Tierhaltung und tierische Erzeugung in Niedersachsen 2023

Wie entwickelten sich die Bestände von Rindern, Schweinen und Schafen 2023 in Niedersachsen? Wie viele Eier wurden erzeugt – und wie viel Fisch und Muscheln produziert? Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die niedersächsische Landwirtschaft im Jahr 2023 für die Bereiche Tierhaltung und tierische Erzeugung.

Tierhaltung und tierische Erzeugung in Niedersachsen 2023 – Jahresrückblick Landwirtschaft Teil 3. Mehrere Kühe stehen nebeneinander auf einer Weide.
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Jahresrückblick Landwirtschaft Teil 3

Rinderbestand in Niedersachsen weiter rückläufig

Der klare Trend zur Abnahme der Bestände in der Rinderhaltung blieb trotz eines leichten Zuwachses im November 2022 und Mai 2023 deutlich erkennbar. So nahm in Niedersachsen die Anzahl gehaltener Rinder bereits in den vergangenen Jahren ab. Auch die Anzahl der Betriebe verringerte sich von 20.567 im Mai 2018 auf 18.625 im November 2023 (-9,4%). Die durchschnittliche Anzahl von Tieren pro Betrieb verringerte sich in den letzten sechs Jahren von durchschnittlich 125 auf 124 Tiere.

Rinderbestand in Niedersachsen seit 2018, trotz leichter Zunahme im Jahr 2022, deutlicher Trend zum Rückgang
A1 Rinderbestand in Niedersachsen 2018 bis 2023

Von den insgesamt 2,32 Mio. Rindern in Niedersachsen im Jahr 2023 waren rund 783.835 Milchkühe (Stand: November 2023). In den letzten sechs Jahren nahm auch die Anzahl der Milchkühe um 8,9% ab. Von 9.399 Betrieben im Mai 2018 hielten sechs Jahre später noch 7.569 Betriebe (-19,5%) Milchkühe. Pro Betrieb wurden im November 2023 rund 104 Milchkühe gehalten. Das waren rund 12 Tiere mehr als noch im Jahr 2018. Dies spiegelt den anhaltenden Trend zu größeren und damit rentableren Haltungen wider. Der Strukturwandel von kleineren zu größeren Betrieben zeigt sich damit nochmals deutlich. Insbesondere aufgrund niedriger Gewinnspannen und gestiegener Auflagen wie der Reduktion der Anbindehaltung stellen viele Betriebe die Milchkuhhaltung ein.

Milchkuhbestand in Niedersachsen seit 2018, trotz leichter Zunahme im Jahr 2022, deutlicher Trend zum Rückgang.
A2 Milchkuhbestand in Niedersachsen 2018 bis 2023

Schweinehaltung in Niedersachsen geht ebenfalls zurück

Ebenfalls rückläufig ist die Zahl der niedersächsischen Betriebe mit Schweinehaltung. Innerhalb des zehnjährigen Zeitraums von 2013 bis 2023 entsprach der Rückgang 43,7%. Die Anzahl der Tiere sank im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 0,6%. Allerdings ist der Rückgang schwächer als noch im Vorjahr. So wurden im Jahr 2023 rund 7,0 Mio. Tiere und im Vorjahr 7,1 Mio. Schweine gezählt. Die wirtschaftlich angespannte Lage durch geringeren Absatz im In- und Ausland sowie gestiegene Produktionskosten ließ vielen Betrieben nur die Wahl zwischen Aufgabe bzw. Aussetzen oder Vergrößerung des Betriebs für mehr Effizienz.

Während im Jahr 2013 ein Betrieb mit Schweinehaltung in Niedersachsen rund 1.221 Tiere hielt, umfasste der Tierbestand pro Betrieb im Jahr 2023 schon etwa 1.740 Schweine. Rund ein Viertel der gehaltenen Tiere waren heute wie früher Ferkel – ein über die Jahre hinweg stabiles Verhältnis.

