Jahresrückblick Landwirtschaft 2022

Blueberries - sweet, healthy berry fruit. Huckleberry bush. Blueberry ripe berries on the branch with leaves. Shallow depth of field. Food plantation - blueberry field, orchard.
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Erntejahr 2022

Die Witterung im Jahr 2022 setzte den Trend der letzten Jahre fort. Die Definition eines „normalen Jahres“ – zumindest in Bezug auf die Landwirtschaft – müsste womöglich seit 2017 neu definiert werden. Denn „zu warm“ und „zu trocken“ ist mittlerweile eine Dauererscheinung. Überdurchschnittlich milde Wintermonate verursachten 2021 bis 2022 keine besonderen Auswinterungsschäden. Lediglich regional aufgetretene Nachtfröste sorgten für eine Wachstumsverzögerung bei Winterkulturen. Anhaltende Trockenheit von September 2021 bis Januar 2022 setzte dennoch den Beständen zu (A1). Der Februar brachte zwar bis zu 122 mm Niederschlag, allerdings konnten die ausgetrockneten kalten Böden die Wassermengen nicht überall gut aufnehmen. Das führte zu Staunässe auf vielen Flächen.

Regenüberschuss und Regendefizit in Niedersachsen 2021-2022 gegenüber dem langjährigen Mittel seit 1981: Nur im Februar, April, September und Dezember gab es einen Überschuss. Vor allem die Sommermonate waren von Dürre geprägt.
A1 Regenüberschuss und Regendefizit in Niedersachsen 2021-2022 gegenüber dem langjährigen Mittel seit 1981. Quelle: Deutscher Wetterdienst Foto: Iakov Kalinin – stock.adobe.com

Mit 40 % Niederschlagsdefizit im März im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt starteten die Winter- und Sommerkulturen ins Frühjahr. 48 mm Niederschlag im April konnten die Lücke in der Wasserversorgung nicht schließen. Mit einem Regendefizit von 29 % im Juni, 32 % im Juli und 45 % im August spitzte sich die Situation in Verbindung mit 27 % mehr Sonneneinstrahlung auf Äckern fortlaufend zu. Das förderte den Stress insbesondere bei Sommerungen und Grünland. Mit nur 398 mm Niederschlag von Januar bis August 2022 lag die Wassermenge in Niedersachsen deutlich unter dem langjährigen Mittel (1981-2021) von 500,5 mm. In den Jahren 2018, 2019 und 2020 wurde das langjährige Mittel ebenfalls unterschritten. Demnach war die Erholung des Grundwassers im Jahr 2022 unmöglich.

Relative Veränderung der Hektarerträge in Niedersachsen 2022 gegenüber dem 6-jährigen Mittel 2016-2021: Insbesondere die Winterkulturen haben von den Niederschlägen im Februar profitiert z.B. Winterraps mit einem Ertragszuwachs von ca. 30 %. Die Sommerkulturen litten stattdessen unter der anhaltenden Trockenheit.
A2 Relative Veränderung der Hektarerträge in Niedersachsen 2022 gegenüber dem 6-jährigen Mittel 2016-2021

Die Ernteschätzungen waren aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre und der aktuellen Lage eher pessimistisch. Lediglich an der Küste waren die Erwartungen aufgrund der Marschböden und deren besserer Wasserversorgung höher. Umso überraschender waren die ersten Drusch­ergebnisse, als die Ernte in KW 26-27 startete. Die Erträge lagen beim Getreide und Winterraps über dem Niveau des Vorjahres und über dem 6-jährigen Durchschnitt von 2016 bis 2021 (vgl. T1, T2, A2). Eine stabile trockene Wetterlage ermöglichte eine schnelle Abreife und Ernte ohne Unterbrechungen.

An dieser Stelle muss allerdings erwähnt werden, dass die letzten sechs Jahre aufgrund extremer Wetterereignisse eine schwierige Vergleichsgrundlage liefern. Daher dürfen die Ertragssteigerungen im Jahr 2022 gegenüber dem 6-jährigen Mittel nicht überbewertet werden. Wie die Abbildungen A4 und A5 zeigen, entwickeln sich die Erträge der meisten Kulturen langsam in die Richtung des Niveaus vor 2016.

