Mit Inkrafttreten des Pflegeberufegesetzes (PflBG) am 1. Januar 2020 wurde die berufliche Ausbildung von Pflegefachkräften in Deutschland reformiert. Die in diesem Zuge neu geschaffene, generalisierte Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann verbindet die seit 2020 auslaufenden Bildungsgänge Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege.
Statistische Daten zur generalisierten Pflegeausbildung werden in der ebenfalls seit 2020 durchgeführten Statistik nach der Pflegeberufe-Ausbildungsfinanzierungsverordnung (PflAFinV) erhoben. Mit dem Berichtsjahr 2022 lagen für die Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann nun erstmals Daten zu Schülerinnen und Schülern in allen drei Klassenstufen sowie zu ersten Absolventinnen und Absolventen in Niedersachsen vor.
Drei Viertel der niedersächsischen Auszubildenden sind weiblich
Zum Stichtag 31. Dezember 2022 befanden sich in Niedersachsen knapp 14.000 Personen in der generalisierten Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann. Von den Auszubildenden 2022 waren gut drei Viertel (76,1%) Frauen und ein Viertel (23,9%) Männer. Gegenüber dem Vorjahr (75,6%) hat sich der Frauenanteil damit kaum verändert. Mit 98,3% absolvierte die überwiegende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler die Ausbildung in Vollzeit. Nur knapp 1,7% der Ausbildungen fanden in Teilzeit statt.
Auszubildende erhalten in der generalisierten Pflegeausbildung grundsätzlich eine Ausbildungsvergütung. Im Berichtsjahr 2022 erhielten in Niedersachsen zudem 4,4% der Auszubildenden Fördermittel nach § 81 SGB III (siehe Infokasten), weitere 0,3% erhielten andere Fördermittel. Mit 95,3% erhielt der Großteil der Auszubildenden hingegen keine Fördermittel.
Knapp ein Fünftel der Auszubildenden war älter als 30 Jahre
Die jüngsten Auszubildenden zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann waren 2022 in Niedersachsen 16 Jahre alt. Insgesamt entfielen 35,9% der Auszubildenden auf die Altersgruppe zwischen 16 und 20 Jahren, 33,4% waren zwischen 21 und 25 Jahren sowie 12,4% zwischen 26 und 30 Jahre alt (siehe Abb. 1). Älter als 30 Jahre waren 18,3% der Auszubildenden. Der Median in Niedersachsen lag 2022 bei 21 Jahren, das arithmetische Mittel bei 24 Jahren. Die Altersstruktur der Auszubildenden hat sich gegenüber den Vorjahren 2021 und 2020 nicht wesentlich verändert.
Region Hannover bei Ausbildungen in der Pflege besonders stark vertreten
In Niedersachsen wurden im Berichtsjahr 2022 über 2.300 Schülerinnen und Schüler in der Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann an Pflegefachschulen der Region Hannover gemeldet. Auf den Landkreis Göttingen entfielen rund 1.100 sowie auf die kreisfreie Stadt Osnabrück knapp 1.000 Auszubildende. Beinahe 700 weitere Auszubildende wurden außerdem jeweils im Landkreis Emsland sowie in der kreisfreien Stadt Oldenburg registriert. Nur in sechs niedersächsischen Landkreisen wurden weniger als 100 Schülerinnen und Schüler in der Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/-mann gezählt (siehe Abb. 2).
Weniger neu abgeschlossene Ausbildungsverträge in der Pflege
Im Berichtsjahr 2022 wurden in Niedersachsen rund 5.200 Ausbildungsverträge im Beruf Pflegefachfrau/-mann neu abgeschlossen. Gegenüber dem Vorjahr (rund 5.600) hat sich die Zahl der Neuabschlüsse deutlich verringert (-8,1%). Damit fällt der Rückgang etwas stärker aus als im Bundesdurchschnitt (-7,3%). Mit Ausnahme von Rheinland-Pfalz (+18,8%) zeigten sich in allen Bundesländern rückläufige Zahlen. Sachsen-Anhalt (-18,1%) und Hamburg (-16,2%) wiesen dabei den stärksten Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen auf. Der geringste Rückgang im Vergleich zum Vorjahr wurde 2022 mit -2,2% in Sachsen gemeldet.
