Kirschenernte in Niedersachsen 2024

Kirschen hängend im Baum mit Regentropfen
Foto: brovkoserhii – stock.adobe.com

Die Kirschenernte in Niedersachsen ist für das Jahr 2024 abgeschlossen. Rückblickend stand sie unter einem unglücklichen Stern: Sowohl die Erträge als auch die Qualitäten litten unter den zahlreichen Wetterkapriolen vor allem im Alten Land. Des Weiteren war die inländische Nachfrage schwach – trotz eines niedrigen Preisniveaus.

Schwere Anbaubedingungen für niedersächsische Kirschen

Bereits vor dem Blühbeginn kam es vor allem auf grundwassernahen Standorten durch Staunässe und Dauerregen zu erheblichen Baumschäden bis hin zu Totalausfällen. Aufgrund milderer Temperaturen im Frühjahr verschob sich der Blühbeginn um rund zwei Wochen nach vorne. Allerdings erlitten viele Bäume entweder durch frostige Nächte in den Kalenderwochen 16 und 17 oder durch ein Hagelereignis am 26. Mai erhebliche Baumschäden – vor allem im Alten Land. In Folge dessen breiteten sich in geschwächten Beständen zahlreiche Pilz- und Bakterienerkrankungen wie Baumkrebs aus – sogar im geschützten Anbau.

Zahlreiche Dauerregenereignisse in Niedersachsen sorgten zusätzlich dafür, dass bei den Kirschen insgesamt eine geringere Menge an Qualitätsware zur Verfügung stand. Die zahlreichen Regentage waren auch dafür verantwortlich, dass der Bienenflug stark eingeschränkt war, so die berichterstattenden Betriebe. Eine unzureichende Bestäubung und demnach schwächer ausgeprägter Fruchtbehang waren die Folgen. Des Weiteren wurde darüber berichtet, dass die mit Wasser vollgesaugten, prallen Kirschen beim Starkregen platzten.

Süßkirschen-Ertrag unterdurchschnittlich mit durchwachsener Qualität

Mit rund 3.000 Tonnen war die Erntemenge der Süßkirschen im Jahr 2024 enttäuschend niedrig. Der Durchschnittsertrag von 61,3 dt/ha lag 42% unter dem Vorjahreswert bzw. 22% unter dem 10-jährigen Mittel. Zuletzt wurde 2013 auf einem ähnlich niedrigen Niveau geerntet. Nur 2017 lag der Ertrag mit 31,3 dt/ha noch niedriger. Die gepflückten Partien konnten zu 92% als Frischware vermarktet werden. Die Menge nicht vermarkteter Ware wurde im Durchschnitt auf 6,6% geschätzt.

Auch Sauerkirschen-Ernte in Niedersachsen unterdurchschnittlich

Auch bei den Sauerkirschen, die in Niedersachsen kaum geschützt angebaut werden, kam es 2024 oft zu Totalausfällen. Daher ist die Ernteausbeute von rund 18 Tonnen nicht verwunderlich – ein Minus von rund 81% im Vergleich zum Vorjahr. Der aktuelle niedrige Ertrag von 7,7 dt/ha wurde in den letzten 10 Jahren mit 4,7 dt/ha lediglich im Jahr 2017 unterboten. Schätzungsweise 22% der Früchte der aktuellen Ernte konnten noch als Tafelobst vermarktet werden. In die Verarbeitung gingen 60% der Sauerkirschen.

Trotz geringerer Verfügbarkeit an heimischen Kirschen lag der Preis unter dem Niveau des Vorjahres. Hochwertige, großkalibrige Früchte waren im Handel eher Mangelware. Bei den heimischen Kirschen fehlte zudem die Süße, was an geringeren Sonnenstunden während der Reife lag. Ebenfalls litt die Fruchtstabilität unter den zu feuchten Wachstums- und Erntebedingungen, was die Lagerfähigkeit beeinträchtigte.

Abbildung 1 zeigt die Ertragsentwicklung bei Süß- und Sauerkirschen von 2013 bis zum August 2024. Sowohl im geschützten als auch im ungeschützten Anbau war der Ertrag auf einem unterdurchschnittlichen Niveau.
A1 Erträge der Süß- und Sauerkirschen von 2013 bis 2023 sowie Prognose für 2024 in Niedersachsen

Pessimistische Aussichten auf den Kirschenanbau in Niedersachsen

Nach den Ergebnissen der Baumobstanbauerhebung 2022 wurden in Niedersachsen auf einer Fläche von rund 484 ha Süßkirschen und auf einer Fläche von 23 ha Sauerkirschen angebaut. Bei den Süßkirschen bedeutet das einen Rückgang von 6,2% gegenüber dem Jahr 2017. Die Anbaufläche der Sauerkirschen blieb bisher unverändert. Da der Anbauschwerpunkt sich bereits vor Jahren wegen ungenügender Wirtschaftlichkeit hierzulande nach Süd- und Osteuropa verlagerte, werden weitere Flächenrückgänge erwartet.

Ausblick

Der hohe Preisdruck und die sinkende Nachfrage nach heimischer Ware mit gleichzeitig steigenden Produktionskosten mindern die Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Obstbaubetriebe. Ungewisse Zukunftsaussichten wegen fehlender Hofnachfolge sowie Klimaveränderung wirken sich ebenfalls negativ auf die Anbaufläche aus. Der Schädlingsdruck wird wegen der abnehmenden Anzahl verfügbarer Pflanzenschutzmittel, aber auch durch die Klimaveränderung weiter zunehmen. Vor diesem Hintergrund sind langfristige Planungen angesichts langer Standzeiten einer Obstanlage schwierig.


Weitere Informationen zum Thema Obst, Gemüse und Gartenbau in Niedersachsen finden Sie unter www.statistik.niedersachsen.de.