
Nach dem langjährigen Bürgerkrieg und dem Untergang des Assad-Regimes im Dezember 2024 bleibt weiterhin ungewiss, wie sich die politische und gesellschaftliche Lage in Syrien entwickeln wird. In Niedersachsen sind insbesondere die mehr als 87.000 hier lebenden Syrerinnen und Syrer von den jüngsten Ereignissen betroffen.
Demographie und Arbeitsmarkt
Insgesamt lebten am 31.12.2023 nach der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2022 87.268 Personen mit syrischer Staatsangehörigkeit in Niedersachsen. Davon waren etwa 58,3% Männer und etwa 41,7% Frauen.
Bei Betrachtung der Altersstruktur zeigt sich, dass etwas mehr als 30,4% der syrischen Bevölkerung unter 15 Jahre alt, etwa 67,7% im Alter zwischen 15 und 64 Jahren und nur etwa 1,9% 65 Jahre oder älter waren (siehe Abbildung A1).
Mehr als 26.500 Syrerinnen und Syrer, die in Niedersachsen Schutz suchten, waren 2023 noch minderjährig, also jünger als 18 Jahre, was einem Anteil von mehr als 30% der Gesamtzahl syrischer Schutzsuchender entspricht. Fast die Hälfte (etwa 47,1%) war jünger als 25 Jahre. Mehr als 54.000 der schutzsuchenden Syrerinnen und Syrer waren im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren und können bereits heute, beziehungsweise werden zukünftig, einen Beitrag zur Reduktion des Fachkräftemangels in Niedersachsen leisten. Nach den aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit1https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Themen-im-Fokus/Migration/Migration-Nav.html waren im Juni 2024 mehr als 28.300 Syrerinnen und Syrer in Niedersachsen beschäftigt, davon mehr als 22.400 Personen sozialversicherungspflichtig. Außerdem waren etwa 28.000 Personen mit syrischer Staatsbürgerschaft in Niedersachsen im Juni 2024 arbeitssuchend gemeldet.
Fast 80.000 Schutzsuchende
Nach Daten des Ausländerzentralregisters mit Stand 31.12.2023 waren 78.095 Personen der Syrerinnen und Syrer Schutzsuchende. Damit bilden Personen mit syrischer Nationalität die zweitgrößte Gruppe Schutzsuchender in Niedersachsen – nach Menschen aus der Ukraine mit 99.960 Personen. Zudem wurden in den Jahren 2014 bis 2023 mehr als 19.000 Syrerinnen und Syrer in Niedersachsen eingebürgert und haben heute die deutsche Staatsbürgerschaft.

Starker Anstieg der Schutzsuchenden durch Bürgerkrieg
Bei Betrachtung der Entwicklung Schutzsuchender in Niedersachsen über die Zeit wird schnell deutlich, dass die Zahl der Schutzsuchenden im Zuge des Bürgerkrieges in Syrien in den Jahren 2014 bis 2016 sprunghaft und überproportional gestiegen ist (siehe Abbildung A2). Auch in den Folgejahren konnte ein weiterer Anstieg der Zahlen beobachtet werden, was der andauernd anhaltenden Konfliktlage und der damit verbundenen Bedrohung für Leib und Leben vor Ort geschuldet sein dürfte.

Fast 20% der schutzsuchenden Syrerinnen und Syrer in Hannover
Die Verteilung Schutzsuchender aus Syrien innerhalb der niedersächsischen Kreise und kreisfreien Städte ist sehr heterogen (siehe Abbildung A3). Mehr als ein Drittel aller Schutzsuchenden aus Syrien in Niedersachsen leben in der Region Hannover (18,5%), der Stadt Salzgitter (5,4%), dem Landkreis Emsland (3,8%), der Stadt Osnabrück (3,7%), der Stadt Hildesheim (3,3%) oder dem Landkreis Stade (3,2%).

Aufenthaltsdauer und Integration
Die oben beschriebenen Entwicklungen der Jahre 2014 bis 2016 zeigen sich auch, wenn die Aufenthaltsdauer syrischer Schutzsuchender aus Niedersachsen in Deutschland betrachtet wird. Mehr als 49.000 Schutzsuchende aus Syrien lebten zum Jahresende 2023 schon mehr als sechs Jahre in Deutschland und sind daher zum Jahresende 2017 oder früher nach Deutschland geflohen. Wie lange das her ist, wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass das Jahr 2017 vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie oder des Beginns des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine liegt und Donald Trump zu Beginn der Jahres 2017 seinen Vorgänger Barack Obama als US-Präsident abgelöst hatte. All diese Ereignisse haben in Niedersachsen lebende syrische Flüchtlinge bereits mehrheitlich in Deutschland durchlebt.
Fazit
Ob sich die Sicherheitslage in Syrien mit dem Untergang des Assad Regimes und der Machtübernahme teilweise islamistischer Rebellengruppen für alle Personen unabhängig von Geschlecht, Religion oder politischer Einstellung nachhaltig verbessert, steht noch nicht fest. Daher bleibt abzuwarten, wie sich die Bevölkerungsbewegungen von und nach Syrien zukünftig entwickeln werden, und welche Folgen das für den weiteren Fachkräftemangel in Niedersachsen haben wird, insbesondere wenn hochqualifizierte Syrerinnen und Syrer Niedersachsen verlassen sollten.
Weiterführende Informationen zu den Themen Migration und Integration im Bundesvergleich finden Sie hier. Daten zur syrischen Bevölkerung sowie zu Schutzsuchenden in Niedersachsen finden Sie in der Datenbank des Statistischen Bundesamts sowie der Datenbank des Landesamts für Statistik Niedersachsen.
Fußnoten
- 1https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Themen-im-Fokus/Migration/Migration-Nav.html