
Wie gestalteten sich die Rahmenbedingungen für das Erntejahr 2024 in Niedersachsen? Welchen Einfluss hatten diese auf die Erträge und die Qualität der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen? Und wie steht es um den Obstanbau 2024 in Niedersachsen? Der folgende Jahresrückblick liefert Antworten auf diese und weitere Fragen.
- Wetterverhältnisse
- Ackerbau
- Getreide
- Winterraps
- Mais
- Kartoffeln und Zuckerrüben
- Grünland
- Baumobst
- Fazit
Wetterverhältnisse im Erntejahr 2024
Das Jahr 2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Jahresdurchschnittstemperatur lag in Niedersachsen mit 11,3 °C um 1,7 °C höher als der Schnitt von 9,6 °C zwischen 1981 und 2023. Zu den zweitwärmsten Jahren mit 10,9 °C Durchschnittstemperatur zählen 2023 und 2020. Insbesondere die Monate Februar und März waren im vergangenen Jahr deutlich wärmer als üblich (Abbildung A1).

In Niedersachsen fiel zudem großzügiger Niederschlag: Mit rund 921 mm Jahresniederschlagsmenge wurde zwar nicht der Rekordwert vom 2023 (1.073 mm) erreicht – es war jedoch das zweitnasseste Jahr der letzten zehn Jahre. Der verregnete Herbst 2023 sowie eine sehr nasse Frühjahrsbestellung 2024 hatten starken Einfluss auf den Acker- und Futterbau in Niedersachsen (Abbildung A2).

Ackerbau in Niedersachsen als Spielball der Witterung
Die Staunässe hatte dabei insbesondere auf die Winterkulturen einen negativen Einfluss. Im Herbst gesäte Flächen mussten im Frühjahr aufgrund von Fehlstellen, dünnen Beständen und schlechten Auflaufs umgebrochen werden1Wenn der Bestand aus diversen Gründen unwirtschaftlich ist, wird die Fläche umgepflügt und eine neue Kultur darauf angelegt. Z. B. wenn es beim Wintergetreide im Winter zu massiven Frostschäden kommt, ist das ein Beispiel für Auswinterungsschäden. Um den wirtschaftlichen Totalausfall zu vermeiden, wird darauf eine Sommerkultur gemäß der Fruchtfolge bestellt.. Die Dünge- und Pflegemaßnahmen waren nicht ausreichend durchführbar. Daher mussten Sommerungen2Kulturen, die im Frühling bestellt werden, z. B. Sommergetreide und Hackfrüchte. die bei den Winterungen3Kulturen, die im Herbst bestellt werden, auf dem Acker überwintern und somit im Frühjahr einen Vegetationsvorsprung gegenüber den Sommerkulturen haben. Deshalb bringen die Winterungen auch mehr Ertrag im Vergleich zu deren Sommer-Pendants. Das trifft auf Wintergetreide und Winterraps zu. durch Dauernässe entstandenen Ausfälle ausgleichen.
Aufgrund der warmen Witterung startete die Ernte 2024 bis zu zwei Wochen früher als üblich. Der Raps und das Getreide konnten in weiten Teilen Niedersachsens dank wenigen niederschlagsfreien Zeitfenstern frühzeitig eingefahren werden.
Ernte beim Wintergetreide enttäuschend
Aufgrund dieser Rahmenbedingungen war es wenig überraschend, dass sich die Winterungen ertragsschwächer zeigten als sonst. Die Getreideerträge inklusive Körnermais lagen im Jahr 2024 in Niedersachsen 2,7% unter dem 6-jährigen Durchschnitt von 2018 bis 2023 bzw. 8,6% ohne Körnermais (Tabelle T1, Abbildungen A3, A4).

Mit 69,2 dt/ha sank der Ertrag beim Winterweizen im Vergleich zum 6-jährigen Durchschnitt um 12,4% bzw. zum Vorjahr um 12,3% am stärksten. Der Roggenertrag von 55 dt/ha lag 6,9% bzw. 4,0% unter den Referenzwerten. Triticale überraschte dagegen mit einem Plus von 4,4% gegenüber dem Vorjahr bzw. 3,5% mehr im Ertrag als im 6-jährigen Durchschnitt. Die Wintergerste war durch die frühere Aussaat weniger durch Ausfälle betroffen – mit 67,9 dt/ha war sie dennoch 3,8% ertragsärmer als im 6-jährigen Mittel bzw. 8,2% unter dem Vorjahresniveau (Tabelle T1, T2, Abbildung A3).

