Entwicklung des Verbraucherpreisindex seit Januar 2021 – Verbraucherpreisindex auf neue Basis umgestellt

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Zum Januar 2023 wurde der Verbraucherpreisindex auf eine neue Basis (2020=100) umgestellt. Im folgenden Artikel werden die wichtigsten Veränderungen aufgezeigt. Des Weiteren werden die Auswirkungen der neuen Basis auf die Ergebnisse und aktuelle Entwicklungen dargestellt. Durch den Verbraucherpreisindex wird die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen gemessen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Darunter fallen zum Beispiel Nahrungsmittel, Bekleidung und Kraftstoffe für Fahrzeuge ebenso wie Mieten, Reinigungsdienstleistungen oder Reparaturen. Die prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahresmonat beziehungsweise dem Vorjahr wird umgangssprachlich auch als Inflationsrate bezeichnet.

Der Verbraucherpreisindex wird in der Regel alle fünf Jahre auf eine neue Basis umgerechnet. Diese turnusmäßige Umstellung ist erforderlich, um die Veränderung der Verbrauchsgewohnheiten zu berücksichtigen. Neben der Überarbeitung des Wägungsschemas für Waren und Dienstleistungen wurden auch die Wägungsanteile für Geschäftstypen und Länder aktualisiert. Die Revision des Verbraucherpreisindex wurde auch genutzt, um methodische Änderungen vorzunehmen. Dazu gehörten Verbesserungen unter anderem im Bereich der Pauschal- und Flugreisen.1Detaillierte Beschreibungen zu den Veränderungen im Bereich Pauschalreisen und Flüge enthält das Hintergrundpapier vom Statistischen Bundesamt zur Revision des Verbraucherpreisindex für Deutschland 2023, S. 13 f (www.destatis.de > Presse > Pressekonferenzen).

Die Ergebnisse des Verbraucherpreisindex von Niedersachsen fließen aktuell mit einem Anteil von 9,4 % in die Berechnung des Verbraucherpreisindex für Gesamtdeutschland ein. Bei dem vorherigen Basisjahr 2015=100 lag die Gewichtung für Niedersachsen für die privaten Konsumausgaben ebenfalls bei 9,4 %.

Geschäftstypen, Warenkorb und Wägungsschema

Die Geschäfte im Einzelhandel sind in Geschäftstypen eingruppiert. Hierbei wird differenziert nach Warenhaus/Kaufhaus, SB-Warenhaus/Verbrauchermarkt, Supermarkt, Discounter/Fachmarkt, Fachgeschäft, sonstiger Einzelhandel, öffentlicher oder privater Dienstleistungsbetrieb sowie Versand-/Onlinehandel. Die Bedeutung dieser acht Geschäftstypen gibt die Geschäftstypengewichtung wieder.2Detaillierte Beschreibungen zur Geschäftstypengewichtung enthält der Beitrag von Sandhop, Karsten: Geschäftstypengewichtung im Verbraucherpreisindex, in: Wirtschaft und Statistik, Heft 03/2012, S. 266–271. Für die Bestimmung der Geschäftstypengewichte werden derzeit insbesondere Daten von Marktforschungsunternehmen genutzt. Ergebnisse der amtlichen Handelsstatistik werden als ergänzende Informationsquelle herangezogen. Für die Regionalisierung der Gewichte auf Länderebene bringen die Statistischen Landesämter zusätzlich Kenntnisse ein.3Zum Beispiel gibt es in einzelnen Regionen bestimmte Warenhäuser bzw. Kaufhäuser nicht. Aufgrund dessen können in diesem Geschäftstyp bestimmte Produkte nicht erhoben werden und diese bekommen somit auch kein Gewicht.

Der bedeutsamste Geschäftstyp im Basisjahr 2020 in Niedersachsen ist Discounter/Fachmärkte mit einem Anteil von 32,4 %, gefolgt von den Supermärkten/Verbrauchermärkten (24,4 %) und den Fachgeschäften (23,4 %) (vgl. A1). Im Vergleich zum Basisjahr 2015 gingen die Anteile bei den Geschäftstypen Discounter/Fachmärkte um 2,2 Prozentpunkte und bei den Fachgeschäften um 3,7 Prozentpunkte zurück. Die Marktanteile vom sonstigen Einzelhandel und öffentlichen oder privaten Dienstleistungsbetrieben sind in Niedersachsen mit 1,4 % am geringsten.4Bei der Berechnung der Gewichte für die Geschäftstypen wurden lediglich Waren mit expliziter Geschäftstypengewichtung einbezogen. Bei dem Geschäftstyp Onlinehandel gibt es hingegen eine Zunahme der Gewichtung von 6,5 Prozentpunkten vom Basisjahr 2015 (10,3 %) zum Basisjahr 2020 (16,8 %). Die Bedeutung des Onlinehandels für einzelne Geschäftsbereiche differiert jedoch, elektronische Geräte sowie Bekleidung haben einen deutlich höheren Anteil im Onlinehandel als der Kauf von Nahrungsmitteln.

