Die Verschuldung in Niedersachsen im Jahr 2024

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Wie haben sich die Schuldenstände der Kernhaushalte des Landes Niedersachsen sowie der Gemeinden und Gemeindeverbände im Jahr 2024 entwickelt? Wie verteilte sich die Verschuldung auf den öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereich? Und wie hoch lag die Pro-Kopf-Verschuldung im vergangenen Jahr? Diese Fragen beantwortet der folgende Beitrag.

Umstellung der Bevölkerungsdaten

Den nachfolgend genannten Pro-Kopf-Angaben liegt die Bevölkerung zum Stand 30.06.2024 zugrunde, die auf den fortgeschriebenen Ergebnissen des Zensus 2022 basiert. Es kommt dadurch zu Einschränkungen der Vergleichbarkeit zu bisherigen Pro-Kopf-Angaben (bis einschließlich Bevölkerungsstand 30.06.2023), für die noch die fortgeschriebenen Ergebnisse des Zensus 2011 verwendet wurden.

Landesverschuldung Niedersachsens erneut um 3,9% gesunken

Auch im Jahr 2024 setzte sich der Trend sinkender Schulden im Kernhaushalt des Landes Niedersachsen fort. Die Schulden verringerten sich gegenüber dem Vorjahr um 3,9% und beliefen sich zum Jahresende auf 54.694 Mio. Euro (2023: 56.888 Mio. Euro). Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 6.828 Euro (siehe Tabelle T1).

Der größte Teil der Schulden bestand erneut beim nicht-öffentlichen Bereich1Zum nicht-öffentlichen Bereich gehören Kreditinstitute und sonstige Bereiche, wie zum Beispiel private Unternehmen im In- und Ausland. . Hier belief sich das Volumen auf 54.247 Mio. Euro bzw. 6.772 Euro je Einwohnerin und Einwohner – ebenfalls ein Rückgang um 3,9% im Vergleich zu 2023.

Unter den Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich dominierten die Wertpapierschulden mit einem Anteil von rund 82,0% (44.475 Mio. Euro), obwohl sie sich um 3,4% reduzierten. Die restlichen 18,0% entfielen auf Kredite, die um 6,0% auf 9.772 Mio. Euro zurückgingen. Wie bereits im Vorjahr nahm das Land Niedersachsen auch 2024 keine Kassenkredite zur Liquiditätssicherung auf.

Öffentliche Gläubiger weiterhin mit geringem Anteil

Die Schulden beim öffentlichen Bereich2Der öffentliche Bereich setzt sich zusammen aus den Kernhaushalten von Bund, Ländern, Gemeinden, Gemeindeverbänden und gesetzlicher Sozialversicherung, den Extrahaushalten sowie den sonstigen öffentlichen Fonds, Einrichtungen und Unternehmen (sonstige FEUs). machten lediglich 0,8% der gesamten Landesverschuldung aus. Sie sanken um 3,7% auf 447 Mio. Euro und umfassten ausschließlich Investitionskredite. Auch beim öffentlichen Bereich bestanden keine Kassenkredite und dementsprechend auch keine darunter zu verbuchenden Entnahmen aus Cash-Pooling.

Kommunale Verschuldung beim nicht-öffentlichen Bereich steigt deutlich um 17,7%

Im Gegensatz zum Land Niedersachsen verzeichneten die Gemeinden und Gemeindeverbände einen deutlichen Anstieg ihrer Schulden. Die Verschuldung der kommunalen Kernhaushalte beim nicht-öffentlichen Bereich stieg 2024 um 17,7% auf 17.802 Mio. Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 2.223 Euro entsprach (Tabelle T1).

Mit 93,1% machten die Schulden beim nicht-öffentlichen Bereich auch 2024 den überwiegenden Großteil der kommunalen Gesamtverschuldung von zuletzt 19.117 Mio. Euro (+18,7%) aus.

