Entwicklung der Verschuldung in Niedersachsen im Jahr 2023

Modellhaus mit Geldstapeln
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Wie entwickelte sich die Verschuldung der Kernhaushalte Niedersachsens und der Gemeinden/Gemeindeverbände im Jahr 2023 und in den Jahren zuvor? Wie ist das Verhältnis zwischen der Verschuldung im öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereich? Woraus setzt sich die Gesamtverschuldung zusammen? Diese und weitere Fragen beantwortet der folgende Artikel.

Reduzierung der Verschuldung des Landes Niedersachsen um 5,8%

Die Verschuldung des Landes Niedersachsen im Kernhaushalt hat sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 5,8% verringert und belief sich auf 56.888 Mio. Euro (2022: 60.411 Mio. Euro) oder 6.981 Euro je Einwohnerin und Einwohner (Tabelle T1). Für die Gesamtverschuldung ganz überwiegend maßgeblich waren die Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich1Zum nicht-öffentlichen Bereich gehören Kreditinstitute und sonstige Bereiche, wie zum Beispiel private Unternehmen im In- und Ausland. mit einem Gesamtvolumen von 56.424 Mio. Euro oder 6.924 Euro pro Kopf. Auch hier steht ein Rückgang gegenüber 2022 um 5,8% zu Buche. Im Detail zeigt sich, dass die Kredite um 10,1% auf 10.399 Mio. Euro zurückgegangen sind, die Wertpapierschulden verringerten sich um 4,8% auf 46.025 Mio. Euro. Wie bereits im Vorjahr hatte das Land Niedersachsen 2023 keine Kassenkredite zur Sicherstellung der Liquidität.

Verschuldung beim öffentlichen Bereich nimmt kein großes Gewicht ein

Die Schulden des Landes Niedersachsen beim öffentlichen Bereich2Der öffentliche Bereich setzt sich zusammen aus den Kernhaushalten von Bund, Ländern, Gemeinden, Gemeindeverbänden und gesetzlicher Sozialversicherung, den Extrahaushalten sowie den sonstigen öffentlichen Fonds, Einrichtungen und Unternehmen (sonstige FEUs). spielten dagegen mit Blick auf die Gesamtverschuldung nur eine untergeordnete Rolle. Die Kredite verringerten sich 2023 um 4,3% auf 464 Mio. Euro. Auch beim öffentlichen Bereich bestanden keine Kassenkredite und dementsprechend auch keine darunter zu verbuchenden Entnahmen aus Cash-Pooling3Unter Cash-Pooling sind Liquiditätsverbünde zu verstehen, bei denen Einheiten im Rahmen eines gemeinsamen Finanzmanagements liquide Mittel zusammenführen, so dass alle teilnehmenden Einheiten bei Bedarf darauf zurückgreifen können. Durch Cash-Pooling können „externe“ Kassenkreditaufnahmen (z.B. bei einem Kreditinstitut) vermieden oder überschüssige Gelder gemeinsam angelegt werden..

Gesamtverschuldung der Gemeinden/Gemeindeverbände um 7,8% gestiegen

Bei den Gemeinden/Gemeindeverbänden ist die Gesamtverschuldung der Kernhaushalte 2023 um 7,8% auf 16.112 Mio. Euro angestiegen, was einem Betrag von 1.977 Euro je Einwohnerin und Einwohner entsprach (Tabelle T1). Wie beim Land Niedersachsen handelte es sich auch hier vorwiegend um Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich, die zum Vorjahr um 7,1% auf 15.129 Mio. Euro zunahmen. Dabei zeigt sich im Detail eine gegensätzliche Entwicklung der Verbindlichkeiten: Während das Volumen der Kredite moderat um 9,0% auf 14.065 Mio. Euro stieg, konnten die Kassenkredite zur Liquiditätssicherung bei den Gemeinden/Gemeindeverbänden binnen Jahresfrist deutlich um 14,1% von 1.134 Mio. Euro auf 974 Mio. Euro abgebaut werden. Die Höhe der Wertpapierschulden blieb derweil unverändert und belief sich 2023 wie bereits im Jahr 2022 auf 90 Mio. Euro.

Kommunale Verschuldung beim öffentlichen Bereich steigt überdurchschnittlich

Die Schulden der Gemeinden/Gemeindeverbände beim öffentlichen Bereich sind gegenüber jenen beim nicht-öffentlichen Bereich deutlich geringer. Jedoch wuchsen sie 2023 gegenüber dem Vorjahr um 20,6% auf 983 Mio. Euro an. Während davon die Kredite für sich genommen stark um 30,3% auf 518 Mio. Euro zunahmen, fiel der Anstieg der Kassenkredite um 11,3% auf 464 Mio. Euro vergleichsweise moderat aus. Die für den eigenen Liquiditätsbedarf entnommenen Mittel aus Cash-Pooling gingen auf dem Papier deutlich um 59,0% zurück und beliefen sich nur noch auf 21 Mio. Euro (Vorjahr: 51 Mio. Euro). Der Grund dafür ist eine engere Auslegung der Kriterien für Cash-Pooling im Rahmen der Erhebung der Jährlichen Schuldenstatistik 2023.

