Zahlen der Verkehrsunfallstatistik Niedersachsen – ein Vergleich der Jahre 2002 und 2022

Im Fokus steht auf einer Straße ein rotes Warndreieck. Im Hintergrund ist unscharf ein Unfall zwischen zwei Autos zu erkennen.
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Mit dem angebrochenen vierten Quartal des Jahres 2023 und dem damit verbundenen Herbstanfang hält auch die „dunkle Jahreszeit“ wieder Einzug in den Alltag. Damit einher geht auch die Vermutung, dass die Unfallzahlen in Niedersachsen in dieser Zeit durch schlechte Sicht- und Straßenverhältnisse in die Höhe gehen. Eine Antwort dazu kann die niedersächsische Straßenverkehrsunfallstatistik geben. Einen kleinen Einblick in einige Zahlen aus dieser Statistik und was mit diesen Zahlen interaktiv so alles möglich ist, soll dieser Artikel geben.

Information

Die niedersächsische Straßenverkehrsunfallstatistik erfasst von der Polizei aufgenommene Unfälle auf öffentlichen Wegen und Plätzen. Sie unterscheidet dabei zwischen Unfällen mit Personenschaden, schwerwiegenden Unfällen mit Sachschaden im engeren Sinne und sonstigen Schadensunfällen unter dem Einfluss berauschender Mittel wie Alkohol, Drogen oder Rauschgift sowie übrigen Sachschadensunfällen.

Zahl der Unfälle und verunglückten Personen in Niedersachsen deutlich rückläufig

Zunächst interessieren hierbei in erster Linie die Gesamtzahlen. Die niedersächsische Straßenverkehrsunfallstatistik bietet dabei vor allem zwei Zahlen an, die eine aussagekräftige Vergleichbarkeit bieten: Die Anzahl der Unfälle, in den drei im Infokasten erläuterten Unfallkategorien, und die Anzahl der verunglückten Personen im Straßenverkehr, ebenfalls in drei Kategorien – Leicht- und Schwerverletzte sowie Getötete – unterteilt. Das Positive vorweg: Beide Gesamtzahlen sind in den vergangenen zwanzig Jahren, von 2002 bis 2022, deutlich zurückgegangen.

Gab es 2002 noch 46.883 Unfälle auf niedersächsischen Straßen, waren es 2022 nur noch 37.064. Ein Rückgang von 20,9%, also rund ein Fünftel Unfälle weniger. Besonders stark ist der Rückgang bei den „Unfällen mit Sachschaden im engeren Sinne (i. e. S.)“. In dieser Kategorie reduzierten sich die Unfälle überdurchschnittlich um 40,1%. Moderater fielen die Rückgänge dagegen in den anderen beiden Kategorien „Unfälle mit Personenschaden“ (-17,9%) und „sonstige Alkoholunfälle“ (-7,3%) aus.

Ein Balkendiagramm zeigt die Entwicklung der Verkehrsunfälle im Vergleich zwischen 2002 und 2022. Sind 2002 noch insgesamt 46883 Unfälle in Niedersachsen passiert, waren es 2022 nur noch 37064. Die meisten Unfälle passierten dabei mit einem Personenschaden, 2002 waren es 38120, 2022 31288 Unfälle. Bei Unfällen mit schwerem Sachschaden im engeren Sinn hat sich die Zahl von 7164 im Jahr 2002 auf 4294 in 2022 verringert. Ebenso verringerte sich die Zahl sonstiger Alkoholunfälle von 1599 auf 1482 im gleichen Zeitraum.
A1 Verkehrsunfälle in Niedersachsen 2002 und 2022

Unfälle in Niedersachsen nach Ortslage

Differenziert man diese Zahlen noch weiter nach der Ortslage, zeigt sich ein interessantes Bild. Gingen die Unfälle von 2002 bis 2022 in Niedersachsen außerorts (ohne Bundesautobahnen (BAB)) und auf Bundesautobahnen überdurchschnittlich zurück (-28,3% bzw. -28,8%), gab es innerorts bei den Unfällen insgesamt nur einen Rückgang von 15,7%. Eine ähnliche Entwicklung gab es bei den Unfällen mit Personenschaden: Innerorts lag der Rückgang bei 12,3%, dagegen außerorts (ohne BAB) bei 26,8% und auf Autobahnen bei 24,0%. Deutlich anders ist die Entwicklung bei den sonstigen Alkoholunfällen: Fiel der Rückgang innerorts überdurchschnittlich aus (-13,1%), war dieser außerorts nur marginal (-2,2%). Auf Autobahnen wurden 2022 sogar 52 Unfälle mehr verzeichnet als 2002 (+106,1%) – der einzige Anstieg im Vergleich aller Unfallkategorien!