Besonders auffällig war der Anstieg der Kassenkredite beim nicht-öffentlichen Bereich: Nach einem Rückgang im Vorjahr stiegen sie zum Jahresende 2024 um 75,2% auf 1.706 Mio. Euro. Auch das Volumen der Investitionskredite beim nicht-öffentlichen Bereich wuchs deutlich um 13,8% auf 16.006 Mio. Euro. Die Wertpapierschulden blieben hingegen unverändert bei 90 Mio. Euro.

Kommunale Schulden beim öffentlichen Bereich: Anstieg um mehr als ein Drittel –aber durch Doppelzählungen verzerrt

Die kommunalen Schulden beim öffentlichen Bereich machten mit 6,9% nur einen kleinen Teil der Gesamtverschuldung aus, stiegen jedoch im Vergleich zum Vorjahr besonders deutlich um 33,8% auf 1.315 Mio. Euro. Vor allem die Kassenkredite beim öffentlichen Bereich nahmen um mehr als die Hälfte (+50,4%) zu von 464 auf 698 Mio. Euro. Bei den Investitionskrediten fiel die Zunahme mit 19,0% auf 617 Mio. Euro deutlich geringer aus.

Große regionale Unterschiede bei der kommunalen Verschuldung in Niedersachsen

Die Verschuldung der kommunalen Kernhaushalte beim nicht-öffentlichen Bereich (insgesamt 17.802 Mio. Euro bzw. 2.223 Euro pro Kopf) zeigte auch 2024 deutliche regionale Unterschiede (Tabelle T2). Dabei waren lediglich 10 niedersächsische Kommunen zum Stichtag 31.12.2024 vollständig schuldenfrei:

  • Stadt Burgwedel,
  • Gemeinde Scheeßel,
  • Stadt Verden (Aller),
  • Gemeinde Edewecht,
  • Gemeinde Dötlingen,
  • die Samtgemeinden Baddeckenstedt, Kirchdorf und Schwaförden sowie
  • die gemeindefreien Bezirke Lohheide und Osterheide.

Demgegenüber wiesen 9 Kommunen eine besonders hohe Pro-Kopf-Verschuldung von über 5.000 Euro auf – darunter 3 Städte aus der Region Hannover sowie die Nordseeinseln Wangerooge und Spiekeroog. Weitere Details liefert Tabelle T2 sowie Abbildung A1. Der höchste Schuldenstand je Einwohnerin und Einwohner war trotz rückläufiger Kassenkredite wie bereits in den Vorjahren in der Samtgemeinde Heeseberg mit 12.173 Euro pro Kopf zu verzeichnen.

Die Abbildung A1 bildet die Verschuldung der Kernhaushalte der Gemeinden/Gemeindeverbände gegenüber dem nicht-öffentlichen Bereich in Niedersachsen am 31.12.2024 in einer Karte ab. 10 niedersächsische Kommunen werden als schuldenfrei ausgewiesen. Die SGB Heeseberg bildet mit 12.273 € pro Kopf das Maximum aller Kommunen ab. Das arithemtische Mittel wird mit 1.362 € pro Kopf angegeben.
A1 Karte zur Verschuldung der Kernhaushalte der Gemeinden/Gemeindeverbände gegenüber dem nicht-öffentlichen Bereich in Niedersachsen am 31.12.2024

Landesverschuldung fast wieder auf Niveau von 2010 gesunken

Die Abbildungen A2 und A3 zeigen die Entwicklung der Verschuldung des Landes und der niedersächsischen Kommunen von 2010 bis 2024.

Die Gesamtverschuldung des Landes Niedersachsen (öffentlicher und nicht öffentlicher Bereich) stieg zunächst zwischen 2010 und 2017 kontinuierlich an. In den Jahren 2018 und 2019 kam es erstmals zu einem Rückgang, bevor die Corona-Pandemie 2020 zu einem erneuten Anstieg führte. Seit 2021 sinkt die Verschuldung wieder und Ende 2024 lag sie erstmalig wieder unter dem Stand von 2010 (54.803 Mio. Euro). Die Kredite beim öffentlichen Bereich verringerten sich von 2010 zu 2024 um 42,2% (siehe Abbildung A2).