Kommunale Verschuldung beim nicht-öffentlichen Bereich schwankt regional stark

Der Schuldenstand der kommunalen Kernhaushalte beim nicht-öffentlichen Bereich (15.129 Mio. Euro oder 1.857 Euro pro Kopf) schwankte 2023 regional stark (Tabelle T2). Insgesamt 10 Gemeinden und Gemeindeverbände in Niedersachsen waren zum Stand 31.12.2023 komplett schuldenfrei:

  • Stadt Burgwedel,
  • Gemeinde Scheeßel,
  • Stadt Verden (Aller),
  • Gemeinde Moormerland,
  • Gemeinde Dötlingen,
  • die Samtgemeindebereiche Baddeckenstedt, Kirchdorf und Schwaförden sowie
  • die gemeindefreien Bezirke Lohheide und Osterheide.

Acht Gemeinden und Gemeindeverbände wiesen derweil eine besonders hohe Pro-Kopf-Verschuldung von über 4.000 Euro je Einwohnerin und Einwohner auf, darunter drei Städte aus der Region Hannover sowie die Nordseeinseln Wangerooge und Spiekeroog. Tabelle T2 sowie Abbildung A1 bieten einen Überblick über die Schuldenstände der einzelnen niedersächsischen Kommunen zum 31.12.2023.

Die Abbildung A1 bildet die Verschuldung der Kernhaushalte der Gemeinden/Gemeindeverbände gegenüber dem nicht-öffentlichen Bereich in Niedersachsen am 31.12.2023 in einer Karte ab.
A1 Karte zur Verschuldung der Kernhaushalte der Gemeinden/Gemeindeverbände gegenüber dem nicht-öffentlichen Bereich in Niedersachsen am 31.12.2023

Kommunale Verschuldung steigt seit 2019, Verschuldung des Landes zuletzt stark zurückgegangen

Die Abbildungen A2 und A3 zeigen die Entwicklung der Verschuldung des Landes Niedersachsen und seiner Gemeinden/Gemeindeverbände seit 2010. Es ist gut zu erkennen, wie die kommunale Verschuldung seit den frühen 2010er Jahren zurückging, was vor allem auf einen starken Rückgang der Kassenkredite beim nicht-öffentlichen Bereich zurückzuführen war. Die Wertpapierschulden und Kredite beim nicht-öffentlichen Bereich nahmen hingegen Jahr für Jahr zu, so dass seit 2019 ein stetiger Anstieg der kommunalen Gesamtverschuldung zu Buche steht (s. Abbildung A2).

Abbildung A2 zeigt in einem Balkendiagramm die Entwicklung der kommunalen Verschuldung in Niedersachsen jeweils zum 31.12 von 2010 bis 2023 auf. Innerhalb der dargestellten Balken ist die genauere Zusammensetzung der jeweiligen Verschuldung zu erkennen.
A2 Entwicklung der kommunalen Verschuldung in Niedersachsen von 2010 bis 2023 jeweils zum 31.12.

Die Verschuldung des Landes Niedersachsen stieg derweil von 2010 bis 2017 sukzessive an. Der anschließende rückläufige Trend der Jahre 2018 und 2019 wurde 2020 durch hohe Kreditaufnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie jäh unterbrochen. In den Folgejahren und vor allem zuletzt im Jahr 2023 ging die Gesamtverschuldung dann wieder deutlich zurück (s. Abbildung A3).

Abbildung A3 verdeutlicht die Entwicklung der Verschuldung des Landes Niedersachsen jeweils zum 31.12 von 2010 bis 2023 in einem Balkendiagramm. Die dargestellten Balken verdeutlichen die genauere Zusammensetzung der Verschuldung des Landes Niedersachsen.
A3 Entwicklung der Verschuldung des Landes Niedersachsen von 2010 bis 2023 jeweils zum 31.12.

Fazit

Das Land Niedersachsen konnte seine Verschuldung im Jahr 2023 um 5,8% auf 56.888 Mio. Euro reduzieren. Bei den niedersächsischen Gemeinden und Gemeindeverbänden stieg die Verschuldung dagegen weiter um 7,8% auf 16.112 Mio. Euro an. Bei Land und Kommunen handelt es sich dabei überwiegend um Kredite beim nicht-öffentlichen Bereich. Lediglich 10 von 442 Gemeinden und Gemeindeverbänden waren Ende 2023 ohne Verschuldung beim nicht-öffentlichen Bereich.

Fußnoten

  • 1
    Zum nicht-öffentlichen Bereich gehören Kreditinstitute und sonstige Bereiche, wie zum Beispiel private Unternehmen im In- und Ausland.
  • 2
    Der öffentliche Bereich setzt sich zusammen aus den Kernhaushalten von Bund, Ländern, Gemeinden, Gemeindeverbänden und gesetzlicher Sozialversicherung, den Extrahaushalten sowie den sonstigen öffentlichen Fonds, Einrichtungen und Unternehmen (sonstige FEUs).
  • 3
    Unter Cash-Pooling sind Liquiditätsverbünde zu verstehen, bei denen Einheiten im Rahmen eines gemeinsamen Finanzmanagements liquide Mittel zusammenführen, so dass alle teilnehmenden Einheiten bei Bedarf darauf zurückgreifen können. Durch Cash-Pooling können „externe“ Kassenkreditaufnahmen (z.B. bei einem Kreditinstitut) vermieden oder überschüssige Gelder gemeinsam angelegt werden.