Jede zweite Ausbildung wurde in Krankenhäusern absolviert
Etwa die Hälfte (49,7%) aller neu angetretenen Ausbildungen wurde in Krankenhäusern absolviert, 36,4% begannen ihre Ausbildung in einer stationären Pflegeeinrichtung. Gut ein Zehntel (10,8%) der Ausbildungsanfängerinnen und -anfänger im Jahr 2022 absolvierte die Ausbildung in ambulanten Pflegeeinrichtungen, bei 3,1% der Neuabschlüsse lag keine Information über die Art der Trägerschaft vor.
Pflegeträger vorwiegend in privater oder frei gemeinnütziger Trägerschaft
Die Träger der praktischen Ausbildung können in Niedersachsen ebenfalls nach der Art ihrer Trägerschaft unterschieden werden (siehe Abb. 3). Nur 30,4% der insgesamt 125 ausbildenden Krankenhäuser in Niedersachsen waren 2022 in öffentlicher Trägerschaft. In privater Trägerschaft waren 31,2% der Krankenhäuser, 38,4% wurden in frei gemeinnütziger Trägerschaft gemeldet. Bei den insgesamt gut 1.200 lehrenden stationären Pflegeeinrichtungen entfielen in Niedersachsen 2022 nur 2,5% auf öffentliche Trägerschaften. Die Mehrheit bildeten hier frei gemeinnützige (36,5%) bzw. private (61,0%) Trägerschaften. Ein ähnliches Bild zeichnete sich 2022 in Niedersachsen mit Blick auf die knapp 700 ambulanten Pflegeeinrichtungen ab. Hier befanden sich nur 1,6% der Einrichtungen in einer öffentlichen Trägerschaft. In frei gemeinnütziger Trägerschaft waren 35,4% der lehrenden ambulanten Pflegeeinrichtungen, mit 63,0% befand sich hingegen der überwiegende Teil in privater Trägerschaft.
Anzahl der Pflegefachschulen gleichbleibend
Von den 154 Pflegefachschulen in Niedersachsen, an denen wiederum der schulische Teil der Ausbildung absolviert wird, sind im vergangenen Berichtsjahr 61 Schulen einer öffentlichen, 56 einer frei gemeinnützigen und 37 einer privaten Trägerschaft zuzuordnen. Damit ist die Anzahl der Pflegefachschulen im Vergleich zum Vorjahr (153) etwa gleichbleibend.
Die ersten rund 100 Personen haben ihre Ausbildung bereits abgeschlossen
Im Berichtsjahr 2022 wurden in Niedersachsen außerdem erstmalig Zahlen zu Absolventinnen und Absolventen des Bildungsgangs Pflegefachfrau/-mann gemeldet. Die ersten rund 100 Personen konnten die Ausbildung im Jahr 2022 erfolgreich beenden. Von den Absolventinnen und Absolventen waren 83,3% Frauen und 16,7% Männer. Gleichzeitig brachen im Laufe des Berichtsjahres 2022 fast 2.000 Personen ihre Ausbildung ohne einen Abschluss ab.
Ausblick
Da die Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/-mann in der Regel drei Jahre dauert, ist zum Berichtsjahr 2023 erstmalig mit Abschlüssen in größerer Zahl zu rechnen. Von großem Interesse wird in den kommenden Jahren die Frage sein, wie sich die Zahl der Auszubildenden und der Absolventinnen und Absolventen entwickelt, nicht zuletzt aufgrund des sich verschärfenden Fachkräftemangels in der Pflege. Ob die generalisierte Pflegeausbildung die Attraktivität des Pflegeberufs tatsächlich erhöht, wird sich erst anhand weiterer Daten in den kommenden Jahren beurteilen lassen.
Für weitere Informationen besuchen Sie unseren Themenbereich Bildung auf unserer Website: https://www.statistik.niedersachsen.de/berufliche-bildung-niedersachsen