Jahresrückblick Wirtschaft 2023 ‒ Baugewerbe und Bautätigkeit in Niedersachsen

Draufsicht auf einen Baugrund aus gelbem Sand, der gerade verdichtet wird.
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Die Corona-Pandemie, Handelssanktionen gegenüber Russland und hohe Energiepreise belasteten die niedersächsischen Unternehmen in den letzten Jahren. Die Beitragsreihe „Jahresrückblick Wirtschaft 2023“ beleuchtet die Frage „Wie hat sich die Wirtschaft in Niedersachsen entwickelt?“ anhand wichtiger Aspekte und Teilbereiche. Dieser Teil behandelt das Thema „Baugewerbe und Bautätigkeit“.

Niedersächsisches Bauhauptgewerbe 2023: Plus bei Umsätzen, Minus bei Beschäftigung

Das niedersächsische Bauhauptgewerbe erwirtschaftete im Jahr 2023 einen baugewerblichen Umsatz in Höhe von 14,1 Milliarden Euro. Damit stieg der Umsatz in den Betrieben des Baugewerbes mit 20 und mehr tätigen Personen um 5,0% gegenüber dem Vorjahr. Die Beschäftigung, gemessen an den tätigen Personen, ging jedoch leicht zurück. Im Juni 2023 – zum Stichtag der Erhebung – waren 102.016 Personen im niedersächsischen Bauhauptgewerbe tätig und damit 0,3% weniger als im Vorjahresmonat (vgl. Tabelle T1).

T1 Entwicklung der Beschäftigung im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe 2023

WirtschaftszweigJuni 2023Veränderung zum Juni
2022 in %
Bauhauptgewerbe insgesamt102.016-0,3
darunter
41.20.1
Bau von Gebäuden (ohne Fertigteilbau)
28.025-4,4
42.11.0
Bau von Straßen
10.425+1,0
42.21.0
Rohrleitungstiefbau, Brunnenbau u. Kläranlagenbau
7.650+9,1
43.91.1
Dachdeckerei und Bauspenglerei
11.364-1,9
43.91.2
Zimmerei und Ingenieurholzbau
9.719+0,6
Ausbaugewerbe insgesamt79.972+1,3
darunter
43.21.0
Elektroinstallation
23.089+6,6
43.22.0
Gas-, Wasser-, Heizungs- sowie Lüftungs- und Klimainstallation
27.711+0,7
43.32.0
Bautischlerei und Bauschlosserei
7.738-3,6
43.34.1
Maler- und Lackierergewerbe
9.869-3,6

In den einzelnen Wirtschaftszweigen des Bauhauptgewerbes entwickelten sich die Beschäftigtenzahlen im Juni 2023 unterschiedlich. Im Rohrleitungstiefbau, Brunnenbau und Kläranlagenbau wurde ein Beschäftigtenzuwachs von 9,1% gegenüber Juni 2022 verzeichnet. Außerdem stiegen die Beschäftigtenzahlen im Bau von Straßen (+1,0%) sowie im Bereich Zimmerei und Ingenieurholzbau (+0,6%). Einen Beschäftigtenrückgang gab es beim Bau von Gebäuden (ohne Fertigteilbau) mit einem Minus von 4,4% und in der Dachdeckerei und Bauspenglerei (-1,9%).

Beschäftigungszuwachs 2023 im niedersächsischen Ausbaugewerbe

Im niedersächsischen Ausbaugewerbe mit 10 und mehr Beschäftigten stieg die Beschäftigung im Juni 2023 um 1,3% auf rund 80.000 Personen an. Auch hier zeigt sich ein unterschiedliches Bild hinsichtlich der Beschäftigtenentwicklung zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen: In den Bereichen Elektroinstallation (+6,6%) und Gas-, Wasser-, Heizungs- sowie Lüftungs- und Klimainstallation (+0,7%) gab es einen Beschäftigtenzuwachs, wohingegen im Maler- und Lackierergewerbe sowie der Bautischlerei und -schlosserei ein Rückgang der tätigen Personen um jeweils 3,6% gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnet wurde.

Plus beim Auftragseingang im niedersächsischen Baugewerbe insgesamt

Die Auftragseingänge im niedersächsischen Bauhauptgewerbe stiegen im Jahr 2023 um 8,0% gegenüber dem Vorjahr (vgl. Tabelle T2).

T2 Auftragseingang im Bauhauptgewerbe

Art der Bauten und AuftraggeberDurchschnitt 2023¹Durchschnitt 2022¹Veränderung 2023 gegenüber 2022
Hochbau insgesamt167,5166,9+0,4
Wohnungsbau163,3173,1-5,7
Gewerblicher und industrieller Hochbau einschließlich landwirtschaftl. Bau, Bahn und Post159,9150,9+6,0
Bauten für öffentliche Auftraggeber und Organisationen ohne Erwerbszweck214,4207,6+3,3
Tiefbau insgesamt230,6202,2+14,0
Straßenbau176,1155,7+13,1
Gewerblicher und industrieller Tiefbau, einschließlich Bahn und Post325,7263,1+23,8
Bauten für öffentliche Auftraggeber und Organisationen ohne Erwerbszweck133,4153,7-13,2
Bauhauptgewerbe insgesamt199,8185,0+8,0
1) Wertindex 2015 = 100.

Das Auftragsvolumen im Hochbau nahm insgesamt um 0,4% zu. Ein Plus bei den Auftragseingängen verzeichnete der gewerbliche und industrielle Hochbau1Einschließlich landwirtschaftlicher Bau, Bahn und Post. mit 6,0% sowie die Bauten für öffentliche Auftraggeber und Organisationen ohne Erwerbszweck mit 3,3%. Einen Rückgang beim Auftragseingang gab es im Wohnungsbau. Hier sank das Auftragsvolumen im Jahr 2023 um 5,7% gegenüber dem Vorjahr.