Zusammengefasste Gewichte der Geschäftstypen in Niedersachsen im Basisjahr 2020 - Anteile in Prozent -. Das größte Gewicht hat der Geschäftstyp "Discounter, Fachmarkt" mit 32,4%.
A1  Zusammengefasste Gewichte der Geschäftstypen in Niedersachsen im Basisjahr 2020

Die Basis für die Berechnung des Verbraucherpreisindex bildet der sogenannte Warenkorb mit circa 700 Waren und Dienstleistungen. Der Warenkorb wird regelmäßig angepasst, um die Entwicklungen des Verbrauchs- und Einkaufsverhaltens der privaten Haushalte in Deutschland zu berücksichtigen. Güter, die nicht mehr angeboten werden oder deren Verbrauchsbedeutung zurückgeht, werden aus dem Warenkorb entfernt. Wenn bestimmte Güter vermehrt von privaten Haushalten konsumiert werden und noch nicht im Warenkorb enthalten sind, werden diese in den Warenkorb aufgenommen. So sind zum Beispiel ab sofort auch Auswertungen der Preisentwicklung für vegetarische und vegane Produkte, elektronische Zigaretten, Smartwatches, Fitness-Tracker oder Ähnliches sowie für Geh- und Alltagshilfen möglich.

Den rund 700 Güterarten sind Wägungsanteile (Gewichte) zugeordnet, mit denen die jeweiligen Preisentwicklungen in den Gesamtindex einfließen. Die Neugewichtung der Güter und Geschäftstypen basiert zum Großteil auf dem Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021. Im Jahr 2020 gab es aufgrund der Corona-Pandemie große Veränderungen im Konsumverhalten, somit wäre es nicht zielführend gewesen, nur das Jahr 2020 als Basis zu verwenden.

Für die Bestimmung der Wägungsanteile für Waren und Dienstleistungen auf den höheren Ebenen waren bei dieser Revision nicht wie bisher die Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe und der Statistik der laufenden Wirtschaftsrechnungen, sondern primär die Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen die Grundlage. Neben den Daten aus den Haushaltsbefragungen nutzen die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen auch weitere Datenquellen. Hierzu gehören zum Beispiel Finanz- und Steuerstatistiken. Zudem werden die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen in der Europäischen Union vorrangig für den harmonisierten Verbraucherpreisindex verwendet und für die oberen Wägungsebenen auch per Verordnung seit Januar 2023 vorgeschrieben. Aus konzeptionellen Gründen sollten der harmonisierte und der nationale Verbraucherpreisindex möglichst gleich sein und auch die Kohärenz wird durch dieses Vorgehen beibehalten. Die Ergebnisse der Haushaltsbefragungen waren aber für die Verteilung der Gewichte auf den unteren Wägungsebenen unentbehrlich. Durch die Berücksichtigung der Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und den Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 konnte die Qualität der Verbraucherpreisstatistik verbessert werden.5Detaillierte Informationen zu den methodischen Veränderungen enthält das Hintergrundpapier vom Statistischen Bundesamt zur Revision des Verbraucherpreisindex für Deutschland 2023, S. 11 f (www.destatis.de > Presse > Pressekonferenzen).

Der Gesamtindex ist in 12 Abteilungen eingeteilt. Durch die Höhe der Wägungsanteile der einzelnen Abteilungen wird die Bedeutung an den gesamten Konsumausgaben deutlich. Die Einteilung der Abteilungen basiert auf dem Systematischen Verzeichnis der Einnahmen und Ausgaben der privaten Haushalte (SEA) in der für den Verbraucherpreisindex geltenden Fassung. Im Vergleich der Wägungsanteile der Basisjahre 2015 und 2020 (vgl. A2) gab es in der Abteilung „Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe“ mit 65 Promillepunkten die größte Verschiebung. Im Basisjahr 2015 lag der Wägungsanteil im Bereich Wohnen bei 324,7 Promille und im Basisjahr 2020 bei 259,3 Promille.

