Jahresrückblick Wirtschaft 2023 – Gesamtwirtschaftliche Entwicklung, Erwerbstätigkeit und Außenhandel

Würfel auf denen Wirtschaftssymbole abgebildet sind liegen auf Münzstapeln.
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Die niedersächsischen Unternehmen wurden in den letzten Jahren durch diverse externe Faktoren belastet. Im Jahresrückblick Wirtschaft 2023 wird der Frage „Wie entwickelte sich die Wirtschaft in Niedersachsen?“ anhand wichtiger Aspekte und Teilbereiche nachgegangen – hier im Hinblick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, die Arbeitslosenzahl sowie den Außenhandel.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen (Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung)

Die niedersächsische Wirtschaftsleistung stieg im Jahr 2023 entgegen dem Bundestrend moderat an. So zeigte sich für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Niedersachsens auf Basis der vorläufigen Fortschreibung ein nominaler Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6,8% gegenüber dem Vorjahr auf rund 363 Mrd. € (vgl. Tabelle T1). Real, also preisbereinigt, erhöhte sich das BIP 2023 aber nur um 0,2% gegenüber 2022 (vgl. Abbildung A1).

Die Bruttowertschöpfung (BWS) in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Fischerei wuchs 2023 real um 1,4%. Im Produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe ging sie um 0,8% zurück, wobei sie im Verarbeitenden Gewerbe um 1,2% stieg. Die BWS des Baugewerbes wuchs um 0,9% und die der Dienstleistungsbereiche um 0,8% – wobei die Spannweite von +0,4% (Handel, Gastgewerbe und Verkehr) bis zu +1,7% (Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen) reichte.

Die Wirtschaft Niedersachsens (real +0,2%) entwickelte sich – gemessen am BIP – robuster als die gesamtdeutsche Wirtschaft. Die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik Deutschland sank im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr real um 0,3%.

Die Grafik zeigt die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorjahr im Zeitraum von 2016 – 2023.
A1 Bruttoinlandsprodukt in Niedersachsen – Reale Veränderung zum Vorjahr

BIP-Deflator auf 6,6 Prozentpunkte gestiegen

Bemerkenswert ist die als BIP-Deflator bezeichnete Differenz zwischen der realen und nominalen BIP-Entwicklung. Dieser Wert ist in Niedersachsen 2023 gegenüber 2022 nochmals auf 6,6 Prozentpunkte gestiegen und lag damit so hoch wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Er ist ein deutliches Indiz für die steigenden Preise – sowohl für Konsumentinnen und Konsumenten als auch für die Erzeugerinnen und Erzeuger. Wie im Vorjahr fiel diese Differenz im Baugewerbe besonders hoch aus. Hier bestand 2023 zwischen der nominalen Entwicklung von 17,2% und der preisbereinigten Entwicklung von 0,9% ein Abstand von 16,3 Prozentpunkten.

Erwerbstätigkeit in Niedersachsen 2023

Die Zahl der Erwerbstätigen in Niedersachsen lag im Jahr 2023 bei rund 4,2 Mio. Damit stieg sie gegenüber dem Vorjahr um 0,7%, wie auch im Bundesdurchschnitt (+0,7%) (vgl. Tabelle T2).

Bei den Erwerbstätigen gab es die stärksten Zuwächse gegenüber dem Vorjahreszeitraum im Baugewerbe (+1,1%), im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (+1,2%) sowie im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit, private Haushalte (+0,7%). Das Produzierende Gewerbe konnte ein leichtes Wachstum (+0,4%) verbuchen, die Zahl der Erwerbstätigen im Vearbeitendenden Gewerbe blieb nahezu konstant. Analog zu den Vorjahren entwickelte sich die Zahl der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei rückläufig (-0,3%).

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Arbeitsort Niedersachsen stieg gegenüber dem Vorjahr zum Stichtag 30. Juni 2023 nur marginal auf 3,13 Mio. Personen (+0,6%). Auch die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten nahm weiter zu und zwar auf knapp 451.000 Personen (+1,8%).