Im Text genannte Qualitätskriterien

  • Der Proteingehalt ist der bestimmende Faktor für die Einteilung in die Qualitätsgruppe beim Weizen. Ein höherer Proteingehalt wirkt sich positiv auf das Backverhalten aus. Die Eiweißmenge wird maßgeblich von der Stickstoffdüngung beeinflusst: Zeitpunkt der Ausbringung, Menge und Stickstoffverfügbarkeit.
  • Das Hektolitergewicht (HLG) beschreibt die Schüttdichte bzw. das Korngewicht, das ein bestimmtes Volumen füllt. Es wird von mehreren Umweltfaktoren und von der genetischen Veranlagung bestimmt.
  • Als Schmachtkorn werden infolge der Notreife kümmerlich ausgebildete Körner bezeichnet.
  • Der Auswuchs ist ein vorzeitig gekeimter Korn im Bestand. Aufgrund der Keimung wird die Stärke in Zucker umgewandelt, was die Backqualität mindert.
  • Als Mutterkorn wird ein giftiger Getreidepilz bezeichnet, der sich bevorzugt im Roggen ansiedelt. Wegen seiner stark giftigen Alkaloide wurde der gesetzliche Grenzwert für die Verunreinigung auf maximal 0,05 % festgelegt.
  • Die Qualitätsgruppen von Weizen werden vom Bundessortenamt bestimmt und für den deutschen Markt zugelassen. Der EU-Weizen wird in anderen EU-Ländern klassifiziert und zugelassen, auch in Deutschland. Die EU-Sorten sind oft den B- und C-Klassen zuzuordnen.
  • E-Weizen entspricht den höchsten Qualitätsanforderungen (mind. 14 % Protein) und wird deswegen "Eliteweizen" genannt und zur Veredelung der Backrezeptur verwendet.
  • A-Weizen wird wegen seiner hohen Qualität "Qualitätsweizen" oder "Aufmischweizen" genannt (mind. 13 % Protein), der die Defizite der Backmischungen ausgleichen soll.
  • B-Weizen umfasst die Sorten mit durchschnittlichen Qualitätsparametern (mind. 11 % Protein), der in der allgemeinen Backpraxis verwendet wird und als „Brotweizen“ bezeichnet wird.
  • C-Weizen fungiert aufgrund von unterdurchschnittlicher Qualität meistens als Futterweizen.
  • CK-Weizen ist von einer niedrigen Backqualität und wird auch als "Keksweizen" bezeichnet.

Zumindest auf den ersten Blick schien 2022 nicht nur die Höhe der Erntemenge, sondern auch die Qualität zu stimmen. Laut Untersuchungen des Max-Rubner-Instituts lag der Landesdurchschnitt beim Hektolitergewicht beim Winterweizen mit 78,5 kg/hl und beim Roggen mit 75,9 kg/hl über den Werten von 2021 mit 75,8 kg/hl bzw. 72,2 kg/hl. Beim Schmachtkornanteil und Auswuchsgehalt wurden Durchschnittswerte unter dem Vorjahresniveau festgestellt. Der ermittelte Proteingehalt von 11 % Trockensubstanz (TS) beim Winterweizen und von 9,1 % TS beim Roggen lag allerdings nicht nur unter den Vorjahreswerten von 12,1 % TS bzw. 9,4 % TS, sondern auch unter dem Durchschnitt der letzten sechs Jahre (12,3 bzw. 9,8 % TS). Demzufolge machte der B-Weizen in Niedersachsen mit 35,7 % den größten Anteil aus, gefolgt von 26,4 % A-Weizen und 18,2 % EU-Weizen. 100 % der untersuchten Roggenproben wiesen Brotroggenqualität auf. Landesweit fiel allerdings der Mutterkornbesatz bei Roggen mit 0,14 Gew.-% im Vergleich zum Vorjahr (0,05 Gew.-%) höher aus.

Insbesondere Abbildung A2 zeigt deutlich, wie das Getreide von der kurzen intensiven Regenphase im Winter und April profitiert hat. Im Vergleich zum Jahr 2021 bzw. zum 6-jährigen Durchschnitt fiel der Ertrag der Getreideernte in Niedersachsen insgesamt (einschl. Körnermais/CCM) um 4,4 % bzw. 5,6 % höher aus (T1, A3). Sowohl der Winterweizen (vgl. T1, A2, A4) als auch die Wintergerste (vgl. T2, A2, A4) lieferten Erträge deutlich über dem Vorjahresniveau und dem Durchschnitt der letzten 6 Jahre. Sogar der Ertrag von Sommergerste lag mit 21,7 % über dem Ertrag des Vorjahres und mit 17,1 % über dem 6-jährigen Mittel (vgl. A2, T2).