A2 Wägungsschemata für die Basisjahre 2015 und 2020 – Anteile in Promille

Im Vergleich zur Basis 2015 haben die Abteilungen „Andere Waren und Dienstleistungen“ (+25 Promillepunkte), „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ (+22 Promillepunkte) sowie „Möbel, Leuchten, Geräte u. a. Haushaltszubehör“ (+18 Promillepunkte) ein deutlich höheres Gewicht bei der neuen Basis 2020. Mehr als ein Viertel der gesamten Wägungsanteile entfällt auf die Abteilung „Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe“ (259,3 Promille) (vgl. A3). Diese Abteilung hat mit Abstand das größte Gewicht. Eine hohe Bedeutung nimmt auch die Abteilung „Verkehr“ mit 138,2 Promille ein. An dritter Stelle folgt nach der neuen Basis die Abteilung „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ mit 119,0 Promille. Mit nur 9,1 Promille fließt das „Bildungswesen“ in die Berechnung des Verbraucherpreisindex ein. Die beschriebenen Wägungsschemata bleiben bis zur nächsten Revision unverändert. Dadurch können die Preisentwicklungen über einen längeren Zeitraum ohne Veränderungen der Ausgabengewichte beobachtet werden.

A3 Warenkorb nach Abteilungen für das Basisjahr 2020 – Anteile in Promille

Revisionsdifferenzen

Die Umstellung auf das neue Basisjahr bedeutet, dass der Verbraucherpreisindex im Jahresdurchschnitt 2020 auf den Wert 100 gesetzt wurde. Bis zum Januar 2020 wurden die Ergebnisse mit der neu eingeführten Basis zurückgerechnet. Für den Zeitraum vor dem Januar 2020 wurden die Indexreihen lediglich rechnerisch auf das Basisjahr 2020 umbasiert. Das heißt, die Indizes wurden mittels eines Verkettungsfaktors auf das neue Basisjahr umgerechnet. Die umbasierten Werte für den Zeitraum vor dem Januar 2020 sind nur eingeschränkt mit den Indexwerten ab 2020 vergleichbar.

Im Vergleich zu vorangegangenen Revisionen gab es bei dieser Revision deutliche Differenzen zwischen den Veränderungsraten auf der Basis 2015=100 und der Basis 2020=100. Der Vergleich der Veränderungsraten auf alter und neuer Basis wird als Revisionsdifferenz bezeichnet. Die Revisionsdifferenzen sind positiv, wenn die Inflationsrate auf neuer Basis höher ist als auf der alten Basis. Wenn die Inflationsrate auf neuer Basis niedriger ist als auf der alten Basis, ist die Revisionsdifferenz negativ. In Niedersachsen lagen die Differenzen zwischen den Veränderungsraten auf Basis 2015=100 und den revidierten Ergebnissen (2020=100) in den einzelnen Monaten der Jahre 2021 und 2022 bei -1,5 bis +0,3 Prozentpunkten (vgl. A4).

A4 Revisionsdifferenzen – Differenz Verbraucherpreisindex Basisjahr 2015 und Basisjahr 2020 in Prozentpunkten

Im Jahr 2021 waren die Revisionsdifferenzen zum Teil sogar positiv oder lagen bei null. Ab November 2021 stiegen die Unterschiede deutlich an. Die größten negativen Revisionsdifferenzen waren im März 2022 (-1,4 %), im September 2022 (-1,4 %) und im Oktober 2022 (-1,5 %) zu verzeichnen. Ursächlich für die hohen Differenzen zwischen den Veränderungsraten sind die bereits oben beschriebenen neuberechneten Wägungsschemata für Waren und Dienstleistungen sowie die aktualisierten Gewichte und die methodischen Verbesserungen. Am Beispiel der Energie (Haushaltsenergie und Kraftstoffe) lassen sich die Revisionsdifferenzen gut erklären. Der Wägungsanteil für Energie lag bei der Basis 2015=100 bei 103,8 Promille und beträgt bei der neuen Basis 2020=100 nun 73,9 Promille. Mit der Basisumstellung wirkten sich somit die Preisanstiege, insbesondere die enorm gestiegenen Energiepreise im Jahr 2022, durch den geringen Wägungsanteil in der Basis 2020=100 nicht mehr so stark auf die monatlichen Inflationsraten im Vergleich zum höheren Wägungsanteil in der Basis 2015=100 aus.