Ebenfalls Rückgang der bei Verkehrsunfällen in Niedersachsen verunglückten Personen

Bei den verunglückten Personen entwickelten sich die Zahlen in der betrachteten Zeitspanne von 20 Jahren analog. Von 51.461 verunglückten Personen im Jahr 2002 gingen sie zurück auf 40.119, das entspricht einem Rückgang um 22,0%. Besonders erfreulich ist dabei der starke Rückgang in der Kategorie der getöteten Personen um 55,5%, von 832 auf 370. Die Zahlen der Schwer- und Leichtverletzten gingen um 31,4% bzw. 19,6% zurück.

Das Balkendiagramm vergleicht die Anzahl der verunglückten Personen für die Jahre 2002 und 2022 aus der niedersächsischen Straßenverkehrsunfallstatistik. Insgesamt hat sich die Zahl von 51461 auf 40119 verunglückte Personen reduziert. Eine zurückgehende Entwicklung zeigt sich in allen Teilbereichen der Aufschlüsselung, Leichtverletzte von 42485 auf 34159, Schwerverletzte von 8144 auf 5590 und Getötete von 832 auf 370.
A2 Verunglückte Personen 2002 und 2022

Ähnlich der Anzahl der Unfälle lässt sich auch bei der Anzahl der verunglückten Personen eine unterschiedliche Entwicklung der Unfallkategorien, aufgeteilt nach den Ortslagen von 2002 bis 2022, erkennen. Die Zahlen der verunglückten Personen außerorts (ohne BAB) (-29,9%) und auf Autobahnen (-23,9%) gingen deutlicher zurück als innerorts (-16,4%). Dies zeigt sich auch in den verschiedenen Unfallkategorien. Innerorts gab es bei den Schwerverletzten einen Rückgang um 25,4%, auf Autobahnen dagegen einen Rückgang von 36,9%. Bei den Leichtverletzten war der Rückgang außerorts (ohne BAB) mit 27,2% deutlich höher als innerorts (-15,1%). Zu vermuten ist, dass die in den letzten beiden Jahrzehnten erheblich weiterverbreiteten und verbesserten aktiven und passiven Sicherheitssysteme in Autos beim Rückgang der Zahl der außerorts oder auf Autobahnen verunglückten Personen eine Rolle spielen. Grundsätzlich ermöglicht die Unfallstatistik hier über die Auswertung der Unfallbeteiligten weitere Analysen. Eine solche Analyse führt hier aber zu weit.

Unfallschwerpunkt im 3. Quartal

Die Zahlen der niedersächsischen Straßenverkehrsunfallstatistik belegen, dass sowohl im Jahr 2002 als auch im Jahr 2022 die meisten Personen im Straßenverkehr im dritten Quartal, also von Juli bis September, verunglückten. Passend dazu war es 2002 auch der Monat August, der die meisten verunglückten Personen im niedersächsischen Straßenverkehr aufwies. Obwohl auch 2022 die meisten Personen im dritten Quartal verunglückten, war es dort der Monat Juni mit der größten Anzahl an verunglückten Personen. Zwischen diesen beiden Höchstwerten reduzierte sich die Zahl jedoch von 5.112 verunglückten Personen im August 2002 auf 3.965 im Juni 2022. Etwas geringer war der Abstand bei den Monaten mit den wenigsten verunglückten Personen, Dezember 2002 mit 3.338 und Februar 2022 mit 2.400. Der Februar hat im Vergleich der Jahre 2002 bis 2022 auch den stärksten Rückgang bei den verunglückten Personen zu verzeichnen (-39,7%), die Zahlen des Dezembers veränderten sich in den zwanzig Jahren dagegen am geringsten (-11,1%).

