Stark gestiegene Preise für Lebensmittel und Energie haben die Menschen seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sehr belastet. Hat sich die Belastung 2023 abgeschwächt? Im Jahresrückblick Wirtschaft 2023 wird der Frage „Wie hat sich die Wirtschaft in Niedersachsen entwickelt?“ anhand wichtiger Aspekte und Teilbereiche in mehreren Beiträgen nachgegangen. In diesem Teil steht das Thema Preise in Niedersachsen im Mittelpunkt und wie sich diese im Jahr 2023 unter anderem in den Bereichen Nahrung und Energie verändert haben.
Die durchschnittliche Preisveränderung in Niedersachsen lag im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr bei 6,1%. Im Vergleich zum Jahr 2022 ging die Inflationsrate wieder zurück. Im Jahr 2022 wurde noch ein durchschnittlicher Preisanstieg von 6,8% gemessen (vgl. A1). Insbesondere die Preise für Nahrungsmittel und Energie sind seit Beginn des Krieges in der Ukraine deutlich angestiegen.
Über das Jahr betrachtet, nahm die monatliche Inflationsrate deutlich ab. Am höchsten war das Niveau der Verbraucherpreise in Niedersachsen im Jahr 2023 im Januar mit 9,1%. Im Juli lag die Teuerungsrate bei 6,0% und im Dezember schließlich bei 3,7%. Im November war der Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 3,1% im Jahr 2023 am geringsten (vgl. A2).
Entwicklung der Verbraucherpreise in Niedersachsen nach Abteilungen
Nach Abteilungen betrachtet, stiegen die Preise im Jahresdurchschnitt 2023 in den Abteilungen „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ (+11,9%) und im Bereich „Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen“ (+9,1%) am stärksten (vgl. A3).
Nur geringe Preisanstiege gab es im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr in den Abteilungen „Post und Telekommunikation“ (+0,4%), „Bildungswesen“ (+2,4%) sowie „Verkehr“ (+2,9%).
Auf die detaillierten Entwicklungen einzelner Produktgruppen im Bereich Nahrungsmittel und Energie wird im Folgenden genauer eingegangen.
Entwicklung der Nahrungsmittelpreise
Die Teuerungsrate bei den Nahrungsmitteln lag im Jahr 2023 im Durchschnitt bei 12,0%. Im Verlauf des Jahres haben sich die Preissteigerungen deutlich abgeschwächt. Im Januar 2023 wurden noch Preiserhöhungen von 19,5% im Vergleich zum Vorjahresmonat gemessen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher mussten im Juli 10,2% und im Dezember nur noch 4,5% mehr im Vergleich zum Vorjahresmonat bezahlen. Im Bereich Nahrungsmittel stiegen die Preise im Jahresdurchschnitt 2023 im Vergleich zum Vorjahr am deutlichsten für
- Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte (+16,1%; darunter: tiefgefrorene Fische und Fischfilet +23,6%),
- Brot und Getreideerzeugnisse (+15,4%; darunter: Teigwaren +20,9%),
- Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (+14,9%; darunter: Zucker +51,6%) sowie
- Molkereiprodukte und Eier (+14,6%; darunter: kondensierte Milch +24,5%) (vgl. A4).
Für Gemüse lag die durchschnittliche Teuerungsrate im Jahr 2023 bei 13,5% und für Obst bei 9,0%.
Hingegen waren Speisefette und Speiseöle (-3,3%) für die Verbraucherinnen und Verbraucher im Vergleich zum Vorjahr 2022 günstiger: Zu Beginn des Jahres wurden für den Bereich Speisefette und Speiseöle noch hohe Teuerungsraten gemessen (Januar 2023: +36,0%). Anschließend gingen die Preissteigerungen in diesem Bereich zurück. Ab Mai 2023 (-8,3%) nahmen die Preise für diesen Bereich im Vergleich zum Vorjahresmonat ab. Im Jahresdurchschnitt 2023 stand jedoch den merklichen Preisrückgängen bei Butter (-16,5%) ein starker Preisanstieg bei Margarine oder Pflanzenfett (+20,4%) sowie Olivenöl (+20,2%) gegenüber.