Entwicklung der Verbraucherpreise

Im Jahresdurchschnitt 2022 wurde der Verbraucherpreisindex um 1,0 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Für das Jahr 2021 war keine Korrektur erforderlich. Auf der Basis 2020=100 lag der Verbraucherpreisindex in Niedersachsen im Jahr 2021 bei 3,0 % und im Jahr 2022 bei 6,8 %.

Im betrachteten Zeitraum von Januar 2021 bis Dezember 2022 war die Inflationsrate in Niedersachsen im Januar 2021 mit 1,1 % am geringsten. Bis Juni 2021 stieg die Veränderungsrate bis auf 2,3 %. Im zweiten Halbjahr 2021 erhöhte sich der Verbraucherpreisindex von 3,7 % (Juli 2021) auf 5,0 % (Dezember 2021) (vgl. A5). Diese deutlichen Preissteigerungen stehen im Zusammenhang mit der temporären Senkung der Mehrwertsteuersätze im zweiten Halbjahr 2020. Die Indexstände von Juli bis Dezember 2021 wurden mit den besonders niedrigen Indizes der Monate Juli bis Dezember 2020 verglichen. Dieser Basiseffekt führt zu einer deutlich höheren Inflationsrate von Juli 2021 bis Dezember 2021 im Vergleich zu den Vorjahresmonaten.

A5 Vergleich Verbraucherpreisindex in Niedersachsen Basisjahr 2015 und Basisjahr 2020 – Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent

Zudem wirkten sich grundsätzlich auch die Preiserhöhungen auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen sowie Lieferengpässe ab dem zweiten Halbjahr 2021 auf die gesamte Entwicklung der Verbraucherpreise im betrachteten Zeitraum aus. In den Monaten Januar und Februar 2022 ging die Inflationsrate wieder ein wenig zurück. Im Januar 2022 lag die Teuerungsrate bei 4,0 % und im Februar 2022 bei 4,1 %. Der Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 wirkte sich unmittelbar auf die Entwicklung der Preise ab März 2022 aus. Die Inflationsrate in Niedersachsen lag im März 2022 bei 5,5 %. In den nächsten Monaten stieg die Inflationsrate weiter an. Dieser Anstieg konnte durch die Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung (9-Euro-Ticket und Tankrabatt) nur abgemildert werden. Mit dem Wegfall dieser Entlastungsmaßnahmen erhöhte sich die Inflationsrate im September 2022 (+8,7 %) wieder deutlich und erreichte ihren Höchstwert im betrachteten Zeitraum mit 9,0 % im Oktober 2022. Dämpfend auf die Verbraucherpreise wirkte sich ein weiteres Entlastungspaket der Bundesregierung, durch das unter anderem die Umsatzsteuer für Gas und Fernwärme von 19 % auf 7 % gesenkt wurde, aus. Auch die „Dezember-Einmalzahlung“ zur Entlastung der privaten Haushalte von den enorm gestiegenen Preisen für Erdgas und Fernwärme trug zur Dämpfung bei. Im Dezember 2022 lag die Inflationsrate dann bei 8,0 %.6Detaillierte Informationen zu den Maßnahmen der Entlastungspakete und deren Wirksamkeit auf die Verbraucherpreisindizes finden Sie auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes (www.destatis.de > Themen > Wirtschaft > Preise > Verbraucherpreisindex und Inflationsrate > Informationen zu den Maßnahmen der Entlastungspakete und deren Wirksamkeit auf die Verbraucherpreisindizes).

In einem Balkendiagramm ist die Veränderung des Verbraucherpreisindex mit dem Basisjahr 2020 im Jahresdurchschnitt 2022 gegenüber dem Vorjahr nach Abteilungen dargestellt. Deutlich erkennbar ist die überdurchschnittliche Steigerung in den Abteilungen „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ (+12,3 %) und Verkehr (+11,8%). Auf dem Niveau des Verbraucherpreisindex insgesamt (+6,8%) lagen „Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe“ (+6,9%) sowie „Möbel, Leuchten, Geräte und Haushaltszubehör“ (+6,8%).
A6 Veränderung des Verbraucherpreisindexes in Niedersachsen im Jahresdurchschnitt 2022 gegenüber dem Vorjahr nach Abteilungen in Prozent (2020 = 100)

Entwicklung der Verbraucherpreise nach Abteilungen

Nach Abteilungen betrachtet, gab es die höchsten Preisanstiege im Jahresdurchschnitt 2022 in Niedersachsen in den Abteilungen „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ (+12,3 %) und im Bereich „Verkehr“ (+11,8 %).
Nur geringe Preisanstiege gab es im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr 2021 in den Abteilungen „Post und Telekommunikation“ (+0,1 %), „Bekleidung und Schuhe“ (+1,0 %) sowie „Gesundheit“ (+1,0 %).