Sommergetreide als Lückenfüller
Im Gegensatz dazu punkteten die Sommerungen bei der niedersächsischen Ernte 2024. Das ist vor allem darauf zurück zu führen, dass das Sommergetreide aufgrund der witterungsbedingten Ausfälle der Winterungen ausnahmsweise auf den Böden mit besserer Qualität angebaut wurden und mehr Ertrag als üblich erbrachten. So war beim Ertrag der Sommergerste ein Plus von 32,7% im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen und beim Hafer eine Steigerung von 36,6%. Aber besonders positiv überraschte der Sommerweizen mit einem Ertrag von 58,8 dt/ha, also einem satten Zuwachs von 60,2% gegenüber dem Vorjahr – damit wurde seine Lückenfüllerfunktion aber nur teilweise erfüllt (Tabelle T1, T2, Abbildung A3). Denn trotz guter Erträge beim Sommergetreide können diese niemals die Ernteausfälle beim Wintergetreide im nötigen Maße ausgleichen. Eine längere Vegetationszeit und intensivere Kulturführung verschaffen den Winterungen mit einem Entwicklungsvorsprung von mehreren Monaten immer einen klaren (Ertrags-)Vorteil.
Geringe Proteingehalte beim niedersächsischen Brotgetreide sorgen für Preisabzüge
Im Rahmen der BEE untersucht das Max-Rubner-Institut (MRI) in Detmold die Qualität des geernteten Brotgetreides und Winterraps. Alle hier genannten Untersuchungsergebnisse zur Getreide-Qualität und zum Ölgehalt von Winterraps beruhen auf Daten des MRI. Insgesamt lag der Anteil an Qualitätsweizen in Deutschland bei rund 54,0%. Der Anteil beim Brotroggen war mit 99,6% wesentlich zufriedenstellender. Mit 34,4% wurde in Niedersachsen am meisten A-Weizen4Als A-Weizen bezeichnet man den sogenannten „Aufmischweizen“ bzw. „Qualitätsweizen“. Dieser verfügt über hohe Proteingehalte mit hoher Proteinqualität, weshalb diese Weizenklasse zur Veredelung bzw. zur Verbesserung der Backmischungen verwendet wird. produziert, gefolgt von 26,0% B-Weizen5Der B-Weizen steht für „Brotweizen“ und ist aufgrund seiner durchschnittlichen Backeigenschaften für die Herstellung der meisten Backmischungen geeignet ist. . 6,1% des niedersächsischen Weizens erreichte dieses Jahr lediglich die „Futter-Qualität“6Der C-Weizen wird häufig auch als „Futterweizen“ genannt, da die niedrigen Proteingehalte bzw. Eiweißqualität den Vermarktungsanforderungen nicht genügen. Das Backverhalten dieser Sorten wird als ungenügend beschrieben, allerdings ist das Ertragspotenzial dieser Sorten verhältnismäßig hoch. und entsprach nicht den Mindestanforderungen für eine abzugsfreie Vermarktung.

Um eine Getreidelieferung ohne Qualitätsabstufung und ohne Preisabzüge vermarkten zu dürfen, müssen die Mindestanforderung an Proteingehalt7Der Proteingehalt (% in Trockensubstanz) ist der bestimmende Faktor für die Einteilung der Qualitätsgruppen bei Weizen. Ein höherer Proteingehalt wirkt sich positiv auf das Backverhalten aus. Die Eiweißmenge wird maßgeblich von der Stickstoffdüngung beeinflusst: Zeitpunkt der Ausbringung, Menge und Stickstoffverfügbarkeit. von mindestens 11% erfüllt sein. Der Proteingehalt beim niedersächsischen Backweizen lag mit durchschnittlich 10,6% unter den Vermarktungsanforderungen für Brot- und Backweizen. Zum Vergleich: der Bundesdurchschnitt beim Proteingehalt erreichte 11,6%. Auch das Hektolitergewicht8Das Hektolitergewicht (kg/hL) beschreibt die Schüttdichte bzw. das Korngewicht, das ein bestimmtes Volumen füllt. Die Backeigenschaften beeinflusst dieses Kriterium zwar kaum. Aber für die Vermarktung spielt das Hektolitergewicht eine der wichtigsten Rollen, da nach diesem Qualitätsmerkmal die Einstufung nach Qualitätsgruppen erfolgt. Wenn die Mindestanforderungen für den Backweizen von 74 kg/hl nicht erfüllt sind, wird das Getreide als C-Weizen bzw. Futterweizen deklariert und nur mit Preisabzügen zu vermarkten sein. Das Hektolitergewicht wird stark von den Umweltfaktoren wie Hitze, Trockenheit, Dauernässe und von der genetischen Veranlagung beeinflusst. war beim niedersächsischen Weizen mit 74,1 kg/hL knapp an der Grenze. Der Roggen unterschritt mit einem Proteingehalt von 8,7% die 9%-Grenze ebenfalls. Beide Werte lagen deutlich unter dem Vorjahresniveau von 11,6% bzw. 9,2%. Im Vergleich zum Mittel der letzten sechs Jahre von 11,8% bzw. 9,6% war der Rückgang noch drastischer (Tabelle T3).