Entwicklung von Anbaufläche und Hektarertrag von Getreide (mit Körnermais) in Niedersachsen 1948 bis 2022: Getreide ist auch 2022 die wichtigste Anbaufrucht in Niedersachsen. Die Anbaufläche ist bei steigendem Ertrag rückläufig.
A3  Entwicklung von Anbaufläche und Hektarertrag von Getreide (mit Körnermais) in Niedersachsen 1948 bis 2022

Zum eindeutigen Gewinner der Ernte 2022 zählt der Winterraps. Er überraschte mit einem rekordverdächtigen Ertrag von 43,9 dt/ha und lag niedersachsenweit circa 30 % über dem 6-jährigen Mittel und rund 22 % über dem Vorjahreswert (vgl. T1, T2, A2). Die hohen Erträge gingen mit einer sehr guten Qualität einher. Der Öl-Gehalt von 45,2 % übertraf alle Erwartungen deutlich. Zum Vergleich: Der nächst höhere Wert der letzten 20 Jahre lag im Jahr 2009 bei 43,9 %. Eine eindeutige Erklärung für diese enorme Produktivitäts- und Qualitätssteigerung unter äußerst schwierigen Wetterbedingungen, aber auch unter immer strengeren pflanzenbaulichen Maßnahmen beim Raps gibt es (noch) nicht.

Im Gegensatz zum letzten Jahr gehört Mais in jeglicher Form zu den Verlierern der Ernte 2022 (vgl. T2, A2, A5). Je nach Niederschlagsmenge und Bodenbeschaffenheit entwickelten sich die Maisbestände von gut bis spärlich. Es wurde vor allem auf den leichten Standorten von notreifen Körnermaisbeständen mit starken Trockenschäden berichtet. Kleine bis keine Kolben veranlassten Betriebe teilweise dazu, den Körnermais zu häckseln und zu Silomais zu verarbeiten. Entsprechend wurden Ertragseinbußen von 12,6 % gegenüber dem 6-jährigen Mittel und von 26,4 % gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Dabei schwankte der Ertrag einzelner Regionen von max. 104 dt/ha an der Küste bis zu min. 45 dt/ha auf den Sandböden.

Ein ähnliches Bild wurde beim Silomais beobachtet (vgl. T2, A2, A5). Mit einem durchschnittlichen Ertrag von 392,5 dt/ha war die Ernte 2022 ähnlich niedrig wie zuletzt im Jahr 2018 mit 364,1 dt/ha (A5). Mit über 200 dt/ha waren die Schwankungen zwischen den einzelnen Kreisen ebenfalls enorm.

Entwicklung der Erträge für ausgewählte Getreidearten und Raps 2010-2022: Die Schwankungen im Ertragsniveau sind stark an die Witterung des jeweiligen Jahres gebunden. Das nasse Jahr 2018 hatte bei allen Kuturen zum deutlichen Einbruch geführt, bis 2022 erholten sich die Erträge langsam.
A4 Entwicklung der Erträge für ausgewählte Getreidearten und Raps 2010 bis 2022
Entwicklung der Erträge für Kartoffeln, Zuckerrüben und Silomais in Niedersachsen 2010-2022: Diese Sommerkulturen haben aufgrund extremer Witterungsverhältnisse in der Hauptvegetationsphase die särksten Ertragseinbussen zur Folge wie z. B. 2013 und 2018.
A5 Entwicklung der Erträge für Kartoffeln, Zuckerrüben und Silomais in Niedersachsen 2010 bis 2022

Eine schlechte Ernte wurde ebenfalls beim Raufutter eingefahren (vgl. T2, A2). Aufgrund von Ertragseinbußen bis zu 20 % im Vergleich zum Vorjahr und 5,5 % zum 6-jährigen Mittel stehen die Betriebe in manchen Kreisen vor der Herausforderung, die Futtergrundlage dauerhaft zu sichern. Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten sechs Jahre traf die Trockenheit die Grünfutter-Leguminosen mit 12 % Verlusten am stärksten und den Feldgrasanbau mit 3,3 % schwächer. Knapp 5 % weniger wurde auf Wiesen und Weiden geerntet. Die Vorräte des guten Futterbaujahres 2021 mindern die Sorgen der Futterbau-Betriebe nur teilweise.