In der Tabelle T1 werden ausgewählte Güter und deren durchschnittliche Preisentwicklung in den Jahren 2021 und 2022 aufgeführt.7Monatliche Veränderungen der Verbraucherpreise nach Abteilungen vom Januar 2021 bis Dezember 2022 finden Sie auf unserer Internetseite (www.statistik.niedersachsen.de > Themen > Preisstatistiken > Verbraucherpreise in Niedersachsen > Tabellen und Grafiken).
Die Inflationsrate war in den letzten Monaten insbesondere durch die hohen Preisanstiege für Nahrungsmittel und Energieprodukte geprägt. Auf die detaillierten Entwicklungen einzelner Produktgruppen wird im Folgenden genauer eingegangen.

Entwicklung Nahrungsmittelpreise

In der Abteilung „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ stiegen die Preise im Jahresdurchschnitt 2022 im Vergleich zum Vorjahr am deutlichsten für Speisefette und Speiseöle (+37,5 %; darunter: Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches +76,2 %), für Molkereiprodukte und Eier (+18,5 %; darunter: Quark +29,6 %) sowie für Gemüse (+14,3 %; darunter: Gurken +30,7 %). Hingegen mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher für Obst in diesem Zeitraum lediglich 3,4 % mehr bezahlen (vgl. A7).

A7 Entwicklung der Verbraucherpreisindizes (Indexpunkte) für ausgewählte Nahrungsmittel in Niedersachsen von Januar2021 bis Dezember 2022 nach Monaten (2015=100)

Hervorzuheben ist die Preisentwicklung bei den Speisefetten und Speiseölen. Mit dem Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar 2022 stiegen die Preise deutlich an. Die Verbraucherinnen und Verbraucher mussten zum Beispiel im April 2022 24,9 % mehr für Speisefette und Speiseöle bezahlen als im Vorjahresmonat. Im Oktober 2022 lag der Preisanstieg sogar bei 50,8 %. Die größten Preiserhöhungen bei Molkereiprodukten und Eiern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab es im Dezember 2022 (+32,8 %).

Entwicklung Energiepreise

In der Statistik der Verbraucherpreise werden die Preise für Haushaltsenergie und Kraftstoffe unter dem Begriff „Energie“ zusammengefasst. Die Preise im Bereich Energie fließen mit 73,9 Promille in die Berechnung des Verbraucherpreisindex ein. Im Jahresdurchschnitt stiegen die Preise von 2020 zu 2021 um 11,2 % und von 2021 zu 2022 sogar um 30,4 %. Die Inflationsrate im Jahr 2022 hätte ohne die Berücksichtigung der Preise von Kraftstoffen und Haushaltsenergie bei 4,7 % gelegen. Mit der Berücksichtigung von Energie lag die durchschnittliche Preisveränderung im Jahr 2022 bei 6,8 %. Die Preise für Kraftstoffe stiegen im Jahr 2021 kontinuierlich an. Im November 2021 mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher bereits 44,0 % mehr ausgeben als im Vorjahresmonat. Direkt nach Kriegsbeginn in der Ukraine war bei den Kraftstoffen der höchste Anstieg der Preise im Betrachtungszeitraum im März 2022 mit 47,5 % zu verzeichnen. Durch eine Entlastungsmaßnahme der Bundesregierung – dem sogenannten Tankrabatt – waren die Preiserhöhungen bei den Kraftstoffen von Juni bis August 2022 leicht abgeschwächt (vgl. A8).