Viele Qualitätsparameter dennoch im grünen Bereich
Gleichzeitig erreichten die meisten Proben weitere backqualitätsrelevante Mindestanforderungen des Handels ohne Probleme. Die geringe Auswuchsrate9Der Auswuchs (Gew. %) ist ein vorzeitig gekeimtes Korn im Bestand. Aufgrund der Keimung wird die Stärke in Zucker umgewandelt, was die Backqualität mindert (siehe Fallzahl). mit 0,1% beim Brotweizen und mit 0,0% beim Roggen war im Gegensatz zum feuchten Vorjahr nicht nennenswert. Daher waren die Fallzahlen10Bei der Fallzahl (s) wird die Backfähigkeit des Getreidemehls ermittelt, in dem die Zeit in Sekunden gemessen wird, die ein standardisierter Stab benötigt, um durch einen Stärkebrei aus Wasser und dem jeweiligen Getreidemehl durchzufallen. Es wird die Geschwindigkeit der Verkleisterung des Mehls festgestellt, die von der Stärke abhängt. Optimale Backfähigkeit wird beim Weizen mit den Fallzahlen von 250-300 s erreicht, beim Roggen liegt diese bei 150-180 s. Zu niedrige Fallzahlen führen zu einem feuchtbackenden, unelastischen Backergebnis, wogegen die Mehle mit zu hohen Fallzahlen eine trockene Backkrume und nur wenig Backvolumen ergeben. von 338 Sekunden beim Weizen im zufriedenstellenden Bereich und 280 Sekunden beim Roggen überdurchschnittlich hoch. Laut Max-Rubner-Institut ist insgesamt aber ein gutes Backergebnis zu erwarten. Lediglich zur Herstellung hochwertiger Backmischungen müssen sich die Mühlen anderweitig nach E-11Als E-Weizen bezeichnet man den „Eliteweizen“, deren Qualität für die heimische Backwaren teils zu hoch ist. Das kommt den schwächeren Sorten zu Gute, um die Backrezepturen zu veredeln. Dieser Weizen wird vorrangig exportiert. und A-Weizen umschauen.
Schlechte Nachrichten gab es dagegen beim Roggen in Bezug auf den erhöhten Mutterkornbesatz12Als Mutterkorn (Gew. %) wird ein giftiger Getreidepilz bezeichnet, der sich bevorzugt im Roggen ansiedelt. Wegen seiner stark giftigen Alkaloide wurde der gesetzliche Grenzwert für die Verunreinigung auf maximal 0,05% festgelegt.. Dieser lag mit 0,22% deutlich über dem Grenzwert von 0,05% und über dem Vorjahreswert von 0,01% (Tabelle T3). Bei weiteren Pilzinfektionen gab es Entwarnung.
Unterdurchschnittlicher Ertrag beim Winterraps mit sehr guter Qualität
Mit 31,9 dt/ha war der Ertrag beim Winterraps für das Jahr 2024 enttäuschend, denn er lag rund 10,0% unter dem Vorjahresniveau und unter dem 6-jährigen Mittel (Tabelle T1, T2, Abbildungen A3, A5). Regionale Spätfröste sowie Schneefall vor oder während der Blüte trugen zu diesem niedrigen Ergebnis bei.
Der Ölgehalt lag in Niedersachsen dennoch bei 44,7% – der höchste Wert unter den Bundesländern. Züchtungserfolge bei Hybridsorten steigern jedes Jahr aufs Neue den Anteil besonders ölhaltiger Sorten mit weit über 45% an Ölgehalt. Vor 5 Jahren beispielsweise lag der Anteil der im Rahmen der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung untersuchten Proben mit über 42% Ölgehalt noch bei 26,6%. Im Jahr 2024 stieg dieser Anteil bereits auf 93,5%.