Mit einem Ertrag von 435,8 dt/ha fiel die Ernte bei Kartoffeln durchschnittlich aus (vgl. T1, T2, A2, A5). Je nach Region und Beregnungsmöglichkeiten schwankten auch hier die Erträge sehr stark. Als Folge des trockenen Sommers wurden häufiger frühzeitige Abreife, zu kleine Knollen und Blaufleckigkeit gemeldet. Auch der Drahtwurm wurde vermehrt zum Problem. Um Verluste und Qualitätseinbußen zu vermeiden, konnte die Ernte, zumindest bevor die Niederschläge im September kamen, aufgrund des ausgetrockneten Bodens nicht sofort erfolgen. Aufgrund günstiger Wetterverhältnisse ab Oktober verlief die Kartoffelernte dann aber unproblematisch.

Die Rübenkampagne 2022 war von Unsicherheiten gekennzeichnet. Anhaltend „schlafende“ Zuckerrüben-Bestände litten stark unter der Trockenheit. Der Ertrag von 745,5 dt/ha lag nicht überraschend 8,7 % unter dem Vorjahresniveau und 4,4 % unter dem 6-jährigen Mittelwert (vgl. T1, T2, A2, A5). Die im September geernteten Rüben waren eher klein und brachten selten mehr als 550 dt/ha ein. Aufgrund von September-Niederschlägen war der Zuwachs von später geernteten Rüben dennoch spürbar. Der Zuckergehalt lag dabei oft über 19 %.

Im Jahr 2022 stellte sich die Frage, wie sich der Anbau von Körnersonnenblumen aufgrund des Kriegs in der Ukraine entwickelte. Der Flächenzuwachs von 221,8 % zwischen 2021 und 2022 bestätigte, dass der Anbau in Niedersachsen im Jahr 2022 aufgrund des höheren Preises für viele Betriebe attraktiv und kurzfristig umsetzbar war. Der Ertrag mit 23,5 dt/ha fiel insgesamt durchschnittlich aus.

Gemüse und Erdbeeren

Die Gemüseerhebung findet jährlich im Herbst statt, eine Vorerhebung zu Erdbeeren und Spargel stets im Juni zuvor. Alle vier Jahre erfolgt eine Totalerhebung, zuletzt im Jahr 2020. Im Jahr 2022 wurde die Erhebung wie auch im Vorjahr als repräsentative Erhebung durchgeführt.

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Insgesamt bauten 830 niedersächsische Betriebe im Jahr 2022 auf einer Fläche von 21 912 ha Gemüse im Freiland an und ernteten auf dieser Fläche 573 311 Tonnen Gemüse. Das sind 4,3 % weniger Betriebe als noch im Vorjahr. Unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen produzierten 199 Betriebe im Jahr 2022 in Niedersachsen auf knapp 94 ha Anbaufläche insgesamt 29 077 t Gemüse. Im Jahr 2021 waren es noch 148 Betriebe. Damit stieg die Anzahl der Betriebe mit geschütztem Anbau um 34,5 %, die Gesamtbetriebszahl für Gemüseanbau blieb daher zum Vorjahr ähnlich. Von den 830 Betrieben mit Gemüseanbau im Freiland wirtschafteten 201 Betriebe vollständig in ökologischer Wirtschaftsweise, genau so viele wie im Vorjahr. Die ökologische Anbaufläche war 2 322 ha groß, die ökologisch produzierte Erntemenge umfasste gut 61 927 t.

Die Anbaufläche sank in den vergangenen Jahren zum ersten Mal wieder, sodass 2022 auf 1,9 % weniger Fläche als im Jahr 2021 Gemüse angebaut wurde. Mit 8 851 ha war die Anbaufläche für Gemüse und Erdbeeren 2022 in der Region Weser-Ems am größten, die meisten Betriebe (327) befanden sich jedoch in der Region Lüneburg.

