An den 32 Hochschulen in Niedersachsen, zu denen alle staatlich anerkannten Universitäten, Hochschulen, Kunsthochschulen, Fachhochschulen und Verwaltungshochschulen zählen, wurden im Prüfungsjahr 2022 insgesamt 39.429 Abschlussprüfungen erfolgreich abgelegt. Dies waren 1.782 bzw. 4,3% weniger als noch im Vorjahr. Mit Blick auf die vergangenen Jahre, insbesondere seit dem Beginn der Corona-Pandemie, zeigt sich jedoch eine wechselhafte Entwicklung der Prüfungszahlen in Niedersachsen, die im Folgenden dargestellt werden soll.
Entwicklung steigender Prüfungszahlen wird mit Beginn der Corona-Pandemie unterbrochen
Nachdem die Zahl der Studienabschlüsse in den Prüfungsjahren 2010 bis 2019 stetig anstieg, verringerte sie sich im Prüfungsjahr 2020 zunächst um 3,7%, um dann im Prüfungsjahr 2021 wieder deutlich zuzunehmen (+6,1%) (siehe Abbildung A1). Der Rückgang im Jahr 2020 sowie der Anstieg im Folgejahr dürften damit zusammenhängen, dass ein Teil der Studierenden zu Beginn der Corona-Pandemie Abschlussprüfungen aufgeschoben und erst im darauffolgenden Berichtsjahr absolviert hat.
Wie viele Prüfungen an Hochschulen absolviert werden, wird – mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung – aber auch durch die Entwicklung der Studienanfängerinnen- und Studienanfängerzahlen (Studierende im ersten Hochschulsemester) beeinflusst. Der neuerliche Rückgang im Prüfungsjahr 2022 muss daher auch vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass zwischen dem Wintersemester 2015/2016 und 2021/2022 die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger in Niedersachsen rückläufig war (siehe Exkurs und Abbildung A2) und somit für die kommenden Jahre tendenziell ein Rückgang der Prüfungsabsolventinnen und -absolventen plausibel sein dürfte. Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019, in dem 40.343 Abschlüsse erzielt wurden, ist für das Prüfungsjahr 2022 ein Rückgang von 2,3% zu verzeichnen. Ob sich hier bereits die sinkende Zahl an Studienanfängerinnen und -anfängern der letzten Jahre widerspiegelt oder auch weitere (parallele) Entwicklungen eine Rolle spielen, lässt sich anhand der amtlichen Prüfungsstatistik nicht zweifelsfrei aufklären. Zu diesen parallelen Entwicklungen gehört zum Beispiel die von der Niedersächsischen Landesregierung im Zuge der Corona-Pandemie ab dem Jahr 2020 (in mehreren Schritten) eingeführte Möglichkeit, die individuelle Regelstudienzeit um bis zu vier Semester zu verlängern.1Siehe Nds. GVBl. Nr. 4/2022, ausgegeben am 01.02.2022. Auch eine solche politische Maßnahme könnte zum Aufschub von Prüfungsleistungen führen und sich somit in sinkenden Prüfungszahlen niederschlagen.
Welche Abschlüsse wurden in Niedersachsen erlangt?
Differenziert nach Prüfungsgruppen waren im Prüfungsjahr 2022 universitäre Abschlüsse (50,2%) und Fachhochschulabschlüsse (32,7%) am häufigsten. Zudem entfielen 3.916 Prüfungen, also knapp ein Zehntel (9,9%) auf eine Lehramtsprüfung, 2.239 Personen (5,7%) wurde ein Doktortitel verliehen und weitere 557 (1,4%) beendeten ihr Studium mit einem künstlerischen oder einem sonstigen Abschluss.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Über die Hälfte aller bestandenen Prüfungen in Niedersachsen (54,2%) wurde, wie auch in den Vorjahren, von Frauen abgelegt. Lediglich bei den Fachhochschulabschlüssen (50,6%) und Promotionen (55,3%) überwog der Männeranteil. Der deutlichste geschlechtsspezifische Unterschied zeigte sich bei den Lehramtsabschlüssen: Hier lag der Anteil von Absolventinnen bei 76,9% (siehe Abbildung A3).
Auch hinsichtlich der Fächergruppe der Absolventinnen und Absolventen unterscheiden sich Frauen und Männer deutlich voneinander. Die meisten Frauen schlossen ihr Studium in einem rechts-, wirtschafts- oder sozialwissenschaftlichen (41,7%) oder in einem geisteswissenschaftlichen Fach (16,3%) ab. Männer erlangten ihren Abschluss am häufigsten in den Ingenieurwissenschaften (41,9%) oder ebenso in den Rechts-, Wirtschafts- oder Sozialwissenschaften (28,0%) (siehe Abbildung A4).
Weitere Informationen zu den amtlichen Hochschulstatistiken sind auf der Website des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) zu finden: www.statistik.niedersachsen.de/hochschulen-studierende-hochschulfinanzen-niedersachsen
In der kostenfreien Datenbank LSN-Online stehen Ihnen außerdem detaillierte Auswertungsmöglichkeiten für die niedersächsische Hochschulstatistik zur Verfügung: www1.nls.niedersachsen.de/statistik/default.asp
Fußnoten
- 1Siehe Nds. GVBl. Nr. 4/2022, ausgegeben am 01.02.2022.