Ernte- und Betriebsberichterstatter/-innen gesucht

Ernte- und Betriebsberichterstatter/-innen gesucht: Interview mit Natalia Schasse
Foto: LSN

Interview mit Natalia Schasse

Die Ernte- und Betriebsberichterstattung in Niedersachsen hat eine lange Tradition – bereits seit 140 Jahren werden Schätzungen zu Anbauflächen und Erträgen landwirtschaftlicher Kulturen durchgeführt. Nur dank freiwilliger Beteiligung der Landwirtinnen und Landwirte aus allen Regionen Niedersachsens ist das möglich. Nun sucht das LSN neue ehrenamtliche Betriebe.

Natalia Schasse, Teamleiterin im Bereich Ernte- und Betriebsberichterstattung, erklärt, warum die Mitarbeit freiwilliger Betriebe so wichtig ist und welche Aufgaben dabei übernommen werden.


Warum benötigt das LSN neue Betriebe, die Daten liefern?

Natalia Schasse: Wenn sich langjährige Berichterstatter zur Ruhe setzen und sich keine Betriebsnachfolge findet, entstehen Lücken, die wir füllen müssen. Wir benötigen neue berichterstattende Betriebe, damit die Umfrage weiterhin repräsentativ ist und die Statistik freiwillig bleiben kann. Außerdem werden alle naturräumlichen Regionen wie Küste und Marschen, Lüneburger Heide und Börden sowie Flach- und Bergland, die Niedersachsen auszeichnen, durch die gesamte Bandbreite landwirtschaftlicher Betriebe abgedeckt.

In einigen Regionen des Landes fehlen bereits berichterstattende Betriebe. Aufgrund eines massiven Strukturwandels in der Landwirtschaft lässt sich vermuten, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren weiter fortsetzt. Daher sind wir über jeden Betrieb froh, der sich beteiligen will.

Welche Vorteile haben Betriebe von einer Teilnahme?

Natalia Schasse: Teilnehmende Betriebe leisten einen entscheidenden Beitrag, um landwirtschaftliche Trends zu erkennen. Das trägt zu einer soliden unabhängigen Entscheidungsgrundlage für agrarpolitische Maßnahmen und zu mehr Markttransparenz bei. Außerdem dienen die Ergebnisse der Berichterstattung als Basis für betriebswirtschaftliche Entscheidungen in der Beratung durch regionale Verbände. Das heißt – die Landwirte tun also etwas für sich und ihren Berufsstand.

Für die Berichterstattung gibt es eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 8 Euro pro Rückmeldung.

Weiterhin bekommen die teilnehmenden Betriebe von uns regelmäßige Informationsschreiben mit der Auswertung zur Ertrags- und Flächenentwicklung im Land und Kreis und exklusive Berichte über die Erntequalität aus den Daten der „Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung“.

Welche Aufgaben haben die berichtenden Betriebe?

Natalia Schasse: Die Betriebe werden von uns bis zu sieben Mal jährlich zu unterschiedlichen Kulturen und Themen befragt. Dabei geht es um die Flächenentwicklung und eine Ertragsschätzung auf dem eigenen Betrieb von Feldfrüchten, auf dem Grünland sowie zum Baumobst. Außerdem sind wir auf die Informationen zur Witterung, zum Wachstumsstand und zu Schädlingen angewiesen, um die Zahlen besser zu verstehen. Ebenfalls werden auf den Höfen eingelagerte Vorräte von Getreide und Kartoffeln abgefragt, z. B. für die Erstellung volkswirtschaftlicher Jahresbilanzen.

Der Zeitaufwand beträgt nur wenige Minuten – in Papierform handelt es sich um ein einseitiges Formular. Wir setzen aber verstärkt auf den Online-Meldeweg, der immer größeren Zuspruch bei unseren Betrieben findet. Die Rückmeldung erfolgt online, per E-Mail, per Post mit Freiumschlag oder – etwas Oldschool – auch per Fax. Für einen besonders persönlichen Austausch nehmen wir die Daten auch gern telefonisch auf.

Warum ist eine Berichterstattung in allen Regionen so wichtig?

Natalia Schasse: Mit dem Verlust meldender Betriebe verliert die Ernte- und Betriebsberichterstattung an Aussagekraft. Denn: die Ergebnisse der unterrepräsentierten Regionen fließen dann nicht mehr so stark ins Landesergebnis ein, verlieren somit an Relevanz. Wenn wir nicht genug berichterstattende Betriebe in einem Kreis haben, werden für regionale Entscheidungen als Bemessungsgrundlage z. B. bei Missernten die Daten des gesamten Landes verwendet. Das kann für den einen oder anderen Betrieb zum Nachteil sein und den ungünstigen Entwicklungen in einzelnen Regionen kann nicht mehr im nötigen Maße rechtzeitig entgegengewirkt werden.

Wer profitiert von der Statistik?

Natalia Schasse: Zu den Betrieben selbst hatte ich ja schon etwas gesagt. Weitere Datennutzer sind die Agrarpolitik, die Interessenverbände und landwirtschaftliche Beratungsstellen. Zum einen dient die Statistik als Grundlage für alle Berechnungen der Produktionsleistung in der Landwirtschaft auf allen regionalen Ebenen. Zum anderen ermöglicht sie einen Vergleich verschiedener Anbaugebiete. Die Versorgungsbilanzen bei Lebensmitteln, Tierfutter sowie bei wichtigen Rohstoffen helfen bei der Erstellung von Krisen- und Notfallplänen im Fall einer Missernte oder eines Krieges. Die Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren somit auch davon.

So können Landwirtschaftsministerium, Landwirtschaftskammer und Kommunen, Versuchs- und Beratungsringe sowie die Forschung durch die Daten auf Entwicklungen kurz- und mittelfristig reagieren und entsprechend Lösungen finden, möglichst praxisnah.

Und zu guter Letzt: Wo kann sich ein interessierter Betrieb melden?

Natalia Schasse: Sehr gerne direkt bei mir:

oder postalisch an das Landesamt für Statistik Niedersachsen, Dezernat 42 – Ernte- und Betriebsberichterstattung, Göttinger Chaussee 76, 30453 Hannover.

Weitere Informationen zum Thema Ernteberichterstatter/-innen sowie alle Kontaktmöglichkeiten gibt es außerdem auf unserer Webseite.

 Vielen Dank für das Gespräch.