Auf rund 20 % der niedersächsischen Anbaufläche für Gemüse und Erdbeeren wurde im Jahr 2022 Spargel angebaut. Die Fläche schrumpfte somit um rund 3,9 % im Vergleich zum Vorjahr und umfasste etwa 5 058 ha. Von dieser Fläche standen circa 577 ha noch nicht im Ertrag. 235 Betriebe kultivierten Spargel bei einem durchschnittlichen Ertrag von 56,4 dt/ha. Der durchschnittliche Spargelhof bewirtschaftete im Jahr 2022 rund 22 ha Anbaufläche (im Ertrag/nicht im Ertrag). Nicht im Ertrag bedeutet, dass auf dieser Fläche aktuell nicht geerntet wird, da es sich bei Spargel um eine mehrjährige Pflanze handelt.

Die niedersächsischen Betriebe mit Gemüse- und/oder Erdbeeranbau bewirtschafteten im Durchschnitt insgesamt rund 27 ha pro Betrieb. Im Jahr 2021 lag diese Fläche noch bei 26 ha. Im Jahr 2022 waren nach Spargel Speisezwiebeln (4 030  ha) sowie Möhren und Karotten (2 048 ha) die häufigsten Gemüsearten im Freilandanbau. Während der Möhren- und Karottenanbau eine Abnahme zum Vorjahr verzeichnete (-385 ha), vergrößerte sich die Anbaufläche von Speisezwiebeln (+250 ha). Die Fläche für Grünkohlanbau stieg im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht um 25 ha auf rund 397 ha. Möglicherweise ein Anzeichen für das erneute Aufblühen der Tradition des Grünkohlessens nach der COVID-19-Pandemie. Mit 269 ha Anbaufläche war die Region Weser-Ems Niedersachsens Spitzenreiter im Grünkohlanbau.

Wichtige Gemüsearten im Freiland waren 2022 auf 9 091 ha Fläche das Blatt- und Stängelgemüse (Salat, Spinat, Spargel etc.), das Wurzel- und Knollengemüse (Radieschen, Möhren und Karotten, Knollensellerie etc.) mit 7 306 ha Anbaufläche sowie das Kohlgemüse (Brokkoli, Blumenkohl, Grünkohl etc.), das auf gut 3 016 ha wuchs. Im Gewächshaus bzw. unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen nahmen neben den Erdbeeren mit 221 ha, Salatgurken mit fast 41 ha und Tomaten mit rund 30 ha die größte Fläche ein.

In Niedersachsen wurden im Jahr 2022 von 250 Betrieben auf 3 316 ha Erdbeeren angebaut. Davon entfielen 3 095 ha auf den Freilandanbau, hiervon standen 521 ha noch nicht im Ertrag. Insgesamt konnten auf den 2 574 ha ertragsfähiger Erdbeerfläche im Freiland 29 618 t Erdbeeren geerntet werden. Unter Glas wurden rund 4 804 t geerntet. Mit einer Anbaufläche von 1 819 ha Erdbeeren lag die Region Weser-Ems im Jahr 2022 an erster Stelle. Das sind 55 % der gesamten Erdbeerfläche Niedersachsens.

Strauchbeeren

Der Anbau von Strauchbeeren wird seit 2012 jährlich als Vollerhebung erfasst. Im Jahr 2022 bauten in Niedersachsen insgesamt 233 Betriebe auf einer Fläche von 2 506 ha Strauchbeeren an. Die gesamte Erntemenge von Strauchbeeren lag mit rund 11 524 Tonnen ca. 9,9 % unter der des Vorjahres.

Mit einer Anbaufläche von 2 089 ha war die Kulturheidelbeere auch 2022 die mit Abstand bedeutendste Strauchbeerenart in Niedersachsen. Sie wurde von etwas mehr als zwei Dritteln aller Betriebe angebaut. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Fläche der Kulturheidelbeere im Freiland um 2 ha zu. Der Ertrag sank von 49,6 dt/ha (2021) auf 45,3 dt/ha (2022), was insgesamt zu einer Ernte von 9 458 Tonnen Kulturheidelbeeren führte, eine Abnahme von 8,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Ertrag vollständig ökologisch erzeugter Kulturheidelbeeren lag bei 40,1 dt/ha. Bei 261 ha Anbaufläche betrug die Erntemenge im Jahr 2022 daher 1 047 Tonnen. Sie wurden von 25 Betrieben kultiviert.