Zufriedenstellende Maisernte in Niedersachsen
Dieses Jahr stach der Mais als „Erntegewinner“ besonders heraus, sofern sich die Maisbestände im Frühjahr gut etablieren konnten und die Böden nicht zu „schwer“ waren. So lag der Durchschnittsertrag mit 102,9 dt/ha beim Körnermais bis zu 20,0% über dem 6-jährigen Durchschnitt, jedoch mit 1,2% knapp unter dem Wert des Vorjahres (Tabelle T1, T2, Abbildung A3, A5).
Beim Silomais wurde ein Ertrag von 474,3 dt/ha festgestellt, der zwar 9,7% über dem Mittel der letzten sechs Jahre lag, aber 2,1% unter dem Niveau des Jahres 2023 (Tabelle T1, T2, Abbildung A3, A6).

Je nach Rahmenbedingungen und Versorgungslage vor Ort entschieden sich die Betriebe relativ kurzfristig für eine Umnutzung von Korn zu Silage und umgekehrt. Aufgrund des Rückgangs der Nutztierzahlen, (Teil-)Abschaltungen von Biogasanlagen und sehr guter Raufuttererträge wurden die Bedarfe früh gedeckt. Eine gute Marktsituation beim Körnermais sowie seine dankbare Lückenfüller-Funktion für ausgefallene Winterungen sind als mögliche Gründe für eine Flächenzunahme von 7,0% in 2024 zu benennen.
Hackfrüchte mit hohen Erträgen bei unbefriedigender Qualität
Der niedersächsische Kartoffelertrag von 457,7 dt/ha war das zweite Jahr in Folge sehr erfreulich und lag mit 7,8% über dem 6-jährigen Mittel bzw. 0,1% unter dem Vorjahresniveau (Tabelle T1, T2, Abbildung A3, A6). Ein enormer frühzeitiger Druck durch Krautfäule verlangte rasches Behandeln mit Fungiziden, um den Ertrag und die Erntequalität zu sichern. Eine ungleichmäßige Verteilung der Knollengrößen und unregelmäßige Sortierung – ähnlich wie im Vorjahr – war dem frühen Absterben mancher Partien durch die Krautfäule geschuldet. Dank gutem Wetter konnten dieses Jahr aber alle Flächen geerntet werden. Aufgrund einer hohen Verfügbarkeit an Speisekartoffeln folgte ein vorhersehbarer Preisverfall.
Rekordverdächtige Zuckerrübenerträge
Das zweite Jahr in Folge zeigten sich die Zuckerrüben mit Erträgen von 894,3 dt/ha rekordverdächtig. Das entsprach einem Plus von 15,2% gegenüber dem 6-jährigen Durchschnitt und rund 3,0% mehr als im Vorjahr (Tabelle T1, T2, Abbildung A3, A6). Eine gute Wasserversorgung und ausreichend Sonneneinstrahlung in der zweiten Vegetationshälfte verhalfen zu üppigem Wachstum, das wegen einer späten Aussaat und eines kühlen Frühjahrs anfänglich stagnierte. Leider mussten im Laufe der Erntekampagne die Erwartungen an den Zuckergehalt der Rüben von über 17,0% auf 16,4% bis 16,9% nach unten korrigiert werden. Milde Temperaturen und Nässe sorgten zudem für diverse Blattinfektionen in den Rübenbeständen, vor allem durch den Pilz Cercospora. Die im Süden bereits verbreitete Schilf-Glasflügelzikade, die sogenannte „Gummirüben“ verursacht, stellte in Niedersachsen noch kein Problem dar. Die bisher längste Zuckerrübenkampagne in Niedersachsen zog sich wegen der riesigen Erntemengen von Ende August 2024 bis in den Februar 2025 hinein.

Staunässe verhindert üppige Ernte auf Grünland
Die Raufutterernte 2024 war sehr anspruchsvoll. Nach den üppigen Winterniederschlägen waren mancherorts Pflege- und Düngemaßnahmen aufgrund eingeschränkter Befahrbarkeit nicht umsetzbar. Insgesamt entstand der Eindruck, dass immer mehr Wiesen und Weiden extensiv bewirtschaftet werden. Dies spiegelte sich teils in unzureichender Qualität des Futters wider. Die gewachsene Menge war dank guter Wasserversorgung sehr üppig. Der Bedarf der Betriebe wurde teilweise bereits nach dem ersten oder zweiten Schnitt gedeckt, sodass die Folgeschnitte größtenteils gemulcht wurden. Gleichzeitig berichteten einige Grünlandbetriebe darüber, dass aufgrund der Staunässe gar kein Schnitt möglich war. Um die Grasnarbe zu schonen, wurde die Beweidung aus demselben Grund regional deutlich eingeschränkt.
