Monaten des Jahres gab es Zuwächse bei den Auftragseingängen gegenüber dem Vorjahr, wie Abbildung A1 zeigt:

Die Grafik zeigt die nominale Entwicklung der Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe in Niedersachsen in den jeweiligen Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zu 2022 unterteilt nach den Auftragseingängen insgesamt, sowie den Bestellungen aus dem In- und Ausland.
A1 Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe 2023 (Wertindex 2021 = 100) – Veränderung zum Vorjahresmonat in %

Im Juni lag die Wachstumsrate der Auftragseingänge im Vergleich zum Vorjahresmonat nominal bei 18,3%, im Dezember 2023 bei 10,8%, im Februar 2023 bei 3,2% und im November 2023 bei 1,2%. In den übrigen Monaten des Jahres 2023 wurden Auftragsrückgänge verzeichnet. Den stärksten Auftragsrückgang gab es im Mai 2023 mit einem Minus von nominal 22,5% gegenüber Mai 2022.

Inlandsnachfrage beeinflusst Rückgang

Der Rückgang der Auftragseingänge in Niedersachsen wurde insbesondere vom Rückgang der Inlandsnachfrage beeinflusst. Die Orders aus dem Inland nahmen im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr nominal um 6,9% ab, die Auslandsnachfrage ging um 1,8% zurück. Die Auftragseingänge waren bei den

  • Vorleistungsgüterproduzenten (-8,8%),
  • Gebrauchsgüterproduzenten (-42,5%) und den
  • Verbrauchsgüterproduzenten (-1,9%) rückläufig.

Lediglich der Auftragseingang bei den Investitionsgüterproduzenten war positiv (+0,6%).

In den einzelnen Wirtschaftsabteilungen entwickelten sich die Auftragseingänge unterschiedlich. Am stärksten legten die Auftragseingänge nominal in der Herstellung von Metallerzeugnissen (+20,8%) zu, gefolgt von der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (+10,8%) und dem Sonstigen Fahrzeugbau (+6,2%). Das größte Minus bei den Auftragseingängen gab es bei der Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus (-24,3%), gefolgt von der Herstellung von Bekleidung (-22,1%) sowie der Herstellung von chemischen Erzeugnissen (-18,0%).

Im Vergleich zu Deutschland ging der Auftragseingang in Niedersachsen stärker zurück. Nominal lag der Rückgang bei den Auftragseingängen in Deutschland bei 3,4%.

Rückgang beim Auftragseingang in Niedersachsen um preisbereinigt 7,9%

Der Blick in die Zahlen zum preisbereinigten Auftragseingang zeigt ebenfalls eine rückläufige Tendenz. Unter Berücksichtigung der Inflation war bei den Auftragseingängen im Jahresdurchschnitt 2023 ein Rückgang von 7,9% gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Die Inlandsnachfrage ging dabei um 9,3% zurück, die Auslandsorders sanken um 6,6%.

Preisbereinigt gab es lediglich in zwei Monaten des Jahres 2023 Zuwächse bei den Auftragseingängen gegenüber dem Vorjahr, wie Abbildung A2 zeigt:

Die Grafik zeigt die preisbereinigte Entwicklung der Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe in Niedersachsen in den jeweiligen Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zu 2022 unterteilt nach den Auftragseingängen insgesamt, sowie den Bestellungen aus dem In- und Ausland.
A2 Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe 2023 (Volumenindex 2021 = 100) – Veränderung zum Vorjahresmonat in %

Im Juni 2023 stieg der Auftragseingang um 14,8% gegenüber dem Juni 2022 und im Dezember 2023 um 7,1% gegenüber dem Vorjahresmonat. In den übrigen Monaten 2023 wurden negative Veränderungsraten beim preisbereinigten Auftragseingang verzeichnet. Am stärksten war der Rückgang der Auftragseingänge im Mai 2023: um mehr als ein Viertel (-26,3%) gegenüber Mai 2022.

Minus bei Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen in Niedersachsen

In den einzelnen Branchen sah es im Jahr 2023 wie folgt aus: Negative Veränderungsraten gab es unter anderem bei der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (-9,7%), im Maschinenbau (-9,9%), der Metallerzeugung und -bearbeitung (-9,8%) sowie der Herstellung von chemischen Erzeugnissen (-17,9%).

Zuwächse gab es im Sonstigen Fahrzeugbau (+6,2%), der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (+4,8%) sowie der Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen (+0,7%). Nahezu unverändert blieb der preisbereinigte Auftragseingang bei der Herstellung von Metallerzeugnissen (+0,1%).