Speisepilze

Die Erzeugung von Speisepilzen wird seit 2012 jährlich erhoben. Aufgrund der geringen Betriebszahl können jedoch nur wenige Daten für Niedersachsen veröffentlicht werden. Im Jahr 2022 erzielten die vier konventionell wirtschaftenden niedersächsischen Betriebe auf 56,9 ha Erntefläche eine Erntemenge von 11 990 t. Die fünf vollständig ökologisch und ein teilweise ökologisch wirtschaftender Betrieb erzeugten zusammen auf 139,9 ha Erntefläche 25 280 t Speisepilze. Konventionell wurden ausschließlich Champignons produziert, aber auch bei den (teilweise) ökologischen Betrieben bestand die Produktion zu über 90 % aus Champignons.

champignons in a basket on dark boards, food
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Bodennutzung

Im Jahr 2022 wurde die Bodennutzungshaupterhebung wie auch im Vorjahr als repräsentative Erhebung durchgeführt. Die Ergebnisse sind hochgerechnet und können bei geringer Anbaufläche mit Unsicherheiten behaftet sein (vgl. T3).

Der Anbau von Getreide zur Körnergewinnung nahm im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig um 2,2 % zu. Mit einer Fläche von 854 700 ha und 45,8 % des Ackerlandes war es damit weiterhin die stärkste Anbaufrucht in Niedersachsen. Ein im Vergleich zum Jahr 2020 eher stürmischer Herbst 2021 bremste die Aussaat von Wintergetreide. Die Anbaufläche von Winterweizen sank im Vergleich zum Jahr 2021 um 0,4 % auf 364 000 ha; Sommerweizen hingegen nahm 8 144 ha ein. Der Zuwachs von rund 57 % kann sowohl durch die Witterung als auch die Versorgungsunsicherheit durch den Krieg in der Ukraine geprägt sein. Die Anbaufläche von Sommergerste lag mit 41 400 ha um 27,1 % über der des Vorjahres, während die Fläche für Wintergerste um 8,7 % auf 136 600 ha abnahm. Hinter Weizen und Gerste waren Roggen und Wintermenggetreide1Wird als eine Position erfasst. mit 142 000 ha (-2,4 %) die wichtigste Getreideart in Niedersachsen.

Zweitstärkste Anbaufrucht auf dem Ackerland nach Getreide war auch 2022 der Silomais, obwohl die Fläche zum Vorjahr sogar abnahm (-8,0 %). Er nahm 26,7 % bzw. 497 800 ha des Ackerlandes in Niedersachsen ein.

Die Fläche für Kartoffelanbau hat im Vergleich zum Vorjahr um 5,0 % zugenommen. Damit ist die Kartoffel weiterhin vor Winterraps (95 700 ha) mit 121 200 ha drittstärkste Anbaufrucht in Niedersachsen. Nach dem Rückgang des Rapsanbaus in den vergangenen Jahren vergrößerte sich die Fläche das zweite Jahr in Folge nochmals um 10,9 % (2020: 79 300 ha, 2021: 85 300 ha). Neben der Fruchtfolge sind vor allem stabile Preise und besserer Absatz wichtige Gründe für die Zunahme. Der Anbau von Zuckerrüben nahm entgegen dem Trend der letzten Jahre zum Vorjahr um 1,6 % auf rund 99 100 ha zu.

Die Fläche für Dauergrünland verzeichnete einen Zuwachs von 1,2 % zum Vorjahr. Weiden nahmen mit 570 600 ha (82,0 %) den größten Flächenanteil am Dauergrünland ein.

Viehbestand

Niedersächsische Ställe beherbergten im November 2022 insgesamt rund 2,4 Mio. Rinder (vgl. Tab. T4). Das waren 10 843 Tiere mehr als noch im Vorjahr (+0,5 %) und 254 828 Rinder weniger als im Jahr 2017 (-9,8 %). Die Milchkuhbestände umfassten 804 170 Tiere und stiegen um 0,7 % gegenüber dem Vorjahr, im Vergleich zum Jahr 2017 sank die Anzahl um 7,1 %.

Im November 2022 wurden insgesamt 18 880 Rinderhaltungen registriert. Knapp 19 139 Rinderhaltungen gab es Ende des Jahres 2021. Das entspricht einer Abnahme von 1,4 %. Intensiver zeigte sich der Rückgang bei den Milchkühen. Von 8 106 Haltungen mit Milchkühen Ende 2021 waren im November 2022 lediglich 7 843 übrig (-3,2 %). Dieser Rückgang spiegelt den anhaltenden Trend zu größeren und damit rentableren Haltungen wider.