Entwicklung der Schweinehaltung in Niedersachsen von 2013 bis 2023. Der deutliche Trend ist ein Rückgang an Tieren sowie Betrieben.
A3 Entwicklung der Schweinehaltung in Niedersachsen 2013 bis 2023

Wechselhafte Entwicklung der Schafhaltung

Die Novemberzählung der Schafhaltung wird seit dem Jahr 2011 durchgeführt. Die Bestände der Schafe in Niedersachsen gingen nicht wie bei den Rindern und Schweinen kontinuierlich zurück, sie haben sich aber in den letzten Jahren durch verschiedene Einflussfaktoren immer wieder verändert. Zunächst wurde die Schafhaltung im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen als Pflege der Kulturlandschaft und des Dauergrünlands anerkannt und dementsprechend gefördert. In den Jahren danach sorgte der Wolf zunehmend für große Unsicherheiten. Maßnahmen zum Schutz der Tiere sind aufwendig und teuer und brachten viele Betriebe zur Aufgabe der Schafhaltung. Aus diesen Gründen sank sowohl die Anzahl der Tiere als auch der Betriebe seit dem Jahr 2018.

Nach 2020 erholten sich die Bestände jedoch wieder. Ein Grund hierfür sind möglicherweise die seit 1. September 2021 als Übergang eingeführten Fördermaßnahmen in Niedersachsen. Seit 2024 greifen Förderungen der neuen GAP (Gemeinsame Agrarpolitik der EU)-Verordnung. Insbesondere auf der Mutterschafhaltung liegt dabei ein besonderer Fokus.

Betriebe mit Schafhaltung und Anzahl der Tiere von 2019 bis 2023. Zunahme von Betrieben und Tieren nach 2020.
A4 Betriebe mit Schafhaltung und Anzahl der Tiere in Niedersachsen 2019 bis 2023

Im Jahr 2023 hielten in Niedersachsen 1.040 Betriebe insgesamt 171.700 Schafe, von denen 51.900 im November unter einem Jahr alt waren. Die Anzahl aller Schafe nahm damit zum Vorjahr um 5,7% zu. Auch die Anzahl der Betriebe stieg zum Vorjahr um 6,8%. 28 Betriebe in Niedersachsen hatten eine Größe von 1.000 und mehr Tieren, das ist ein Betrieb weniger als im Vorjahr. Fast drei Viertel aller Schafe wurden in den Regionen Weser-Ems und Lüneburg gehalten.

Eiererzeugung in Niedersachsen – mehr Freiland- und Ökoeier

In den niedersächsischen Betrieben mit mindestens 3.000 Haltungsplätzen wurden im Jahr 2023 auf rund 19,5 Mio. Stallplätzen durchschnittlich 17,1 Mio. Legehennen zur Produktion von Konsumeiern gehalten. Im Vergleich der vergangenen drei Jahre zeigte sich in Niedersachsen ein deutlicher Anstieg an Betrieben mit Legehennenhaltung (+6,6%). Dementsprechend steigerte sich auch die Anzahl der Haltungsplätze für Legehennen um durchschnittlich 4,7% seit dem Jahr 2021.

Haltungsplätze und Anzahl der Betriebe in Niedersachsen seit 2021: Anstieg der Betriebe und Haltungsplätze.
A5 Haltungsplätze und Anzahl der Betriebe mit Legehennenhaltung in Niedersachsen im Jahresverlauf 2021 bis 2023

Die Größe der Bestände an Legehennen sowie die Produktion von Eiern können über den Jahresverlauf stark schwanken. Zum einen kann aufgrund des kurzen Lebenszyklus der Tiere schnell auf den Markt reagiert werden, zum anderen wirken sich hier auch externe Faktoren aus, wie zum Beispiel Vogelkrankheiten. Im Allgemeinen ist die Gefahr durch Vogelgrippe für die Bestände im Frühjahr und im Herbst aufgrund vorbeiziehender Wildvögel größer.

Legehennenbestand und Eierproduktion im Jahresverlauf: Starke Schwankungen dennoch Trend zu mehr pro-duzierten Eiern.
A6 Legehennenbestand (oben) und Eierproduktion (unten) in Niedersachsen, jeweils im Jahresverlauf 2021 bis 2023

Neben einem Trend hin zu mehr Betrieben und produzierten Eiern zeigte sich 2023 in Niedersachsen ebenfalls ein Zuwachs an Freilandhaltung sowie an ökologischer Erzeugung. Rund die Hälfte der Tiere (49,1%) stand in Bodenhaltung (8,4 Mio.). Im Freiland wurden 25,9% der Tiere gehalten und 15,5% in ökologischer Erzeugung. Die Freilandhaltung lag im Jahr 2022 noch bei einem Anteil von 23,2%.