Arbeitsvolumen stieg auf 5,6 Mrd. Arbeitsstunden

Das Arbeitsvolumen, also die Summe aller geleisteten Arbeitsstunden in Niedersachsen, stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 0,3% auf 5,6 Mrd. Arbeitsstunden. Im Baugewerbe wurde ein Stundenzuwachs von 0,1% gegenüber dem Vorjahr verzeichnet: Die rund 421 Mio. geleisteten Stunden stellten einen neuen Höchstwert dar. Ebenfalls positiv entwickelte sich das Arbeitsvolumen im Dienstleistungsbereich (+0,5%). Rückläufig waren die geleisteten Arbeitsstunden unter anderem im Verarbeitenden Gewerbe. Sie gingen im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 0,3% auf 931 Mio. Stunden zurück.

Arbeitslosigkeit in Niedersachsen auf Bundesniveau

Im Dezember 2023 waren 5,7% aller zivilen Erwerbspersonen in Niedersachsen arbeitslos (vgl. Tabelle T3). Im Bundesgebiet lag diese Quote ebenfalls bei 5,7%. Auch im Jahresdurchschnitt (JD) 2023 lag die Arbeitslosenquote in Niedersachsen bei 5,7% und war damit um 0,4 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.

In einer Zeitreihe betrachtet, zeigt die durchschnittliche Arbeitslosenquote von 2009 – 2019 eine konstant rückläufige Entwicklung. Seit 2019 gab es zwei Jahre mit deutlichen Steigerungen, nämlich 2020 und 2023.

Die Grafik zeit die Entwicklung der jahresdurchschnittlichen Arbeitslosenquote in Niedersachsen von 2009 bis 2023. Es zeigt sich eine konstant rückläufige Entwicklung. Seit 2019 gab es zwei Jahre mit deutlichen Steigerungen, nämich 2020 und 2023.
A2 Entwicklung der Arbeitslosenquote in Niedersachsen (Jahresdurchschnitt)

Regionale Unterschiede der Arbeitslosenquoten

Regional gesehen gab es auch im Jahr 2023 deutliche Unterschiede bei der Arbeitslosenquoten (vgl. Tabelle T4 und Abbildung A3). In allen Landkreisen und kreisfreien Städten bis auf Emden (welche einen Rückgang von 0,5% aufwies) stieg im Jahr 2023 die Zahl der Arbeitslosen an, am deutlichsten in der Grafschaft Bentheim (+23,8%). Trotzdem verzeichnete die Grafschaft Bentheim mit 3,2% die geringste Arbeitslosigkeit, gefolgt von den Landkreisen Emsland (3,3%) und Oldenburg sowie Osnabrück (jeweils 3,4%).

Die höchsten Arbeitslosenquoten wurden 2023 in den kreisfreien Städten Wilhelmshaven (11,0%), Delmenhorst (10,3%) und Salzgitter (9,5%) verzeichnet.

Die Grafik zeigt die regionalen Arbeitslosenquoten im Durchschnitt des Jahres 2023 auf Ebene der Landkreise.
A3 Arbeitslosenquoten in den kreisfreien Städten und Landkreisen/Region Niedersachsens

In der regionalen Gesamtschau herrschte vor allem in den westlichen Landkreisen Niedersachsens sowie östlich von Bremen eine eher geringe Arbeitslosigkeit vor. Höhere Arbeitslosigkeit war in einigen kreisfreien Städten sowie in den eher südlichen Landkreisen Niedersachsens anzutreffen.

Außenhandel: Exporte Niedersachsens im Jahr 2023

Einen weiteren wichtigen Part der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung stellt der Außenhandel Niedersachsens dar. Der nominale Wert der niedersächsischen Exporte stieg 2023 gegenüber dem Vorjahr um 1,5% auf rund 100,7 Mrd. Euro. Im Ernährungsgewerbe konnten die Exporte um 1,7% gesteigert werden, in der gewerblichen Wirtschaft gab es einen leichten Rückgang von 1,1%. Innerhalb des Jahres 2023 entwickelten sich die Ausfuhren nicht einheitlich; die Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahresmonat zeigten weder für Niedersachsen noch Deutschland einen eindeutigen Trend (vgl. Tabelle T5 und Abbildung A4).