Gezeigt wird ein Balkendiagramm für die zwölf Monate des Jahres. Verglichen werden dabei jeweils die Zahlen der verunglückten Personen in den Monaten für die Jahre 2002 und 2022. 2002 verunglückten die meisten Personen im August und September (5112 und 5041), 2022 im Juni und Mai (3965 und 3915). Die wenigsten verunglückten 2002 im Dezember (3338) und 2022 im Februar (2400).
A3 Anzahl der verunglückten Personen nach Monat, 2002 und 2022 im Vergleich

Statistisch gesehen verunglückten die meisten Personen Freitagnachmittag

Die niedersächsische Straßenverkehrsunfallstatistik bietet aber noch wesentlich mehr Zahlen. Zum Beispiel wird die Zahl der verunglückten Personen nicht nur nach Monaten differenziert, sondern auch nach Tagen und sogar Stunden. 2002 war der Freitag der Tag mit den meisten verunglückten Personen (8.463), 2022 war es hingegen der Donnerstag (6.556). Interessant sind ebenfalls die Entwicklungen in diesen zwanzig Jahren: Von 2002 bis 2022 verringerte sich die Zahl der verunglückten Personen im Straßenverkehr an Samstagen und Sonntagen besonders stark (-30,2% bzw. -33,9%). Moderater war der Rückgang der Zahlen an Mittwochen (-12,1%) und Donnerstagen (-15,2%). Auch absolut stellten bei den Veränderungen der Samstag (-2.154) und der Mittwoch (-847) die größte bzw. geringste Entwicklung dar.

In dem Säulendiagramm werden die Verunglückten Personen nach Wochentag im Jahr 2002 und 2022 aufgeteilt dargestellt. Den größten Unterschied zwischen den Jahren haben der Samstag (-2.154) und der Montag (-2.116). Den geringsten Rückgang gab es am Mittwoch (-847) und am Dienstag (-1.117).
A4 Verunglückte Personen nach Wochentag, 2002 und 2022 im Vergleich

Bekanntlich hat der Tag 24 Stunden, er lässt sich also gleichmäßig in 4 Abschnitte à 6 Stunden einteilen. Diese Abschnitte können dann in Nacht (00.00 – 05.59 Uhr), Vormittag (06.00 – 11.59 Uhr), Nachmittag (12.00 – 17.59 Uhr) und Abend (18.00 – 23:59 Uhr) kategorisiert werden. Wie vorher erwähnt, wird in der Verkehrsunfallstatistik auch die Uhrzeit des Unfalls erfasst. Entsprechend können diese den Kategorien zugeordnet werden, wodurch sich feststellen lässt, an welchem Tag zu welchem Zeitpunkt die meisten Personen im Straßenverkehr in Niedersachsen verunglückten. Dabei gibt es eine sehr interessante Überschneidung: Sowohl 2002 als auch 2022 verunglückten die meisten Personen an einem Freitagnachmittag (4.072 bzw. 3.336). Vergleicht man die Jahre 2002 und 2022 weiter, zeigt sich, dass sich die Anzahl der verunglückten Personen prozentual Samstag- (-46,5%) und Sonntagnacht (-45,3%) am stärksten verringerte. Am wenigsten gingen sie Mittwochvormittag (-6,1%) und Dienstagnachmittag (-6,5%) zurück.

Wie sieht es in meiner Gemeinde aus?

Aus dieser Masse an Zahlen können sich weiterführende Fragen ergeben. Auf welchen Straßen in Niedersachsen ereigneten sich besonders viele Verkehrsunfälle? Wo gab es Unfälle mit Verkehrstoten? Wer war an den Unfällen beteiligt? Wo sind Fahrradfahrende besonders häufig verunglückt? Diese und weitere Fragen beantwortet der interaktive Unfallatlas der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Die im Unfallatlas visualisierten Unfalldaten mit Personenschaden enthalten Zahlen ab dem Jahr 2016. Die Nutzung der Anwendung ist kostenlos unter unfallatlas.statistikportal.de abrufbar. Der Unfallatlas bietet einen räumlich tief gegliederten Überblick über die Zahl der Unfälle mit Personenschaden nach Straßenabschnitten sowie nach einzelnen Unfallstellen und das deutschlandweit, nicht nur in Niedersachsen.