Im Jahr 2017 besaßen Haltungen mit Milchkühen in Niedersachsen durchschnittlich 90 Tiere. 2022 waren diese Haltungen im Durchschnitt mit 103 Tieren belegt. Der Strukturwandel von kleineren zu größeren Betrieben zeigt sich damit nochmals deutlich. Insbesondere aufgrund niedriger Gewinnspannen und gestiegener Auflagen wie der Reduktion der Anbindehaltung stellen viele Betriebe die Milchkuhhaltung ein.

Group of cows at cowshed eating hay or fodder on dairy farm.
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Ebenfalls rückläufig ist die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung. Die Anzahl der Betriebe sank zum Vorjahr um 10,8 % auf rund 4 200, seit 2017 sogar um 28,7 %. Im November 2022 wurden in Niedersachsen rund 7,1 Mio. Schweine gezählt; das waren 8,7 % weniger als im Vorjahr und 18,8 % weniger Tiere als 2017. Durchschnittlich wurden 2017 je Betrieb 1 488 Schweine gehalten. Fünf Jahre später stieg diese Zahl auf rund 1 695 Tiere. Ein Trend zu größeren Betriebseinheiten lässt sich daher weiterhin erkennen. Rund ein Viertel der gehaltenen Tiere waren heute wie früher Ferkel: Ein über die Jahre hinweg stabiles Verhältnis. Insgesamt spiegelt der Rückgang von Tieren und Betrieben die Lage der letzten Jahre wider. Die wirtschaftlich angespannte Lage durch geringeren Absatz sowohl im In- als auch Ausland sowie gestiegene Produktionskosten ließ vielen Betrieben nur die Wahl zwischen Aufgabe bzw. vorübergehendem Aussetzen der Schweinehaltung oder Vergrößerung des Betriebs für mehr Effizienz.

Die Novemberzählung der Schafhaltung wird seit dem Jahr 2011 durchgeführt. In Niedersachsen hielten 974 Betriebe im Jahr 2022 insgesamt 162 500 Schafe, von denen 50 900 im November unter einem Jahr alt waren. Die Anzahl aller Schafe nahm damit zum Vorjahr um 1,1 % ab. Auch die Anzahl der Betriebe sank zum Vorjahr (-1,3 %). Dennoch scheint die Schafhaltung in Niedersachsen relativ stabil. Zwar stellen der Wolf und auch eine wenig gewinnbringende Vermarktung weiterhin Herausforderungen dar, doch ab dem 1. September 2021 konnten Schafhalterinnen und Schafhalter mit einer Herde von mindestens zehn Tieren erstmalig spezielle Förderungen beantragen. Das Land Niedersachsen versucht so, dem Schwund der für die Kulturlandschaft wichtigen Tiere entgegenzuwirken. 29 Betriebe in Niedersachsen hatten eine Größe von 1 000 und mehr Tieren, das sind fünf Betriebe weniger als im Vorjahr. Fast drei Viertel aller Schafe wurden in den Regionen Weser-Ems und Lüneburg gehalten.

Eiererzeugung

In den niedersächsischen Betrieben mit mindestens 3 000 Hennenhaltungsplätzen wurden im Jahr 2022 auf rund 19,2 Mio. Stallplätzen durchschnittlich 16,9 Mio. Legehennen zur Produktion von Konsumeiern gehalten. Das waren 2,1 % mehr Legehennen als im Jahr 2021 (16,5 Mio.) und 9,5 % mehr als im Jahr 2017 (15,4 Mio.). Rund die Hälfte der Tiere (50,6 %) stand 2022 in Bodenhaltung (8,6 Mio.). Im Freiland wurden 23,3 % der Tiere gehalten und 16,4 % in ökologischer Erzeugung. Die Freilandhaltung lag im Jahr 2021 noch bei einem Anteil von 20,3 %. Der Zuwachs kann zum einen am Rückgang der erzwungenen Bodenhaltung durch die Geflügelpest im Jahr 2021 als auch am gestiegenen Absatz von Produkten aus artgerechter Haltung liegen. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl der Legehennen in ökologischer Erzeugung um nahezu 10 %. Bei insgesamt durchschnittlich 26 Eiern pro Henne und Monat wurden 2022 in Niedersachsen jeden Monat rund 434 Mio. Eier gelegt. Damit steigerte sich die Eierproduktion in Niedersachsen im Vergleich zum Vorjahr um ca. 0,6 %.