52,8% des Auftragsvolumens aus dem Ausland

Insgesamt kamen im Jahr 2023 52,8% des Auftragsvolumens aus dem Ausland und damit 1,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Von allen Auslandsaufträgen wurden dabei 44,3% aus Ländern der Eurozone und damit ohne Wechselkursrisiko geordert.

Die Wirtschaftszweige mit den höchsten Anteilen an Auslandsaufträgen waren im Jahr 2023

  • die Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen (71,0%),
  • die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen (67,4%) sowie
  • der Sonstige Fahrzeugbau (63,5%).

Umsatzplus von 2,8% im Verarbeitenden Gewerbe in Niedersachsen

Erneut positiv entwickelten sich 2023 die Umsätze (vgl. Abbildung A3). 2023 stiegen bei den niedersächsischen Betrieben im Verarbeitenden Gewerbe die Umsätze um durchschnittlich 2,8% gegenüber dem Vorjahr. Ein Umsatzplus wurde unter anderem bei der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie sonstiger Fahrzeugbau (+15,3%), im Maschinenbau (+4,2%) sowie der Elektrotechnik (+2,5%) erzielt.

Die Grafik zeigt die Entwicklung von Beschäftigung und Umsatz im Verarbeitenden im Jahr in Niedersachsen im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 unterteilt nach Branchen.
A3 Entwicklung von Beschäftigung und Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe 2023 – Veränderung gegenüber 2022 in % –

Die größten Umsatzrückgänge verzeichneten die Wirtschaftszweige Papier und Druckgewerbe (-19,7%) sowie die Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen (-17,8%).

Auslandsumsätze nahmen leicht zu

Von den gesamten Umsätzen im Jahr 2023 wurden 48,5% im Auslandsgeschäft getätigt. Der Anteil der Auslandsumsätze nahm damit um 0,9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr zu. Den überwiegenden Anteil an den Auslandsumsätzen hatten mit 56,4% auch im Jahr 2023 Länder außerhalb der Eurozone.

Die Entwicklung der Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe in Niedersachsen stieg stärker an als im Bundesdurchschnitt. Für ganz Deutschland wurde im Jahr 2023 ein Umsatzplus von 0,6% im Vergleich zum Vorjahr erzielt.

Anstieg der tätigen Personen im Verarbeitenden Gewerbe in Niedersachsen um 0,6%

Die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe stieg im Jahr 2023 um 0,6% auf 509.251 tätige Personen. Gegenüber dem Vorjahr gab es unter anderem einen Beschäftigtenzuwachs in der Elektrotechnik (+3,4%) und dem Maschinenbau (+2,6%) (siehe Abbildung A3). Den stärksten Rückgang bei den tätigen Personen gab es mit -2,6% im Papier- und Druckgewerbe.

Die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland stieg stärker an als in Niedersachsen, das Plus lag bei 1,1%.

Verarbeitendes Gewerbe in Niedersachsen wird dominiert vom Fahrzeugbau

Die Branchenstruktur des Verarbeitenden Gewerbes in Niedersachsen wurde im Jahr 2023 erneut vom Fahrzeugbau dominiert. In diesem Wirtschaftszweig wurde ein Anteil von 44,6% am Gesamtumsatz im Verarbeitenden Gewerbe erzielt (siehe Abbildung A4). Gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies eine Steigerung um 4,9 Prozentpunkte. Danach folgten das Ernährungsgewerbe einschließlich der Tabakverarbeitung (17,1%) und die Metallerzeugung und -bearbeitung einschließlich der Herstellung von Metallerzeugnissen (8,3%).

Die Grafik zeigt die Branchenstruktur des Verarbeitenden Gewerbes in Niedersachsen nach Umsatzanteilen im Jahr 2023.
A4 Branchenstruktur des Verarbeitenden Gewerbes 2023 nach Umsatzanteilen

Fazit

Das Verarbeitende Gewerbe in Niedersachsen verzeichnete sowohl nominal (-4,3%) als auch preisbereinigt (-7,9%) Auftragsrückgänge im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr. Der Abwärtstrend wurde insbesondere durch die Abnahme bei den Bestellungen aus dem Inland begünstigt. Die Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe in Niedersachsen nahmen 2023 um 2,8% im Vergleich zu 2022 zu, die Zahl der tätigen Personen stieg um 0,6%. Der Fahrzeugbau dominierte auch im Jahr 2023 die Branchenstruktur im Verarbeitenden Gewerbe in Niedersachsen mit einem Umsatzanteil von 44,6%.


Jahresrückblick Wirtschaft 2023