Im Tiefbau gab es 2023 insgesamt ein Plus von 14,0% bei den Auftragseingängen. Darunter legte der gewerbliche und industrielle Tiefbau2Einschließlich Bahn und Post. fast um ein Viertel zu (+23,8%), im Straßenbau gingen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls mehr Aufträge ein (+13,1%). Demgegenüber verringerte sich das Auftragsvolumen bei den Bauten für öffentliche Auftraggeber und Organisationen ohne Erwerbszweck um 13,2%.

Auftragseingänge im Sommer 2023 mit deutlichem Plus

Die Entwicklung der Auftragseingänge und des baugewerblichen Umsatzes in den einzelnen Monaten des Jahres 2023 zeigt Abbildung A1. Bei den Auftragseingängen lässt sich im August 2023 ein deutlicher Anstieg erkennen (+62,0% gegenüber dem Vorjahresmonat). Weniger Aufträge gingen unter anderem in den Wintermonaten Dezember (-8,9%), Januar (-15,3%) sowie Februar (-11,0%) ein.

Die Grafik zeigt in zwei Linien die Entwicklung der Auftragseingänge und des baugewerblichen Umsatzes in den jeweiligen Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zu 2022.)
A1 Baugewerbliche Umsätze und Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe 2023 – Veränderungsrate gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat 2022 –

Beim baugewerblichen Umsatz konnten in allen Monaten des Jahres Umsatzsteigerungen gegenüber den jeweiligen Vorjahreswerten erwirtschaftet werden. Das größte Umsatzplus wurde im Juni 2023 mit einem Anstieg von 12,1% gegenüber dem Vorjahr erzielt.

Starker Einbruch bei den Baugenehmigungen im Wohnbau in Niedersachsen 2023

In Niedersachsen wurden im Jahr 2023 insgesamt 8.269 Baugenehmigungen von neuen Wohngebäuden erteilt. Dies waren 38,6% weniger als im Vorjahr (Tabelle T3). Im Jahr zuvor gab es im Wohnbau noch 13.457 Baugenehmigungen.

Beim Bau von Gebäuden mit einer Wohnung – in der Regel sind dies Einfamilienhäuser – war ein Rückgang um 38,2% auf 5.951 Gebäude zu verzeichnen. Die Zahl der Gebäude mit zwei Wohnungen ging um 44,3% zurück. Bei Gebäuden mit drei und mehr Wohnungen wurden 1.318 Baugenehmigungen erteilt und damit 711 weniger (-35,0%) als im Jahr 2022.

Damit einhergehend verringerte sich auch die Zahl der Wohnungen, die neu gebaut werden. Die im Jahr 2023 erteilten Baugenehmigungen betrafen 19.838 Wohnungen und damit 35,8% weniger als im Vorjahr.

T3 Baugenehmigungen Januar bis Dezember 2023

Art der AngabeAnzahl 2023Anzahl 2022Veränderung 2023 ggü. 2022 in Prozent
Wohnbau¹
Gebäude (einschließlich Wohnheime)8.26913.457-38,6
dar. mit
1 Wohnung5.9519.636-38,2
2 Wohnungen9951.787-44,3
3 und mehr Wohnungen (ohne Wohnheime)1.3182.029-35,0
Rauminhalt (1.000 m³)10.24716.377-37,4
Wohnungen (einschließlich Wohnheime)19.41930.348-36,0
Wohnfläche (1.000 m²)1.9703.198-38,4
Veranschlagte Kosten (1.000 Euro)3.676.6945.865.930-37,3
Nichtwohnbau¹
Gebäude3.4123.612-5,5
Rauminhalt (1.000 m³)20.83629.078-28,3
Nutzfläche (1.000 m²)2.7143.465-21,7
Veranschlagte Kosten (1.000 Euro)2.950.7283.429.074-13,9
Wohnungen insgesamt¹19.83830.878-35,8
Wohnräume insgesamt¹77.828128.474-39,4
1) Errichtung neuer Gebäude.

Rückgang der Baugenehmigungen im Nichtwohnbau geringer

Im Nichtwohnbau war der Rückgang bei den Baugenehmigungen nicht so stark. Die Zahl der Baugenehmigungen für Nichtwohnbaugebäude verringerte sich um 200 Fälle auf 3.412 Gebäude (-5,5%).

Das Marktvolumen, also die für die Baumaßnahmen veranschlagten Kosten, sank im Wohnbau um 37,3 % und im Nichtwohnbau um 13,9% gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt erreichte das Marktvolumen 2023 rund 6,6 Milliarden Euro.

Fazit

Das niedersächsische Bauhauptgewerbe erzielte im Jahr 2023 insgesamt ein Umsatzplus von 5,0%. Die Beschäftigung ging im Juni 2023 um 0,3% gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Insgesamt sind 8,0% mehr Aufträge eingegangen, was insbesondere auf ein Auftragsplus im Tiefbau (+14,0%) zurückzuführen ist. Die Baugenehmigungen neuer Wohngebäude verringerten sich im Jahr 2023 um 38,6% gegenüber dem Vorjahr. Damit einhergehend bedeutete dies auch einen Rückgang neu gebauter Wohnungen um 35,8%.

Weitere Informationen zum Thema Bauen in Niedersachsen gibt es auf www.statistik.niedersachsen.de.


Jahresrückblick Wirtschaft 2023

Fußnoten

  • 1
    Einschließlich landwirtschaftlicher Bau, Bahn und Post.
  • 2
    Einschließlich Bahn und Post.