Entwicklung der Energiepreise in Niedersachsen
In der Statistik der Verbraucherpreise werden die Preise für Haushaltsenergie und Kraftstoffe unter dem Begriff „Energie“ zusammengefasst. Im Jahresdurchschnitt stiegen die Preise für Energie von 2022 zu 2023 um 6,4%. Für Haushaltsenergie mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher im Jahresdurchschnitt 2023 16,3% mehr bezahlen. Die Preise für Kraftstoffe gingen hingegen im gleichen Betrachtungszeitraum um 6,1% zurück.
Im Bereich der Haushaltsenergie wurden die höchsten Preissteigerungen im Januar 2023 (+46,4%) im Vergleich zum Vorjahresmonat gemessen. Neben der Preisbremse für Energieprodukte (Gas, Fernwärme und Strom), die ab Januar 2023 in Kraft getreten war, wirkte sich die Senkung der Umsatzsteuer für Gas und Fernwärme von 19% auf 7% dämpfend auf die Entwicklung der Preise auch in den Folgemonaten aus. Die Preise für Haushaltsenergie gingen über das Jahr gesehen weiter zurück. Für diese Entwicklung ist unter anderem der Basiseffekt, d. h. starke Preisanstiege im Vorjahr infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine, verantwortlich.
Im Mai lag die Preiserhöhung noch bei 23,1% und im August bei 10,2%. In den Monaten Oktober (-1,7%) und November (-2,4%) mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher im Vergleich zum Vorjahresmonat weniger bezahlen. Im Dezember stiegen die Preise für Energie wieder um 9,3%. Diese Preisentwicklung ist unter anderem ebenfalls durch den Basiseffekt zu erklären. Im Dezember 2022 fielen die Verbraucherpreise in dieser Abteilung durch die „Dezember-Soforthilfe“, also die Zahlung des Dezember-Abschlags für Erdgas und Fernwärme durch den Bund, niedriger aus. Im Vergleich zu diesen niedrigeren Preisen lagen die Preise im Dezember 2023 daher auf einem erheblich höheren Niveau.
Im Jahresdurchschnitt 2023 gingen die Preise für Kraftstoffe im Vergleich zum Vorjahr um 6,1% zurück. In den Monaten Januar (+7,0%), Februar (+2,3%) und August (+4,3%) mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher mehr im Vergleich zum Vorjahresmonat bezahlen. Im März (-15,1%) und Mai (-15,7%) waren die Preisrückgänge am höchsten.
Fazit
Die Belastung durch erhöhte Preise ist 2023 im Vergleich zu 2022 im Durchschnitt nur wenig schwächer geworden. Dies ist insbesondere auf die hohen monatlichen Inflationsraten im ersten Halbjahr des Jahres 2023 zurückzuführen. Die Teuerungsrate für Nahrungsmittel sind über den Betrachtungszeitraum deutlich zurückgegangen. Die Teuerung im Bereich Energie schwankte über das Jahr und in einzelnen Monaten konnten sogar Preisrückgänge verzeichnet werden.
Jahresrückblick Wirtschaft 2023
- Teil 1 – Preise in Niedersachsen
- Teil 2 – Unternehmensinsolvenzen in Niedersachsen
- Teil 3 – Gewerbeanzeigen in Niedersachsen
- Teil 4 – Baugewerbe und Bautätigkeit in Niedersachsen
- Teil 5 – Dienstleistungen, Handel und Tourismus in Niedersachsen
- Teil 6 – Gesamtwirtschaftliche Entwicklung, Erwerbstätigkeit und Außenhandel
- Teil 7 – Verarbeitendes Gewerbe in Niedersachsen
- Teil 8 – Verdienste in Niedersachsen