Anzahl der Haltungsplätze nach Haltungsformen bei Legehennen seit 2019. Rückgang der Bodenhaltung zugunsten von Freilandhaltung und ökologischer Haltung.
A7 Anzahl der Haltungsplätze bei Legehennen nach Haltungsformen in Niedersachsen 2019 bis 2023

Bei durchschnittlich 25 Eiern pro Henne und Monat wurden 2023 in Niedersachsen monatlich rund 434 Mio. Eier gelegt. Damit verringerte sich die Eierproduktion in Niedersachsen im Vergleich zum Vorjahr um ca. 0,2%.

Aquakultur: Muschelzucht in Niedersachsen in Gefahr

Die Erzeugung in Aquakulturen wird seit 2011 jährlich als Totalerhebung ermittelt. Die Daten der Aquakulturerhebung stehen aufgrund des Stichtages am 31. Dezember später zur Verfügung als die zur Tierhaltung und zu tierischer Erzeugung. Die aktuellen Zahlen sind aus dem Jahr 2022, in dem 111 niedersächsische Betriebe knapp über 3.866 Tonnen Aquakulturerzeugnisse produzierten. Davon wurden 95 Tonnen von drei Betrieben ökologisch erzeugt. Zu den Aquakulturerzeugnissen zählen unter anderem

  • Fische,
  • Weichtiere wie Muscheln,
  • Krebstiere und
  • Algen.

Niedersachsen lag auch im Jahr 2022 trotz eines Rückgangs von 0,04% deutschlandweit an der Spitze der Aalproduktion. Sie machte mit rund 1.158 Tonnen etwa 42% der gesamten Fischproduktion von 2.751 Tonnen aus. Insgesamt erzeugten 104 Betriebe Fisch.

Erzeugung im Jahr 2022: An erster Stelle Europäischer Aal (1.157.500 kg), gefolgt von Lachsforelle (858.139 kg) und Regenbogenforelle (298.678 kg)
A8 Erzeugung in Aquakultur in Niedersachsen 2022, Erzeugte Menge in Kilogramm

Neben Fisch spielt die Produktion von Weichtieren – insbesondere von Muscheln – in Niedersachsen eine wichtige Rolle. Diese nahm jedoch auch im Jahr 2022 weiter ab und sank im Vergleich zum Vorjahr um 8,6%. Obwohl die Zucht von Muscheln stets von „guten“ und „schlechten“ Jahren geprägt ist, ist der Abwärtstrend alarmierend. Die Gründe sind dabei vielfältig: Zum einen schränkte die COVID-19-Pandemie zeitweise die Arbeit der Betriebe ein, zum anderen beeinträchtigen Bautätigkeiten im Meer wie Kabelverlegung oder Hafenausbau immer wieder die niedersächsischen Muschelbänke. Hinzu kommen Belastungen des Ökosystems durch den Klimawandel. Auch vermehrte Extremwetterereignisse wie Stürme können die Muschelsaat beeinträchtigen. Weiterhin bedrängen invasive Arten wie die pazifische Auster, die vom Menschen zur Züchtung ausgebracht wurde, die heimischen Muscheln.

Starker Rückgang der Muschelerzeugung zwischen 2015 und 2022. Von knapp 4000 Tonnen auf rund 1000 Tonnen.
A9 Entwicklung der Muschelerzeugung in Niedersachsen von 2015 bis 2022

Fazit

In den niedersächsischen Rinder- und Schweinehaltungen zeichnete sich auch 2023 sowohl bei den Beständen als auch bei den Betrieben ein abnehmender Trend ab. Der Tierbestand pro Betrieb sank in der Rinderhaltung leicht, während er in der Schweinehaltung wie in den vergangenen Jahren anstieg. Die Anzahl der gehaltenen Schafe in Niedersachsen nahm im Vergleich zum Vorjahr zu, ebenso wie die Zahl der Haltungsplätze für Legehennen. In der Aquakultur sank die Produktion 2023 im Vergleich zum Vorjahr, besonders stark betroffen war die Muschelzucht.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema gibt es auf der Webseite des LSN:


Jahresrückblick Landwirtschaft 2023