Der Fachkräftemangel in Deutschland wird insbesondere in Zusammenhang mit Pflegeberufen immer wieder öffentlich thematisiert. Vor diesem Hintergrund haben die Entwicklungen der Pflegebedürftigkeit von Menschen, das Niveau ihres Hilfe- und des Betreuungsbedarfs eine besondere Bedeutung. Die Online-Datenbank des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) ist um die aktuellsten Zahlen der Pflegestatistik erweitert worden: Daten mit dem Stichtag 15.12.2021 sind nun online abrufbar.
Beispielsweise zeigt sich, dass insbesondere die Zahl der pflegebedürftigen Menschen, die dem Pflegegrad 1 zugeordnet sind, deutlich gestiegen ist. 2019 erhielten noch 28 783 Frauen und Männer diesen Pflegegrad, bereits zwei Jahre später hat sich diese Zahl mit 69 318 Personen mehr als verdoppelt. Das entspricht einer Steigerung von rund 141 %. Der deutliche Anstieg von 2019 zu 2021 ist auch weiterhin das Ergebnis eines im Rahmen des dritten Pflegestärkungsgesetzes (PSG III) zum 1. Januar 2017 eingeführten weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs.
Anstieg der Pflegebedürftigkeit
Generell steigt die Anzahl der pflegebedürftigen Personen seit Jahren. Ende 2021 galten in Niedersachsen 542 904 Menschen nach dem Elften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XI – Soziale Pflegeversicherung) als pflegebedürftig. Im Dezember 2019 waren 456 255 Frauen und Männer pflegebedürftig. Das entspricht einem Anstieg um 19 %. Etwas stärker fiel dabei der Anstieg bei den männlichen Pflegebedürftigen aus. Die Zahl stieg von 171 691 im Jahr 2019 auf 207 328 im Jahr 2021, das entspricht einem Plus von nahezu 21 %. Das Plus bei den weiblichen Pflegebedürftigen lag im gleichen Zeitraum bei fast 18 %, von 284 564 auf 335 576 Personen. Die Mehrzahl der Pflegebedürftigen war weiblich und über die Hälfte der Menschen, die im Rahmen des SGB XI als pflegebedürftig anerkannt waren, war über 80 Jahre alt (290 335). Bei den über 80-Jährigen waren rund 70 % weiblich.
Neben dem großen Anstieg bei dem Pflegegrad 1 sind auch in allen anderen Pflegegraden gestiegene Zahlen feststellbar. Bei den dem Pflegegrad 2 zugeordneten Personen, die in ihrer Selbständigkeit bzw. in ihren Fähigkeiten erheblich beeinträchtigt sind, stieg die Zahl um rund 9 % auf 227 322. Dieser Gruppe sind damit insgesamt die meisten Pflegebedürftigen zugeordnet. Den prozentual zweitgrößten Anstieg bei den Pflegebedürftigen macht der Pflegegrad 3 aus. Ende 2021 waren diesem 153 077 Personen zugeordnet, ein Anstieg von etwas mehr als 15 %. Ebenfalls um rund 9 %, auf 66 296 Personen, stieg die Zahl der Pflegebedürftigen, die dem Pflegegrad 4 zugeordnet sind. Der geringste Anstieg lag bei den Pflegebedürftigen mit schwersten Beeinträchtigungen der Selbständigkeit oder mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung (Pflegegrad 5) vor. 26 606 Personen bedeuten einen Anstieg um etwas mehr als 4 %.