Beim ausgedehnten Ackergrasanbau lag der Ertrag mit 95,6 dt/ha um 0,6% höher als im Vorjahr und 20,1% über dem 6-jährigen Mittel (Tabelle T1, T2, Abbildung A3). Auf den Wiesen wurde ein Ertrag von 80,9 dt/ha ermittelt, was 6,0% unter dem Ertrag des Vorjahres, jedoch 9,5% über dem 6-jährigen Mittel lag. Das meiste Futter wurde zwecks Silierung geerntet.
Auch Baumobst litt unter Wetterkapriolen
95,7% der Baumobsternte 2024 machte die Lieblingsfrucht der Deutschen – der Apfel – aus. Leider war es die zweitschlechteste Apfelernte der letzten zehn Jahre in Niedersachsen. Der Ertrag lag mit 309,1 dt/ha bis zu 12,0% unter dem Schnitt der letzten sechs Jahre (Tabelle T4, Abbildung A3) und 8,6% unter dem Vorjahresniveau. Die sonst stark tragenden Sorten der Jona-Gruppe waren im Jahr 2024 besonders ertragsschwach, was vermutlich auf Alternanz13Als Alternanz bezeichnet man ein Phänomen bei Obstbäumen, das die Schwankungen im Ertrag beschreibt. Oft wechseln sich dabei stark tragende Jahre mit schwachen Jahren im zweijährigen Rhythmus ab. Auslöser können Witterung aber auch sortenspezifische Veranlagungen sein. zurückzuführen ist.
Ebenfalls unterdurchschnittlich war die Birnenernte 2024, die in Niedersachsen lediglich 2,0% der Gesamternte beim Baumobst ausmachte. Im Vergleich zum 6-jährigen Mittelwert von 225,3 dt/ha wurden im Jahr 2024 mit 207,9 dt/ha rund 8,0% weniger Birnen geerntet und sogar 23,0% weniger als im Vorjahr (271,4dt/ha) (Tabelle T4, Abbildung A3).

Der Blühbeginn verfrühte sich aufgrund des sehr milden Winters um zwei Wochen, sodass die Spätfröste manche Obstplantagen in voller Blüte erwischten. Dann bot ein durchweg nasses kühles Frühjahr ungünstige Blühbedingungen, was zu Verlusten beim Ertrag und der Qualität führte. Die Pflanzenschutzmaßnahmen konnten teils nicht umgesetzt werden – ebenfalls mit negativen Folgen für die Gesamternte. In einigen Regionen des Alten Landes minderte der Hagel im Frühjahr und im Herbst zusätzlich die Menge, die Marktqualität und die Lagerfähigkeit.
Das Positive an der geringen Erntemenge ist, dass der Markt durch die beschränkte Verfügbarkeit auch für die B-Ware offensteht. Zum Jahresende wurden rund 84,0% der Apfelernte und 83,0% der Birnenernte als Tafelobst vermarktet. Das allgemein höhere Preisniveau machte die Verarbeitung z. B. zu Most zudem attraktiver.
Nach der Ernte ist vor der Ernte
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die üppigen Niederschläge und der kühle Saisonstart zu Ertrags- und Qualitätseinbußen bei fast allen Kulturen und somit zu einer eher unbefriedigenden Ernte 2024 in Niedersachsen führten. Die Herbstbestellung der Winterkulturen für das Jahr 2025 konnte dank guter Witterung wie geplant ablaufen. Es werden wieder mehr Winterungen erwartet. Die Aussichten auf das neue Erntejahr sind daher weitgehend hoffnungsvoll und optimistisch.
Weitere Informationen und Daten zu Wachstum und Ernte in Niedersachsen gibt es auf unserer Webseite: statistik.niedersachsen.de.
Fußnoten
- 1Wenn der Bestand aus diversen Gründen unwirtschaftlich ist, wird die Fläche umgepflügt und eine neue Kultur darauf angelegt. Z. B. wenn es beim Wintergetreide im Winter zu massiven Frostschäden kommt, ist das ein Beispiel für Auswinterungsschäden. Um den wirtschaftlichen Totalausfall zu vermeiden, wird darauf eine Sommerkultur gemäß der Fruchtfolge bestellt.
- 2Kulturen, die im Frühling bestellt werden, z. B. Sommergetreide und Hackfrüchte.