Hinsichtlich der wichtigsten Warengruppen, die aus Niedersachsen exportiert wurden, blieb das Bild auch 2023 gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert. Motor des Exports waren vor allem die Warengruppen Lastwagen/Spezialfahrzeuge (+35,0%) und Personenkraftwagen/Wohnmobile (+25,9%). Letztere sind mit einem Anteil von 15,8% und einem Volumen von 15,9 Mrd. Euro auch die dominierende Warenuntergruppe an der Gesamtausfuhr. Dahinter folgte der Export von Fahrgestellen, Karosserien, Motoren und Teilen/Zubehör mit einem Wert von 8,0 Mrd. Euro (+4,8%) und die Ausfuhr von Geräten zur Elektrizitätserzeugung und -verteilung mit 4,5 Mrd. Euro (-6,3%).

A4 Veränderung der monatlichen Ausfuhr 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat

EU-Länder Hauptbestimmungsziel der niedersächsischen Exporte

Hauptbestimmungsziel der Exporte waren 2023 nach wie vor die Länder der EU, in die 62,8% der Ausfuhren aus Niedersachsen gingen. Die intensivsten Handelsbeziehungen hatte Niedersachsen innerhalb der EU nach wie vor mit den Niederlanden, Frankreich und Polen. Die Exporte in die Niederlande gingen zwar deutlich zurück (-9,7%), aber dennoch bleiben die Niederlande mit einem Volumen von 10,4 Mrd. Euro die wichtigte Destination niedersächsischer Ausfuhren. Die Exporte nach Frankreich stiegen um 5,1% auf 7,8 Mrd. Euro, die nach Polen um 4,3% auf 6,9 Mrd. Euro. Gegenüber den meisten anderen EU-Ländern stieg das Exportvolumen.

Während das Exportvolumen in die EU im Vergleich zu 2022 leicht um 0,1% abnahm, wuchs es gegenüber der übrigen Welt um 4,4% an. Wichtigste Abnehmer niedersächsischer Erzeugnisse außerhalb der EU waren im Jahr 2023 die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich mit einem Ausfuhranteil von 6,8% bzw. 6,0%. Einen starken Zuwachs bei der Ausfuhr niedersächsischer Waren gab es im Handel mit Brasilien (+47,5%), einen deutlichen Rückgang beim Export in das Vereinigte Königreich (-7,8%). Die Russische Föderation, einst wichtiger Handelspartner, ist nach einem deutlichen Einbruch im Vorjahr im Jahr 2023 nicht mehr in der Liste der 10 wichtigsten Exportländer verzeichnet.

Fazit

Trotz der vielen Belastungen der letzten Jahre für die Unternehmen in Niedersachsen wie die Corona-Pandemie, gestörte Lieferketten, Handelssanktionen gegenüber Russland und gestiegene Energiepreise wuchs das niedersächsische BIP 2023 real um 0,2%. Das Verarbeitende Gewerbe zeigte sich robust, in den Dienstleistungsbereichen war eine moderate Zunahme der Bruttowertschöpfung zu verzeichnen.

Die Arbeitslosenquote in Niedersachsen lag im Jahresdurchschnitt 2023 bei 5,7% und war damit um 0,4 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Eine eher geringe Arbeitslosigkeit herrschte in den westlichen Landkreisen Niedersachsens sowie östlich von Bremen vor. Höhere Arbeitslosigkeit war in einigen kreisfreien Städten sowie in den eher südlichen Landkreisen Niedersachsens anzutreffen.

Die niedersächsischen Exporte stiegen im Jahr 2023 um 1,5% gegenüber dem Vorjahr. Bedeutendster Handelspartner bleiben trotz rückläufiger Ausfuhren die Niederlande. Wichtigste Exportdestination niedersächsischer Waren außerhalb der EU bleiben die Vereinigten Staaten.


Jahresrückblick Wirtschaft 2023