Abbildung A2 verdeutlicht die Entwicklung der Verschuldung des Landes Niedersachsen jeweils zum 31.12 von 2010 bis 2024 in einem Balkendiagramm. Die dargestellten Balken verdeutlichen die Zusammensetzung der Verschuldung des Landes Niedersachsen. Die insgesamt höchste Verschuldung des Landes ist im Jahr 2020 mit 61.767 Mio. Euro zu erkennen. Die wiederum niedrigste liegt im Jahr 2010 mit 54.030 Mio. Euro vor.
A2 Entwicklung der Verschuldung des Landes Niedersachsen von 2010 bis 2024 jeweils zum 31.12. in Mio. Euro

Verschuldung der niedersächsischen Kommunen nimmt stetig zu

Die kommunale Verschuldung beim nicht-öffentlichen Bereich stieg in den hier betrachteten 14 Jahren um 46,2% von 12.177 auf 17.802 Mio. Euro. Dabei gingen die Kassenkredite beim nicht-öffentlichen Bereich seit 2010 um 64,7% zurück. Der niedrigste Stand wurde 2023 mit 974 Millionen Euro erreicht – ein Rückgang um fast 79,9% gegenüber dem Höchststand im Jahr 2010. Die kommunale Gesamtverschuldung wird zunehmend durch Kredite und Wertpapierschulden geprägt, deren Volumen sich seit 2010 um 119,3% mehr als verdoppelte.

Die Verschuldung beim öffentlichen Bereich spielte bei den niedersächsischen Kommunen stets eine untergeordnete Rolle. Seit 2020 ist jedoch ein deutlicher Anstieg (+258,4%) der Kassenkredite beim öffentlichen Bereich zu beobachten. Die Investitionskredite beim öffentlichen Bereich bewegten sich von 2010 bis 2024 in einer Bandbreite von 266 bis 617 Mio. Euro. Seit dem Jahr 2017 sind sie stetig angewachsen und haben sich bis 2024 fast verdoppelt (+97,5%) (siehe Abbildung A3).

Abbildung A3 bereitet in einem Balkendiagramm die Entwicklung der kommunalen Verschuldung in Niedersachsen jeweils zum 31.12 von 2010 bis 2024 auf. Innerhalb der dargestellten Balken ist die Zusammensetzung der jeweiligen Verschuldung zu erkennen. Im Jahr 2024 ist die Verschuldung der Gemeinden/Gemeindeverbände um 17,7% gegenüber dem Vorjahr angewachsen und bildet nun einen bisher nicht erreichten Höchststand von 19.117 Mio. Euro ab. Der niedrigste Schuldenstand ereignete sich im Jahr 2016 mit 12.027 Mio. Euro.
A3 Entwicklung der kommunalen Verschuldung in Niedersachsen von 2010 bis 2024 jeweils zum 31.12. in Mio. Euro

Fazit

Im Laufe des Jahres 2024 konnte das Land Niedersachsen seine Verschuldung weiter abbauen – um 3,9% auf insgesamt 54.694 Mio. Euro am Jahresende. Im Gegensatz dazu stieg die Verschuldung der niedersächsischen Gemeinden und Gemeindeverbände beim nicht-öffentlichen Bereich zum wiederholten Male deutlich um 17,7% auf 17.802 Mio. Euro an. Nur 10 von insgesamt 442 Gemeinden und Gemeindeverbänden in Niedersachsen waren in diesem Bereich zum Jahresende 2024 vollständig schuldenfrei. Auch die kommunalen Schulden beim öffentlichen Bereich nahmen deutlich zu, sind jedoch nur eingeschränkt belastbar.

Weitere Informationen zur Verschuldung in Niedersachsen finden Sie auf der Website des LSN.

Fußnoten

  • 1
    Zum nicht-öffentlichen Bereich gehören Kreditinstitute und sonstige Bereiche, wie zum Beispiel private Unternehmen im In- und Ausland.
  • 2
    Der öffentliche Bereich setzt sich zusammen aus den Kernhaushalten von Bund, Ländern, Gemeinden, Gemeindeverbänden und gesetzlicher Sozialversicherung, den Extrahaushalten sowie den sonstigen öffentlichen Fonds, Einrichtungen und Unternehmen (sonstige FEUs).