- 3Kulturen, die im Herbst bestellt werden, auf dem Acker überwintern und somit im Frühjahr einen Vegetationsvorsprung gegenüber den Sommerkulturen haben. Deshalb bringen die Winterungen auch mehr Ertrag im Vergleich zu deren Sommer-Pendants. Das trifft auf Wintergetreide und Winterraps zu.
- 4Als A-Weizen bezeichnet man den sogenannten „Aufmischweizen“ bzw. „Qualitätsweizen“. Dieser verfügt über hohe Proteingehalte mit hoher Proteinqualität, weshalb diese Weizenklasse zur Veredelung bzw. zur Verbesserung der Backmischungen verwendet wird.
- 5Der B-Weizen steht für „Brotweizen“ und ist aufgrund seiner durchschnittlichen Backeigenschaften für die Herstellung der meisten Backmischungen geeignet ist.
- 6Der C-Weizen wird häufig auch als „Futterweizen“ genannt, da die niedrigen Proteingehalte bzw. Eiweißqualität den Vermarktungsanforderungen nicht genügen. Das Backverhalten dieser Sorten wird als ungenügend beschrieben, allerdings ist das Ertragspotenzial dieser Sorten verhältnismäßig hoch.
- 7Der Proteingehalt (% in Trockensubstanz) ist der bestimmende Faktor für die Einteilung der Qualitätsgruppen bei Weizen. Ein höherer Proteingehalt wirkt sich positiv auf das Backverhalten aus. Die Eiweißmenge wird maßgeblich von der Stickstoffdüngung beeinflusst: Zeitpunkt der Ausbringung, Menge und Stickstoffverfügbarkeit.
- 8Das Hektolitergewicht (kg/hL) beschreibt die Schüttdichte bzw. das Korngewicht, das ein bestimmtes Volumen füllt. Die Backeigenschaften beeinflusst dieses Kriterium zwar kaum. Aber für die Vermarktung spielt das Hektolitergewicht eine der wichtigsten Rollen, da nach diesem Qualitätsmerkmal die Einstufung nach Qualitätsgruppen erfolgt. Wenn die Mindestanforderungen für den Backweizen von 74 kg/hl nicht erfüllt sind, wird das Getreide als C-Weizen bzw. Futterweizen deklariert und nur mit Preisabzügen zu vermarkten sein. Das Hektolitergewicht wird stark von den Umweltfaktoren wie Hitze, Trockenheit, Dauernässe und von der genetischen Veranlagung beeinflusst.
- 9Der Auswuchs (Gew. %) ist ein vorzeitig gekeimtes Korn im Bestand. Aufgrund der Keimung wird die Stärke in Zucker umgewandelt, was die Backqualität mindert (siehe Fallzahl).
- 10Bei der Fallzahl (s) wird die Backfähigkeit des Getreidemehls ermittelt, in dem die Zeit in Sekunden gemessen wird, die ein standardisierter Stab benötigt, um durch einen Stärkebrei aus Wasser und dem jeweiligen Getreidemehl durchzufallen. Es wird die Geschwindigkeit der Verkleisterung des Mehls festgestellt, die von der Stärke abhängt. Optimale Backfähigkeit wird beim Weizen mit den Fallzahlen von 250-300 s erreicht, beim Roggen liegt diese bei 150-180 s. Zu niedrige Fallzahlen führen zu einem feuchtbackenden, unelastischen Backergebnis, wogegen die Mehle mit zu hohen Fallzahlen eine trockene Backkrume und nur wenig Backvolumen ergeben.
- 11Als E-Weizen bezeichnet man den „Eliteweizen“, deren Qualität für die heimische Backwaren teils zu hoch ist. Das kommt den schwächeren Sorten zu Gute, um die Backrezepturen zu veredeln. Dieser Weizen wird vorrangig exportiert.
- 12Als Mutterkorn (Gew. %) wird ein giftiger Getreidepilz bezeichnet, der sich bevorzugt im Roggen ansiedelt. Wegen seiner stark giftigen Alkaloide wurde der gesetzliche Grenzwert für die Verunreinigung auf maximal 0,05% festgelegt.
- 13Als Alternanz bezeichnet man ein Phänomen bei Obstbäumen, das die Schwankungen im Ertrag beschreibt. Oft wechseln sich dabei stark tragende Jahre mit schwachen Jahren im zweijährigen Rhythmus ab. Auslöser können Witterung aber auch sortenspezifische Veranlagungen sein.