chicken on traditional free range poultry
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Aquakultur

Die Erzeugung in Aquakulturen wird seit 2011 jährlich als Totalerhebung ermittelt2Der Stichtag der Aquakulturerhebung ist in jedem Jahr der 31. Dezember. Daten für das Jahr 2022 stehen nach Aufbereitung erst ab Juni 2023 zur Verfügung.. Insgesamt gab es 2021 in Niedersachsen 111 aktive Aquakulturbetriebe, die 4 023 Tonnen Aquakulturerzeugnisse produzierten. Dazu gehörten neben Fischen auch Krebstiere, Weichtiere (z. B. Muscheln) und Rogen (z. B. Kaviar). Die mengenmäßig wichtigste Fischart aus Aquakultur in Niedersachsen blieb, wie schon in den Vorjahren, der Europäische Aal. Er macht etwa 41 % der gesamten Fischproduktion aus Aquakultur aus. Obwohl die produzierte Menge von 1 185 Tonnen im Jahr 2020 auf 1 158 Tonnen im Jahr 2021 sank, blieb Niedersachsen der größte Aalerzeuger Deutschlands. An zweiter Stelle folgte die erzeugte Menge an Lachsforellen. Mit 833 Tonnen machte sie rund 30 % der erzeugten Fischmenge Niedersachsens im Jahr 2021 aus. Neben der Erzeugung von Fisch wurden im Jahr 2021 von 4 Betrieben rund 1 123 Tonnen Weichtiere wie Muscheln produziert.

Makrelenschwarm
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Baumobst

Im Jahr 2022 wurde erneut die alle fünf Jahre stattfindende Baumobstanbauerhebung durchgeführt. Erfasst werden Anbauflächen u. a. von Äpfeln, Birnen und Kirschen sowie Pflaumen. Für Äpfel und Birnen werden zusätzlich die Sorten sowie die Anzahl der Bäume erfasst. So wurde im Jahr 2022 in Niedersachsen von 492 Betrieben auf 9 440 ha erwerbsmäßig Baumobst angebaut. Im Vergleich zum Jahr 2017 verringerte sich damit die Anzahl der Betriebe um 13,1 %, die Größe der Fläche hingegen stieg um 2,9 %.

Der Apfel ist in Niedersachsen die mit Abstand wichtigste Baumobstart. Im Jahr 2022 wurden auf 8 353 ha Äpfel angebaut. Auf einem Drittel der Apfelanbaufläche in Niedersachsen wächst die Sorte Elstar und sie ist damit wie bereits 2017 noch immer die anbaustärkste Apfelsorte, gefolgt von Jonaprince (Red Prince) (14,2 %) und Braeburn (10,4 %).

Mit 484 ha und damit 5,1 % der Baumobstanbaufläche sind Süßkirschen die zweitwichtigste Fruchtart. Die restlichen 6,4 % der Baumobstfläche sind vor allem mit Birnen, Pflaumen und Zwetschgen bestanden. Sauerkirschen, Mirabellen und Renekloden spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Fruit farm with apple trees. Branch with natural apples on blurr
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Der Obstanbau in Niedersachsen konzentriert sich traditionell auf das Alte Land. Das erstreckt sich entlang der Niederelbe und umfasst vollständig das Hamburger Obstanbaugebiet und auf niedersächsischer Seite Flächen in den Kreisen Cuxhaven, Harburg und Stade. 82 % aller niedersächsischen Baumobstbetriebe bauen hier auf 94,5 % der niedersächsischen Baumobstanbaufläche (8 925 ha) Baumobst an.

81 Betriebe bauten Baumobst im Jahr 2022 vollständig ökologisch an. Sie bewirtschafteten dabei 18,5 % der Fläche (1 742 ha). Im Jahr 2017 bewirtschafteten 91 Betriebe 1 464 ha Baumobst ökologisch. Auch hier zeigt sich der Trend zu weniger, jedoch größeren Betrieben.

Fußnoten

  • 1
    Wird als eine Position erfasst.
  • 2
    Der Stichtag der Aquakulturerhebung ist in jedem Jahr der 31. Dezember. Daten für das Jahr 2022 stehen nach Aufbereitung erst ab Juni 2023 zur Verfügung.