In einem Liniendiagramm ist die Entwicklung der Verbraucherpreisindizes für Haushaltsenergie und Kraftstoffe von Januar 2021 bis Dezember 2022 dargestellt. Erkennbar ist ein im Wesentlichen gleich verlaufender Anstieg bis Juni 2022. Ab diesem Zeitpunkt liegen die Steigerung bei der Haushaltsenergie über der bei Kraftstoffen. Seit Oktober 2022 sind für beide Produkte Rückgänge der Indizes festzustellen.
A8 Entwicklung der Verbraucherpreisindizes (Indexpunkte) für Haushaltsenergie und Kraftstoffe in Niedersachsen von Januar 2021 bis Dezember 2022
nach Monaten (2020=100)

Zur Haushaltsenergie gehören die Positionen Strom, Gas, Heizöl, Fernwärme und weitere Energieträger. Bereits im Jahr 2021 waren leichte Preisanstiege bei der Haushaltsenergie zu verzeichnen. Im November 2021 mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher schon 9,8 % mehr bezahlen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Mit Beginn des Krieges in der Ukraine stiegen die Preise deutlich an. Die höchsten Preisanstiege gab es im betrachteten Zeitraum im Oktober 2022 mit 51,7 % (vgl. A8). Durch die Soforthilfe der Bundesregierung im Dezember 2022 waren in diesem Monat die Preissteigungen (+31,8 %) geringer als in den Vormonaten.
Auch bei den Preisentwicklungen für Erdgas und Fernwärme sind die Kriegsereignisse entscheidend. Im Betrachtungszeitraum mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher im Vergleich zum Vorjahresmonat für Erdgas (+84,6 %) im Oktober 2022 und für Fernwärme (+95,4 %) im September 2022 am meisten ausgeben (vgl. A9). Zudem wirkten sich die bereits beschriebenen Entlastungsmaßnahmen auf die Preisentwicklung aus.

In einem Liniendiagramm ist die Entwicklung der Verbraucherpreisindizes für Strom, Erdgas, Leichtes Heizöl und Fernwärme von Januar 2021 bis Dezember 2022 dargestellt. Erkennbar ist eine parallele Entwicklung mit geringer Steigerung bei Strom, Erdgas und Fernwärme bis Dezember 2021. Ab Januar 2022 und mehr noch ab April/Mai 2022 sind deutliche Steigerungen zu erkennen. Das Preisniveau für leichtes Heizöl lag schon seit Juni 2021 über dem der anderen Energiearten ist ab Januar 2022 vor allem aber im April 2022 auf ein deutlich höheres Niveau gestiegen. Im vierten Quartal sind alle Indizes mit Ausnahme des Stroms deutlich zurückgegangen, leichtes Heizöl liegt aber immer noch deutlich über dem Niveau aus dem Januar 2021.
A9 Entwicklung der Verbraucherpreisindizes (Indexpunkte) für Strom, Erdgas, leichtes Heizöl und Fernwärme in Niedersachsen von Januar 2021 bis Dezember 2022 nach Monaten (2020=100)

Bei der Entwicklung der Teuerungsrate für Strom spielte unter anderem der Wegfall der EEG-Umlage eine Rolle. Die Preise für Strom stiegen bis Juni 2022 an. Im Juli 2022 konnte die Preiserhöhung durch die Abschaffung der EEG-Umlage zum 1. Juli 2022 abgemildert werden. In den darauffolgenden Monaten kam es wieder zu Preisanstiegen. Die Ausgaben für private Haushalte für Strom erhöhten sich im Dezember 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 29,3 %. Für Heizöl mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher 92,6 % mehr im Jahresdurchschnitt 2022 bezahlen als im Vorjahr. Den höchsten Preisanstieg gab es direkt nach Kriegsbeginn im März 2022 mit 156,8 %.

Fazit

Regelmäßige Revisionen des Verbraucherpreisindex sind wichtig, um das Wägungsschema für Waren und Dienstleistungen sowie Wägungsanteile für Geschäftstypen und Länder zu aktualisieren und methodische Anpassungen umzusetzen. Bei der Umstellung auf das Basisjahr 2020 gab es im Vergleich zu vorangegangenen Revisionen deutliche Revisionsdifferenzen, die sich unter anderem durch das neuberechnete Wägungsschema für Waren und Dienstleistungen erklären lassen.
Im Jahresdurchschnitt 2022 erhöhten sich die Verbraucherpreise auf neuer Basis um 6,8 % im Vergleich zu 2021. Die Verbraucherinnen und Verbraucher mussten im Jahresdurchschnitt 2022 deutlich mehr in den Abteilungen „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ und „Verkehr“ ausgeben.

Fußnoten